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1. In eben dem Sommer, in welchem die Römer in Thessalien in dem ersten Treffen mit der Reuterei die Besiegtenequestri pugna vicere]. – Ich übersetze nach Gronov u. Drakenb., welche so zu lesen vorschlagen: equestri pugna victi primum, deinde vicere Romani. , im andern die Sieger waren, zwang in Illyricum der vom Consul hieher geschickte Unterfeldherr zwei wohlhabende Städte durch Gewalt der Waffen zur Übergabe, und ließ ihnen alles Ihrige, um durch die gute Meinung von der Römischen Milde die Bürger der starken Festung Carnus zu gewinnen. Als er sie aber weder zur Übergabe bewegen, noch durch Einschließung erobern konnte, gab er die vorhin verschonten Städte, damit sich seine Soldaten nicht umsonst in zwei Belagerungen abgemühet haben sollten, der Plünderung preis. Der andre Consul Cajus Cassius that nicht nur in Gallien, welches er erloset hatte, nichts Merkwürdiges, sondern er machte sich auch, wiewohl vergeblich, an das Unternehmen, mit seinen Legionen durch Illyricum nach Macedonien zu gehen. Daß der Consul diesen Zug angetreten habe, erfuhr der Senat durch Abgesandte von Aquileja. Als diese mit der Klage, ihre Pflanzstadt liege, bei ihrer Neuheit, bei ihrer Schwäche und noch nicht vollendeten Befestigung, zwischen zwei feindseligen Völkern, den Istriern und Illyriern in der Mitte, zugleich die Bitte vortrugen, der Senat möge sich die Befestigung ihrer Pflanzstadt empfohlen sein lassen, so legte man ihnen die Frage vor, ob sie wünschten, daß man dem Consul Cajus Cassius diesen Auftrag gebe; und sie antworteten, Cassius habe sein Heer nach Aquileja entboten und sei durch Illyricum 326 nach Macedonien aufgebrochen. Anfangs schien die Erzählung unglaublich und Jeder vermuthete nach seinen Gründen, Cassius habe vielleicht die Carner oder die Istrier angegriffen. Darauf sagten die Aquilejer, sie wüßten weiter nichts und getraueten sich auch weiter nichts zu behaupten, als daß den Soldaten auf dreißig Tage Getreide zugetheilt sei und daß man Wegweiser, welche mit den Straßen aus Italien nach Macedonien bekannt wären, aufgesucht und mitgenommen habe. Nun gerieth der Senat in Unwillen, daß sich der Consul so viel erdreistet habe, seinen eignen Standort zu verlassen, auf den eines Andern überzugehen, sein Heer auf einem nie gemachten, gefahrvollen Marsche zwischen fremden Völkern durchzuführen und so vielen Nationen einen Weg nach Italien zu bahnen. Mit großer Stimmenmehrheit wurde beschlossen, der Prätor Cajus Sulpicius solle aus dem Senate drei Abgesandte ernennen; diese sollten noch heute von Rom abgehen und so schnell als möglich dem Consul Cassius, er möge sein, wo er wolle, nachreisen, um ihm anzudeuten, daß er mit keinem Volke einen Krieg anfange, mit dem er nicht auf Befehl des Senats geführt werden müsse. Diese abreisenden Gesandten waren Marcus Cornelius Cethegus, Marcus Fulvius, Publius Marcius Rex. Über die Besorgniß um den Consul und sein Heer wurde für jetzt die Sorge für die Befestigung Aquileja's aufgeschoben.
2. Nun wurden die Gesandten mehrerer Völkerschaften aus beiden Spanien im Senate vorgelassen. Unter Klagen über die Habsucht und Härte der Römischen Befehlshaber baten sie den Senat kniefällig, nicht zu gestatten, daß sie als Bundsgenossen schrecklicher geplündert und gequält würden, als die Feinde. Da sie über mancherlei Unwürdigkeiten klagten und offenbar Gelderpressungen vorgefallen waren, so wurde dem Prätor Lucius Canulejus, welchem das Los Spanien bestimmt hatte, aufgetragen, gegen Jeden, an den die Spanier Geldforderungen zu machen hätten, fünf Mitglieder des Senats zu untersuchenden Richtern zu ernennen und den Spaniern 327 die Erlaubniß zu geben, zu Führern ihrer Sache sich die Männer, die sie wünschten, selbst zu wählen. Man rief die Gesandten in das Rathhaus, las ihnen den Senatsbeschluß vor und forderte sie auf, ihre Sachführer zu bestimmen. Sie ernannten dazu vier Männer, den Marcus Porcius Cato, den Publius Cornelius Scipio, des Cneus Sohn; den Lucius Ämilius Paullus, des Lucius Sohn, und den Cajus Sulpicius Gallus. Von dem Untersuchungsausschusse machten sie zuerst gegen den Marcus Titinius Gebrauch, der unter den Consuln Aulus Manlius und Marcus Junius als Prätor im diesseitigen Spanien gestanden hatte. Zweimal wurde in seiner Sache ein neuer Gerichtstag angesetzt; zum drittenmale wurde der Beklagte freigesprochen. Nun entstand zwischen den Gesandten beider Provinzen eine Uneinigkeit: die Völker des diesseitigen Spaniens nahmen zu ihren Sachführern den Marcus Cato und den Scipio, die des jenseitigen den Lucius Paullus und Sulpicius Gallus. Von den diesseitigen Völkern wurde Publius Furius Philus, von den jenseitigen Marcus Matienus vor dem Untersuchungsausschusse belangt. Jener war vor drei Jahren unter den Consuln Spurius Postumius, Quintus Mucius, dieser zwei Jahre früher, unter den Consuln Lucius Postumius, Marcus Popillius Prätor gewesen. Gegen beide wurden die härtesten Anklagen vorgebracht und ihre Sache zweimal vorgenommen. Als sie sich abermals verantworten sollten, ließen sie ihr Nichterscheinen damit entschuldigen, daß sie sich selbst aus der Stadt verwiesen hätten. Furius ging als Verbannter nach Präneste, Matienus nach Tibur. Darauf hieß es, die Sachführer selbst verhinderten die Vorforderung der Adlichen und Mächtigen, und diesen Argwohn bestärkte der Prätor Canulejus dadurch, daß er die Sache liegen ließ und die Werbung vornahm. Dann reisete er plötzlich nach seinem Standorte ab, um den Plackereien der Spanier nicht noch Mehrere auszusetzen. Ließ gleich der Senat auf diese Art das Geschehene durch Stillschweigen in Vergessenheit gerathen, so sorgte er doch auf die Zukunft für die Spanier, indem er 328 ihnen bewilligte, daß kein Römischer Statthalter für das ihm zu liefernde Getreide die Geldsumme bestimmen dürfe, ferner daß die Spanier den Zwanzigsten von ihrer Ernte nicht nach einem vom Statthalter bestimmten Preise zu verkaufen brauchten; auch daß er in keine von ihren Städten zur Eintreibung von Geldern einen Obersten einlegen dürfe.
3. Aus Spanien kam noch eine andre Gesandschaft, eines Menschenstammes von neuer Abkunft. Über viertausend Menschen meldeten sich mit der Anzeige, sie wären von Römischen Soldaten mit Spanierinnen erzeugt, mit welchen kein Eherecht Statt finde; sie baten, ihnen eine Stadt zum Wohnorte anzuweisen. Der Senat befahl, «sie sollten ihre Namen bei dem Lucius Canulejus angeben. Diejenigen von ihnen, die er für Freie erklärte, sollten nach Carteja am Weltmeere abgeführt werden. Wer von den Cartejern Lust habe, in seiner Vaterstadt zu bleiben, der solle durch das ihm angewiesene Grundstück das Recht bekommen, zu den Pflanzbürgern zu gehören. Die Pflanzung solle Latiner-Recht und den Namen Pflanzstadt der Freigelassenen haben.» Zu gleicher Zeit kamen aus Africa nicht allein Gulussa, Sohn des Königs Masinissa, als Gesandter seines Vaters, sondern auch Carthager. Gulussa wurde zuerst im Senate eingeführt, gab Bericht über die Beiträge zum Macedonischen Kriege, die sein Vater ihm mitgegeben hatte, versprach, falls den Vätern gefällig sein sollte, ihm noch andre Lieferungen aufzuerlegen, seiner Verbindlichkeit gegen Rom gemäß auch diese zu leisten, und warnte sie vor der Hinterlist der Carthager. «Sie hätten die Maßregel ergriffen, eine große Flotte auszurüsten, dem Scheine nach für die Römer, gegen die Macedonier. Wenn diese ausgerüstet und segelfertig sei, dann werde es von ihnen abhangen, wen sie als Feind oder als Freund ansehen wollten.» [Darauf vertheidigte er den Masinissa in Betreff des Gebiets und der Städte, die er, wie die Carthager klagten, ihnen genommen haben sollte, und der Streit zwischen dem Prinzen und den 329 Carthagischen Gesandten wurde mit Hitze geführt. Was von beiden Seiten vorgebracht wurde, was der Senat darauf geantwortet habe, ist ungewiß. Doch ruhete dieser Streit, wie eingeschlummert, mehrere Jahre lang, bis er bei seiner Erneurung zu einem heftigen Kriege ausbrach, den die Punier mit dem Masinissa anfingen, mit den Römern führen mußten, und der nicht anders, als mit Carthago's Untergange endete. In den Jahrbüchern findet sich, daß in diesem Jahre ein Mädchen noch im Hause der Ältern zu einem Knaben geworden und auf eine wüste Insel ausgesetzt sei.]
(4.) [Die Wahlversammlungen hielt der Consul Cajus Cassius. Aulus Hostilius Mancinus und Aulus Atilius Serranus wurden Consuln. Die nachher gewählten Prätoren waren Marcus Räcius, Quintus Mänius, Lucius Hortensius, Quintus Älius Pätus, Titus Manlius Torquatus, Cajus Hostilius. Den Consuln wurden die Standplätze Italien und Macedonien angewiesen. Italien erlosete Atilius, Hostilius Macedonien. Die Prätoren traf, den Räcius die Rechtspflege in der Stadt, den Mänius die über die Fremden, die Flotte und die Seeküste Griechenlands den Hortensius. Die übrigen Standplätze der Prätoren waren ohne Zweifel Spanien, Sicilien und Sardinien. Welchem Prätor aber jedes einzeln zugefallen sei, darüber giebt es bei dem Stillschweigen der alten Denkmale keine Gewißheit. Indessen ließ Publius Licinius, gleich als hätte man ihn nicht zur Führung des Krieges gegen den Perseus, sondern gegen die Griechen, ausgesandt, seinen dem Feinde unschädlich gewesenen Zorn gegen die unglücklichen, ihm an Kräften ungleichen, Griechen aus, eroberte in Böotien, wo er seine Winterquartiere hatte, mehrere Städte und plünderte sie auf eine grausame Art. Da die von ihm vorzüglich gemishandelten Bürger von Coronea sich an den Senat wandten, so erklärten die Väter, die zu Sklaven verkauften Gefangenen sollten wieder in Freiheit gesetzt werden. Die Grausamkeit und Habsucht des Consuls ahmte der Befehlshaber der Flotte, der Prätor Lucretius nach, oder übertraf sie 330 noch, er, gegen Bundesgenossen der Held, dem Feinde der Verächtliche. Denn die bei Oreum stehende Flotte griff Perseus unvermuthet an, nahm ihm zwanzig mit Getreide befrachtete Lastschiffe, bohrte die übrigen in den Grund und eroberte sogar vier Fünfruderer. Auch in Thracien focht Perseus mit Glück, als er zur Vertheidigung des Cotys gegen die Truppen des Atlesbis und Corragus einen Seitenzug dorthin unternommen hatte. Doch Cotys selbst ließ es auch an sich nicht fehlen, als ein tüchtiger Krieger und ein Mann von außerordentlicher Klugheit, nur seiner Abkunft nach, nicht in seinem Benehmen, ein Thracier. Denn seine Nüchternheit und Mäßigkeit war musterhaft, und seine Milde und Selbstbeherrschung machte ihn wirklich liebenswürdig.]
(5.) [Dem Perseus ging Alles nach Wunsch. Denn jetzt traten auch die Epiroten zu ihm über, auf Betrieb des Cephalus, welchen jedoch zum Abfalle von Rom mehr die Noth vermochte, als seine Neigung. Als ein Mann von außerordentlicher Klugheit und Festigkeit meinte er es auch jetzt vollkommen redlich. Denn er hatte die unsterblichen Götter angeflehet, sie möchten zwischen den Römern und Perseus keinen Krieg ausbrechen, oder es nicht zu einer völligen Entscheidung kommen lassen. Als der Krieg dennoch ausbrach, hatte er sich vorgenommen, der Vorschrift des Vertrages gemäß die Römer zu unterstützen, allein weder als der Zuvorkommende mehr zu tun, als die Bundesbedingungen verlangten, noch auf eine unanständige und niedrige Art den Gehorsamen zu machen. Diese Maßregeln des Mannes störete ein gewisser Charopus, ein Enkel jenes Charopus, welcher dem Titus Quinctius im Kriege gegen Philipp den Paß am Flusse Aous eröffnet hatte, ein feiler Schmeichler der Mächtigern, und gewandt in der Kunst, jeden Rechtschaffenen zu verleumden. Er war zu Rom erzogen, wohin ihn sein Großvater geschickt hatte, das Römische sprechen und schreiben zu lernen. So hatte er die Bekanntschaft und Zuneigung sehr vieler Römer, und nach seiner Zurückkunft ins Vaterland klaffte er nun, als ein 331 leichtsinniger, schlechtdenkender Mensch, der sich auch auf seine Freundschaften in Rom verließ, beständig die ersten Männer an. Freilich anfangs wurde er von Allen verachtet und kam gar nicht in Betracht. Als sich aber nach dem Ausbruche des Krieges gegen Perseus Alles in Griechenland dem Verdachte ausgesetzt sah, Viele offenbar, Mehrere heimlich es mit Perseus hielten, machte sichs Charopus zum Geschäfte, alle Epiroten von ausgezeichnetem Ansehen bei den Römern zu verklagen. Einigen Schein und Anstrich gab seinen Verleumdungen die Verbindung, in welcher ehemals Cephalus und die übrigen Anhänger seiner Partei mit Macedoniens Königen gestanden hatten. Da er jetzt alle ihre Worte und Handlungen in böser Absicht ausspähete, sie immer zum Schlimmsten verdrehete und die Wahrheit durch beliebiges Hinzusetzen und Weglassen verfälschte, so verschaffte er seinen Verläumdungen Glauben. Indeß voll Vertrauen auf ihr edles Bewußtsein einer unbefleckten Treue gegen Rom kehrten sich Cephalus und Alle, die mit ihm über das allgemeine Beste dieselben Maßregeln befolgten, auch daran noch nicht. Als sie aber sahen, deß die Römer seinen Verleumdungen ihr Ohr liehen, und daß einige vornehme Ätoler, welche eben so durch die falschen Anklagen ihrer Neider verdächtig gemacht waren, nach Rom abgeführt wurden; da endlich fühlten sie sich gedrungen, für sich selbst und für ihren Stat zu sorgen. Und da sich ihnen kein andres Hülfsmittel darbot, außer eine Verbindung mit dem Könige, so sahen sie sich gezwungen, mit Perseus ein Bündniß einzugehen und ihre Nation ihm zuzuführen.
Nachdem zu Rom die Consuln Aulus Hostilius und Aulus Atilius ihr Amt angetreten, und in Rücksicht auf Götter und Menschen Alles abgethan hatten, was die Consuln in der Stadt und ihrer Nähe zu besorgen haben, so gingen sie auf ihre Standplätze ab. Hostilius, welchem Macedonien zugefallen war, wäre auf seiner eiligen Hinreise zum Heere nach Thessalien, als er sich in Epirus hineinwagte, welches damals noch nicht öffentlich von Rom abgetreten war, beinahe dem Perseus in die Hände 332 gefallen. Ein gewisser Theodotus und Philostratus, in der Voraussetzung, dem Könige einen großen Gefallen, und den Römern wenigstens für den Augenblick großen Schaden zu thun, wenn sie den Consul dem Könige überlieferten, schrieben an den König, er möchte so schnell als möglich herbeieilen. Hätte nicht den Perseus der Aufenthalt, den ihm die Molosser am Flusse Lous machten, verspätet, und wäre nicht der Consul, auf eine warnende Anzeige von der über ihm schwebenden Gefahr, von der schon festgesetzten Richtung seines Weges abgegangen, so würde er wahrscheinlich kaum haben entkommen können. Er verließ Epirus, ging zu Schiffe nach Anticyra und eilte von da nach Thessalien. Hier übernahm er das Heer und ging gegen den Feind. Allein er führte den Krieg nicht glücklicher, als er im vorigen Jahre geführt war. In einem Treffen, welches er dem Könige lieferte, wurde er geschlagen, und als er es versuchte, zuerst mit Gewalt durch Elimea durchzubrechen, dann sich heimlich durch Thessalien durchzuschleichen, mußte er, weil ihm Perseus allenthalben in den Weg trat, seine mislingenden Versuche aufgeben. Auch in den Unternehmungen des Prätors Hortensius, dem die Führung der Flotte zugefallen war, zeigte sich eben so wenig Geschicklichkeit als Glück. Zur Aufbehaltung zeichnet sich von seinen Thaten keine stärker aus, als daß er die Stadt Abdera grausamer und treuloser Weise plündern ließ, weil die Bürger über die ihnen auferlegten unerträglichen Lasten Gegenvorstellungen gethan hatten. So machte sich denn Perseus, schon voll Verachtung der Römer, wie wenn er völlig unbeschäftigt und sorglos wäre, aus einem Streifzuge gegen die Dardaner einen Nebenverdienst, tödtete zehntausend Barbaren und nahm eine ungeheure Beute mit sich.]
4. (6.) [In diesem Jahre fingen in Spanien die Celtiberer den Krieg wieder an, wozu ihr neuer Anführer Olonicus – einige nennen ihn Salondicus – sie ermunterte. Dieser äußerst schlaue und verwegene Mensch hatte dadurch, daß er eine silberne Lanze schwang, die 333 ihm vom Himmel gesandt sein sollte, gleich einem Orakelsprecher, aller Herzen an sich gezogen. Da er sich aber eben so auf Gerathewohl, nur von Einem Theilnehmer seines tollen Vorhabens begleitet, um Nachtzeit in das Lager des Römischen Prätors wagte, um den Prätor zu ermorden, steckte ihm unmittelbar vor dem Zelte der Wurfspieß einer Schildwache sein Ziel, und sein Begleiter erntete von seinem tolldreisten Wagestücke denselben Lohn. Der Prätor ließ sogleich die abgehauenen Köpfe Beider auf Lanzen stecken, und Gefangene aussuchen, welche sie den Ihrigen überbringen mußten, Diese] erregten, als sie mit den zur Schau getragenen Köpfen in das Lager traten, einen so großen Schrecken, daß das Römische Heer, wenn es gleich jetzt angerückt wäre, das Lager hätte erobern können. Auch ohne dies machten sich viele Celtiberer auf die Flucht; und es fehlte nicht an Vorschlägen, Gesandte abgehen zu lassen und um Frieden zu bitten. Auch ergaben sich auf diese erhaltene Nachricht mehrere Städte. Da sie, sich selbst unsträflich zu machen, alle Schuld dem Unsinne jener Beiden beimaßen, welche sich selbst zur Strafe eingeliefert hätten, so ertheilte ihnen der Prätor Verzeihung, setzte sogleich seinen Zug nach andern Städten fort, und da sie sich zu Allem willig finden ließen, so durchzog er mit seinem ruhigen Heere dasselbe Land in Frieden, das noch kurz zuvor in der vollen Flamme des Aufruhrs loderte. Diese Gelindigkeit des Prätors, wodurch er ohne Blut ein so trotziges Volk beruhigt hatte, fand bei dem Bürgerstande, wie bei den Vätern, so viel größern Beifall, je mehr Grausamkeit und Habsucht sowohl der Consul Licinius, als der Prätor Lucretius bei dem Kriege in Griechenland gezeigt hatten. In einer Volksversammlung nach der andern nahmen die Bürgertribunen den Lucretius durch, und zwar als einen Abwesenden, insofern sein Nichterscheinen mit Geschäften im Dienste des Stats entschuldigt wurde. Allein so sehr war man damals auch über das, was in der Nähe vorging, außer Kunde, daß eben der Mann sich gerade jetzt auf seinem Landgute bei Antium 334 aufhalten konnte und von seiner Feldherrnbeute aus dem Flusse Loracina eine Wasserleitung nach Antium anlegte, ein Werk, welches er zuEtwa 2540 Gulden Conv. M. hundert und dreißigtausend Kupferass verdungen haben soll. Auch verherrlichte er von der Beute das Heiligthum des Äsculap mit Gemälden. Die Abderitischen Gesandten wurden die Veranlassung, daß der Haß und die Verschrieenheit des Lucretius auf seinen Nachfolger Hortensius überging. Am Eingange des Rathhauses klagten sie mit Thränen: «Hortensius habe ihre Stadt erobert und geplündert. Die Stadt habe sich die Zerstörung dadurch zugezogen, daß sie bei seiner Forderung von hunderttausendEtwa 31,248 Gulden Conv. M. Denaren und funfzigtausend Maß Weizen um Frist gebeten hätten, an den Consul Hostilius und nach Rom in dieser Angelegenheit Gesandte abgehen zu lassen. Kaum wären sie bei dem Consul angekommen, so hätten sie schon gehört, ihre Stadt sei erobert, ihre ersten Männer habe man unter dem Beile bluten lassen und die Übrigen zu Sklaven verkauft.» Der Senat fand dies empörend; er fertigte in der Sache der Abderiten einen Schluß aus, der mit dem vorjährigen für die Bürger von Coronea gleichlautend war, und ließ in der Volksversammlung durch den Prätor Quintus Mänius dieselbe Bekanntmachung ergehen. Auch wurden zwei Gesandte, Quintus Sempronius Bläsus und Sextus Julius Cäsar hingeschickt, die Abderiten wieder in Freiheit zu setzen. Zugleich bekamen diese den Auftrag, sowohl dem Consul Hostilius als dem Prätor Hortensius anzuzeigen, nach des Senats Ermessen sei der Krieg mit den Abderiten eine Ungerechtigkeit, und man habe alle in die Sklaverei Gegebenen aufzusuchen und wieder in Freiheit zu setzen.
5. Zu gleicher Zeit liefen bei dem Senate Klagen über den Cajus Cassius ein, der im vorigen Jahre Consul gewesen war und jetzt in Macedonien bei dem Aulus Hostilius als Oberster stand; und es erschien eine 335 Gesandschaft von dem Könige der Gallier, Cincibilus. Sein Bruder führte vor dem Senate das Wort und beschwerte sich, Cajus Cassius habe die Länder der Alpenvölker, seiner eignen Bundesgenossen, verheeret und von dort viele tausend Menschen in die Sklaverei weggerafft. Um dieselbe Zeit trafen Gesandte von den Carnern, Istriern und Japyden mit der Klage ein, «Der Consul Cassius habe von ihnen zuerst Wegweiser gefordert, die ihm auf seinem Heerzuge nach Macedonien die Straße zeigen sollten: friedlich sei er, als zur Führung eines andern Krieges, von ihnen abgegangen; dann sei er mitten auf dem Marsche umgekehrt und habe ihr Land feindlich durchzogen: allenthalben sei geraubt und gebrannt, und noch bis diese Stunde wüßten sie nicht, warum sie dem Consul als Feinde gegolten hätten.» Sowohl der abwesende König der Gallier, als diese Völkerschaften erhielten die Antwort: «Der Senat habe weder gewußt, daß das, worüber sie als geschehen klagten, habe geschehen sollen, noch könne er, wenn es geschehen sei, es billigen. Allein einen Mann von consularischem Range unverhörter Sache in seiner Abwesenheit zu verdammen, wenn er in Diensten des States abwesend sei, sei eine Ungerechtigkeit. Wenn Cajus Cassius aus Macedonien zurückgekehrt sein werde, und sie wollten ihn dann zur Stelle belangen, dann werde der Senat nach Untersuchung der Sache dafür sorgen, daß sie Genugthuung bekämen.» Ja man fand für gut, nicht bloß diesen Völkern so zu antworten, sondern auch Gesandte hingehen zu lassen, zwei über die Alpen an den König, und drei an jene Völkerschaften, um ihnen die Erklärung der Väter mitzutheilen. Auch beschloß man, den Gesandten Geschenke zustellen zu lassen, zweitausend Kupferass62 Gulden Conv. M. am Werthe. Die beiden fürstlichen Brüder bekamen vorzugssweise jeder eine Halskette, aus fünf PfundEtwa 1550 Gulden. Gold gearbeitet, ein Silbergeschirr von fünfundzwanzigEtwa 624 Gulden. Pfund, 336 zwei Pferde mit ihren Stirn- und Brustschildern nebst Stallknechten, eine Ritterrüstung und einen Kriegsrock; und die Freien, auch die Sklaven, in ihrem Gefolge bekamen Kleidungen. Dies war es, was man ihnen zustellen ließ. Auch bewilligte man ihre Bitte um die Erlaubniß, daß sie sich jeder zehn Pferde ankaufen und aus Italien ausführen dürften. Die mit den Galliern über die Alpen abgehenden Gesandten waren Cajus Lälius, Marcus Ämilius Lepidus; die zu die übrigen Völkerschaften Cajus Sicinius, Publius Cornelius Blasio, Publius Memmius.
6. Aus Griechenland und Asien zugleich fanden sich in Rom Gesandte von vielen Städten ein. Die von Athen wurden zuerst vorgelassen. Sie erzählten: «Was sie an Schiffen und Soldaten gehabt hätten, hätten sie dem Consul Publius Licinius und dem Prätor Cajus Lucretius zugesandt. Ohne davon Gebrauch zu machen, hätten diese eine Lieferung von hunderttausend Maß Getreide gefordert. Ob sie nun gleich einen unfruchtbaren Boden beackerten und sogar ihre Landleute von fremdem Korne erhalten müßten, so hätten sie es dennoch, um nicht ungefällig zu sein, zusammengebracht, und wären auch bereit, was sonst noch gefordert würde, zu liefern.» Die Milesier erklärten mit dem Geständnisse, daß sie bis jetzt noch nichts geliefert hätten, ihre Bereitwilligkeit, Alles zu leisten, was der Senat zu diesem Kriege von ihnen zu fordern belieben werde. Die von Alabanda meldeten, sie hätten der Stadt Rom einen Tempel erbaut und ihr als Göttinn jährliche Spiele angeordnet: auch hätten sie einen goldenen Kranz von funfzig PfundEtwa 15,620 Gulden Conv. M. als ein Geschenk für den allmächtigen Jupiter mitgebracht, um es auf dem Capitole niederzulegen; ferner dreihundert Ritterschilde, zur Ablieferung an wen der Senat befehle. Nur bäten sie um Erlaubniß, auf dem Capitole das Geschenk niederlegen und opfern zu dürfen. Eben darum baten auch die Gesandten von Lampsacus, 337 die einen Kranz von achtzig25,000 Gulden Conv. M. Pfund mitbrachten, und zugleich anführten: «Sie hätten die Partei des Perseus verlassen, sobald das Römische Heer in Macedonien eingerückt sei, ob sie gleich unter Perseus und vorher unter Philipps Hoheit gestanden hätten. Für diese Treue, so wie auch dafür, daß sie den Römischen Feldherren Alles geliefert hätten, bäten sie sich die einzige Vergeltung aus, unter Roms Freunde zu gehören, und wenn es zum Frieden mit Perseus käme, um die ausschließende Bestimmung, daß sie nicht in die Gewalt des Königs zurückfallen sollten.» Den übrigen Gesandten wurde eine freundschaftliche Antwort ertheilt; was aber die Lampsacener betraf, dem Prätor Quintus Mänius aufgetragen, sie förmlich unter Roms Bundesgenossen aufzunehmen. Sie erhielten sämtlich jeder zweitausend62 Gulden Conv. M. Kupferass zum Geschenke. Die von Alabanda wurden angewiesen, die Schilde nach Macedonien an den Consul Aulus Hostilius zu liefern. Auch aus Africa kamen zu gleicher Zeit Gesandtesimul Carthaginiensium]. – Ich folge Creviers glücklicher Verbesserung, nach welcher es hier so heißen muß: legati simul Carthaginiensium et Masinissae venerunt: Carthaginiensium, tritici etc. Die beiden kursiv gedruckten Worte zeigen, was den Abschreiber irre führte. von Carthago und vom Masinissa: die von Carthago mit der Anzeige: «Sie hätten zehnmalhunderttausend Maß Weizen und fünfhunderttausend Maß Gerste an das Meer gefahren, um sie dahin zu liefern, wohin der Senat bestimmen werde. Sie wüßten freilich, daß dies als Geschenk und als Gefälligkeit eben so wenig Roms Verdiensten, als ihrem eignen guten Willen entspreche; doch hätten sie sich auch sonst schon mehrmals, noch unter glücklichen Umständen beider Völker, ihrer Pflicht als dankbare und treue Bundsgenossen entledigt.» So versprachen auch die Gesandten des Masinissa außer einem gleichen Betrage an Weizen noch zwölfhundert Reuter und zwölf Elephanten. Sollte außerdem etwas nöthig sein, so möge der Senat nur fordern; 338 ihr König werde es eben so bereitwillig liefern, als was er unaufgefordert versprochen habe. Der Senat sagte den Carthagern sowohl, als dem Könige, Dank, und bat, das Versprochene nach Macedonien an den Consul Hostilius zu liefern. Jedem Gesandten wurde ein Geschenk von zweitausend Kupferass zugestellt.
7. Als die Cretensischen Gesandten erwähnten, sie hätten so viele Bogenschützen, als der Consul Publius Licinius von ihnen verlangt habe, nach Macedonien geschickt, aber auch auf geschehene Nachfrage nicht leugnen konnten, daß von ihren Bogenschützen mehrere im Heere des Perseus, als bei den Römern, Dienste thaten, so bekamen sie zur Antwort: «Wenn sich die Cretenser redlich und männlich entschließen könnten, die Freundschaft der Römer der mit dem Könige Perseus vorzuziehen, dann werde ihnen auch der Römische Senat als zuverlässigen Bundsgenossen eine Antwort ertheilen. Bis dahin möchten sie ihren Landsleuten melden, nach des Senats Ermessen hätten die Cretenser dafür zu sorgen, daß alle die Soldaten, welche sie zu den Truppen des Königs Perseus gestellt hätten, schleunigst wieder einberufen würden.» Als die Cretenser mit diesem Bescheide abgefertigt waren, wurden die von Chalcis hereingerufen. Schon selbst durch ihren Eintritt kündigte sich diese Gesandschaft, weil der Hauptgesandte Mictio, an beiden Füßen lahm, in einer Sänfte hereingetragen wurde, als Wirkung des äußersten Nothdrangs an, bei dem entweder selbst ein so kranker Mann es für unrecht gehalten haben mußte, sein Befinden vorzuschützen, oder mit dieser Entschuldigung abgewiesen war. Nachdem er in der Einleitung gesagt hatte, bei ihm sei nichts am Leben geblieben, als die Sprache, um die Leiden seiner Vaterstadt beklagen zu können, setzte er zuerst aus einander, wie viel Gutes seine Mitbürger theils ehemals, theils jetzt im Kriege mit Perseus, den Römischen Feldherren und Heeren erwiesen hätten; dann wie übermüthig, raubsüchtig und grausam zuerst Cajus Lucretius als Römischer Prätor seine Landsleute behandelt habe; und zuletzt, wie gerade jetzt 339 vorzüglich Lucius Hortensius sie behandle; und wie sie dessenungeachtet glaubten, lieber dies Alles, ja noch härtere Mishandlungen, als sie jetzt litten, dulden zu müssen, ehe sie sich dem Perseus ergäben. Was den Lucretius und Hortensius betreffe, so sähen sie jetzt ein, es sei besser gewesen, diesen ihre Thore zu verschließen, als sie in die Stadt einzulassen. Denn Emathia, Amphipolis, Maronea, Änus, welche sie ausgeschlossen hätten, wären unversehrt: bei ihnen hingegen sei jeder Tempel seiner Zierden beraubt, und die Beutespoliataque sacrilegiis]. – Ich folge Crevier, welcher Gronovs spoliaqe sacrilegii in den Text aufgenommen hat. Denn wenn Drakenb. die alte Lesart durch die Erklärung zu retten sucht, daß spoliata sacrilegiis so viel sein soll, als quae spolia contraxerat, sacrilegia committendo; so finde ich kein Beispiel, wo spoliatus, das allenthalben beraubt bedeutet, so viel heiße, als geraubt. Sollte es Latein sein, statt spoliare auro sacras aedes, zu sagen: spoliare aurum aedium oder ex aedibus? seines Tempelraubes habe Cajus Lucretius auf seinen Schiffen nach Antium abgeführt; die Freigebornen habe man in die Sklaverei fortgeschleppt, das Eigenthum Römischer Bundesgenossen habe man geplündert und plündere es noch täglich. Denn der Einrichtung des Cajus Lucretius treu habe auch Hortensius die Seesoldaten für Sommer und Winter bei den Bürgern einquartiert, und in ihren Häusern sei ein Gewühl von Seeleuten: sie selbst und ihre Weiber und Kinder hätten beständig Menschen um sich, die in ihren Reden und Handlungen auf nichts in der Welt Rücksicht nähmen.»
8. Man beschloß, den Lucretius in den Senat zu rufen, damit er sich persönlich mit seinen Klägern aus einander setzen und sich verantworten könne. Hier aber wurde ihm weit mehr ins Gesicht gesagt, als man gegen den Abwesenden vorgebracht hatte; und nun traten auch noch zwei wichtigere und wirksamere Ankläger auf, die beiden Bürgertribunen Manius Juventius Thalna und Cneus Aufidius. Diese ließen ihm nicht allein im Senate keine Ehre, sondern überhäuften ihn auch, als sie ihn gezwungen hatten, vor dem Volke zu erscheinen, mit Vorwürfen und setzten ihm einen Gerichtstag. Den 340 Gesandten von Chalcis gab auf Befehl des Senats der Prätor Quintus Mänius folgende Antwort: «Wenn sie sagten, sie hätten sich sowohl ehemals, als in dem Kriege, der jetzt geführt werde, um den Römischen Stat verdient gemacht, so erkenne der Senat dies nicht allein für Wahrheit, sondern auch seiner Schuldigkeit gemäß mit Wohlgefallen. Wenn sie aber klagten, daß die Römischen Prätoren, Cajus Lucretius dies und jenes ausgeübt habe, und Lucius Hortensius es noch jetzt ausübe, ob dann nicht Jeder leicht erachten könne, daß dies mit dem Willen der Väter nicht geschehen sei, und auch jetzt nicht geschehe, sobald er wisse, daß das Römische Volk dem Perseus, und schon vormals dessen Vater Philipp, den Krieg erklärt habe, um die Freiheit der Griechen zu schützen, nicht aber, um sie solche Unwürdigkeiten von den Befehlshabern ihrer Bundsgenossen und Freunde leiden zu lassen? Sie würden dem Prätor Lucius Hortensius schreiben, die Verfahrungsart, über welche die Bürger von Chalcis klagten, habe ganz des Senates Misfallen. Wären freie Leute in die Sklaverei verkauft, so habe er dafür zu sorgen, daß sie sogleich aufgesucht und wieder freigegeben würden: auch finde es der Senat der Sache angemessen, daß von den Seeleuten niemand, die Schiffshauptleute ausgenommen, auf Quartierungen eingelegt würden.» Dies wurde dem Hortensius auf Befehl des Senats geschrieben. Jedem Gesandten wurde ein Geschenk von zweitausend Kupferass zugestellt, und für den Mictio Fuhrwerk auf Kosten des Stats gedungen, ihn bequem bis nach Brundusium zu bringen. Als der dem Cajus Lucretius angesetzte Gerichtstag erschien, klagten ihn die Tribunen vor dem Gesamtvolke an und setzten ihm eine Geldstrafe von einer Million31,248 Gulden Conv. M. Kupferass. An dem gehaltenen Versammlungstage verurtheilten ihn alle fünfunddreißig Bezirke, sie zu erlegen.
9. In Ligurien fiel in diesem Jahre nichts Denkwürdiges vor. Die Feinde griffen nicht zu den Waffen; und 341 der Consul rückte ihnen auch nicht mit seinen Legionen ins Land. Da er für dieses Jahr des Friedens völlig gewiß war, so entließ er, ehe noch sechzig Tage nach seiner Ankunft auf seinem Standposten verliefen, das Fußvolk beider Römischen Legionen, führte das Latinische Bundesheer frühzeitig nach Luna und Pisä in die Winterquartiere und besuchte mit der Reuterei die meisten Städte der Provinz Gallien. Macedonien ausgenommen, war nirgendwo Krieg; doch hatte man den Illyrischen König Gentius in Verdacht. Also befahl nicht allein der Senat, acht segelfertige Schiffe von Brundusium nach Issa an den Unterfeldherrn Cajus Furius abgehen zu lassen, der mit einer Bedeckung von zwei Issäer Schiffen der Insel vorstand: (und auf jene Schiffe wurden zweitausend Mann eingeschifft, welche der Prätor Quintus Mänius nach einem Senatsschlusse in dem Illyricum gegenüberliegenden Bezirke Italiens geworben hatte;) sondern auch der Consul Hostilius schickte den Appius Claudius mit viertausend Mann zu Fuß nach Illyricum, um hier die Anwohner zu schützen. Claudius, nicht zufrieden mit den Truppen, die er mitgebracht hatte, setzte dadurch, daß er von den Bundsgenossen Hülfsvölker zusammenforderte, gegen achttausend Menschen von mancherlei Art in die Waffen, und nachdem er die ganze Gegend durchzogen hatte, lagerte er sich bei der Dassaretischen Stadt Lychnidus.
10. Nicht weit von hier war die Stadt Uscana, welche fast immer zum Reiche des Perseus gerechnet wurde. Sie hatte zehntausend Mann Bürger und eine mäßige Anzahl Cretenser zur Besatzung. Von hier fanden sich Einige bei dem Claudius mit dem geheimen Antrage ein: «Wenn er mit seinen Truppen näher rücken wolle, so warteten schon Einige darauf, ihm die Stadt zu verrathen. Und die Mühe werde sich belohnen: er werde Beute nicht bloß für sich und seine Freunde, sondern auch für die Truppen in Überfluß finden.» Die seiner Habsucht gemachte Hoffnung verblendete ihn so, daß er weder von denen, die da kamen, irgend einen festhielt, noch Geisel verlangte, die ihm bei einer Unternehmung voll 342 Heimlichkeit und Trug zum Unterpfande dienen mußten, niemand auf Spähung ausschickte und sich nicht die mindeste Sicherheit geben ließ. Er verabredete bloß den Tag, an dem er von Lychnidus aufbrach, und lagerte sich zwölftausend Schritte von der Stadt, gegen die er heranzog. Hier rückte er um die vierte Nachtwache aus und ließ gegen tausend Mann zur Bedeckung des Lagers zurück. Ohne Glied zu halten, in einem langen Zug sich ausbreitend, und, weil Verirrung bei Nacht sie aus einander führte, vereinzelt, kamen die Truppen vor der Stadt an. Ihre Sorglosigkeit stieg, als sie auf den Mauern keinen Bewaffneten gewahr wurden. Sobald sie aber im Pfeilschusse waren, geschah aus zwei Thoren zugleich ein Ausfall: dann erhob sich auf das Geschrei der Herausstürzenden rundum auf den Mauern ein schreckliches Getöse der heulenden Weiber, von Beckengeklapper begleitet, und eine wilde Volksmasse, mit einem Gewühle von Sklaven gemischt, tönte mit mancherlei Stimmen dazwischen. Dieser vielfache, von allen Seiten sich darbietende, Schrecken hatte die Wirkung, daß die Römer dem ersten Sturme des Ausfalls nicht widerstehen konnten. Und nun wurden ihrer mehrere auf der Flucht getödtet, als im Gefechte: kaum zweitausend Mann entkamen mit dem Unterfeldherrn selbst in ihr Lager. Je länger der Weg bis zum Lager war, je mehr Gelegenheit hatten die Feinde, noch viele Ermüdete einzuholen. Selbst ohne sich in seinem Lager länger aufzuhalten, um die durch die Flucht zerstreuten Seinigen zu sammeln – und dies hätte doch die in den Feldern Herumirrenden retten können – führte Appius sofort die Überbleibsel seines geschlagenen Heers zurück nach Lychnidus.
11. Diese und andre nicht gelungenen Unternehmungen in Macedonien erfuhr man durch den Obersten Sextus Digitius, der zur Verrichtung eines Opfers nach Rom gekommen war. Die Väter also, welchen bange wurde, eine noch schimpflichere Niederlage zu erleben, schickten den Marcus Fulvius Flaccus und Marcus Caninius Rebilus als Abgeordnete nach Macedonien, um durch sie über die 343 dortigen Vorgänge sichere Erkundigungen einzuholen; zugleich auch dem Consul Aulus Hostilius sagen zu lassen, er möge die Versammlungstage zur Wahl der neuen Consuln so ansetzen, daß die Wahl noch im Monate Januar vor sich gehen könne, und selbst sobald als möglich zur Stadt zurückkommen. Unterdeß gaben sie dem Prätor Marcus Bäcius den Auftrag, durch eine Bekanntmachung alle Senatoren aus ganz Italien, wenn sie nicht in Statsgeschäften abwesend wären, nach Rom einzuberufen: und von denen, die sich zu Rom aufhielten, sollte sich keiner über tausend Schritte von Rom entfernen. Alles geschah, wie der Senat verordnet hatte. Die Consulnwahl ging am achtundzwanzigsten Januar vor sich. Die gewählten Consuln waren Quintus Marcius Philippus zum zweitenmale und Cneus Servilius Cäpio. Drei Tage nachher wurden zu Prätoren ernannt Cajus Decimius, Marcus Claudius Marcellus, Cajus Sulpicius Gallus, Cajus Marcius Figulus, Servius Cornelius Lentulus, Publius Fontejus Capito. Den neuen Prätoren wurden, außer den beiden Amtsstellen in der Stadt, vier Standplätze bestimmt; Spanien, Sardinien, Sicilien und die Flotte. Die Gesandten kamen aus Macedonien zurück, als der Monat Februar schon ganz abgelaufen war. Sie erzählten, was König Perseus in diesem Sommer für Glück in seinen Unternehmungen gehabt, und wie sehr die Römischen Bundsgenossen dadurch in Furcht gerathen waren, daß sich der König so viele Städte unterworfen habe. «Des Consuls Heer sei schwach bemannt, weil man, um sich beliebt zu machen, jedermann Urlaub gebe. Die Schuld davon schiebe der Consul auf die Obersten, diese hingegen auf den Consul.» Nun erfuhren auch die Väter, daß diejenigen in ihren Briefen die Niederlage, welche Claudius durch seine Unbesonnenheit erlitten hatte, viel zu klein angäben, wenn sie meldeten, an Italischen Truppen habe man nur sehr wenige vermißt, und meistens nur solche, die man dort in der Eile zusammengeworben habe. Die ernannten Consuln bekamen Befehl, sobald sie ihr Amt angetreten hätten, wegen Macedonien im Senate einen Antrag zu thun. 344 In diesem Jahre wurde ein Monat eingeschaltet. Der erste Tag des Schaltmonats wurde diesmalIII die post Terminalia]. – Gewöhnlich wurde zu Rom nach Numa's Einrichtung alle zwei Jahre abwechselnd ein Monat von 22 und 23 Tagen nach den Terminalien, dem Feste des Gränzengottes Terminus, eingeschoben, das auf den 23sten Febr. fiel. Folglich war dann der erste Tag des einzuschaltenden Monats der 24ste Februar. Diesmal wurde er – und dies Ungewöhnliche bemerkt Livius – um zwei Tage später angesetzt, vielleicht, weil die Pontifices mit ihrer Rechnung nicht früh genug zu Stande kamen, oder weil sie glaubten, in der Berechnung der Tage gegen das Sonnenjahr um zwei Tage zu kurz gekommen zu sein. Vielleicht waren auch die auf die calendas Ianuarias oder auf nonas fallenden nundinae die Ursache der Verspätung. S. Drak. 45, 44. 3. auf den dritten Tag nach den Terminalien gesetzt. Im Verlaufe dieses Jahres starben die Priester, Lucius Flamininus * * * * * *L. Flamininus]. – Nach den Vermuthungen der Kritiker – man sehe Dukers Anmerk. bei Drakenb. – ließe sich die Lücke vielleicht so ausfüllen: Sacerdotos intra eum annum mortui, L. Flamininus augur; in eius locum ab auguribus suffectus est T. Flamininus: pontifices duo decesserunt etc.: auch gingen zwei Oberpriester mit Tode ab, Lucius Furius Philus und Cajus Livius Salinator. An des Furius Stelle wählten die Oberpriester den Titus Manlius Torquatus, in die des Livius den Marcus Servilius.