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19. In diesem Jahre that in Betreff des Campanischen Ackers, dessen sich auf allen Seiten Privatleute ohne Unterschied bemächtigt hatten, der Bürgertribun Marcus Lucretius, da jetzt vermöge der Besichtigung durch den Consul Postumius ein großer Theil desselben dem State wieder zugesprochen war, in der Versammlung den Vorschlag, die Censorn sollten die Campanische Länderei zur Benutzung austhun. Dies war nach der Eroberung von Capua seit so vielen Jahren nicht geschehen, so daß hier die Habsucht der Privatpersonen freien Spielraum hatte. Als der Senat bei dem zwar noch nicht angekündigten, aber doch schon beschlossenen Kriege voll Erwartung war, welche Könige sich als Freunde an Rom, und welche sich an den Perseus schließen würden, kamen Gesandte des Ariarathes nach Rom, welche seinen jungen Prinzen mitbrachten. Sie erklärten: «Ihr König habe seinen Sohn zur Erziehung nach Rom geschickt, um ihn von kleinauf an Römische Sitten und Umgang mit Römern zu gewöhnen. 253 Er bitte, man möge ihn nicht bloß unter der Aufsicht der Privatfreunde, sondern unter der Fürsorge und gleichsam unter der Vormundschaft des States stehen lassen.» Diese Gesandschaft war den Vätern angenehm. Sie verordneten, der Prätor Cneus Sicinius solle ein Haus völlig einrichten lassen, wo der Prinz mit seinen Begleitern wohnen könnte. Auch den Gesandten Thracischer Völkerschaften, die ihnen ihre Streitigkeiten vortrugen und um Bündniß und Freundschaft baten, bewilligten sie ihre Bitte, und schickten jedem ein Geschenk in Gelde von zweitausend62 Gulden Conv. M. Kupferassen. Allerdings machte es ihnen Freude, mit diesen Völkern ein Bündniß geknüpft zu haben, weil Thracien im Rücken von Macedonien lag. Um aber auch über Asien und die Inseln gewiß zu sein, ließen sie den Tiberius Claudius Nero und den Marcus Decimius als Gesandte hingehen. Sie trugen ihnen auf, Creta und Rhodus zu besuchen und bei Erneurung der Freundschaft zugleich in Erfahrung zu bringen, ob nicht bei diesen Bundsgenossen König Perseus Versuche gemacht habe, sie gegen Rom zu empören.
20. Während dieser Spannung der Bürger bei dem zu erwartenden neuen Kriege, wurde auf dem Capitole die Schiffschnabelsäule – im ersten Punischen Kriege [hatte sie der Consul Marcus Ämilius gesetzt], der den Servius Fulvius zum Amtsgenossen hatte – ganz bis auf den Boden vom Blitze abgeschlagen. Man brachte den Vorfall, den man für ein Schreckzeichen nahm, vor den Senat. Die Väter ließen die Sache den Opferdeutern vorlegen, und von den Zehnherren die Bücher nachschlagen. Die Zehnherren gaben den Bescheid, man müsse die Stadt entsündigen, in den Tempeln Andachten halten, und auf der Rednerbühne die Litanei beten lassen, und sowohl auf dem Capitole zu Rom, als auf dem Vorgebirge der Minerva in Campanien große Thiere zum Opfer bringen; auch je eher je lieber zur Ehre Jupiters, des Allmächtigen, zehntägige Spiele anstellen. Sorgfältig wurde Alles 254 ausgerichtet. Die Opferdeuter gaben die Auslegung an, dies Schreckzeichen werde zum Guten ausschlagen und dadurch eine Erweiterung der Gränzen und der Feinde Untergang angedeutet, weil die vom Ungewitter aus einander geworfenen Schiffschnabel Beute vom Feinde gewesen seien. Es kam noch mehr hinzu, die frommen Besorgnisse zu häufen. Zu Saturnia – so wurde gemeldet – sollte es drei Tage in der Stadt Blut geregnet haben, zu Calatia ein dreibeiniger Esel zur Welt gekommen, und ein Stier mit fünf Kühen von Einem Wetterstrahle getödtet, zu Auximum ein Erdregen gefallen sein. Auch dieser Schreckzeichen wegen wurden gottesdienstliche Übungen angestellt, und Ein Tag unter Betandachten und Aussetzung der Geschäfte begangen.
21. Die Consuln waren bis jetzt noch nicht auf ihre Standplätze abgegangen, weil sie von ihrer Seite dem Senate nicht den Willen thun wollten, die Sache des Marcus Popillius zum Vortrage zu bringen, und die Väter entschlossen waren, vorher über keine andre Sache zu verfügen. Die Unzufriedenheit mit dem Popillius vermehrte noch ein Brief von ihm, worin er meldete, er habe als Proconsul den Statiellatischen Liguriern wieder eine Schlacht geliefert und ihnen zehntausend Menschen getödtet. Über diesen unrechtmäßigen Krieg griffen nun auch die übrigen Völker Liguriens zu den Waffen. Jetzt also schalt man im Senate nicht bloß auf den abwesenden Popillius, welcher gegen menschliche und göttliche Rechte, Völker, die sich ergeben hatten, bekriegt und die beruhigten zur Erneurung des Krieges gereizt habe, sondern auch auf die Consuln, weil sie nicht auf ihre Standplätze auszögen. Durch diese Einstimmung der Väter muthig gemacht erklärten die Bürgertribunen Marcus Marcius Sermo und Quintus Marcius Scylla, sie würden den Consuln eine Geldstrafe ansetzen, wofern diese nicht auf ihre Posten abgingen, und lasen dem Senate einen Antrag vor, den sie in Beziehung auf jene Ligurier, welche sich ergeben hätten, an das Volk bringen wollten. In diesem wurde festgesetzt: «Wenn von den Statiellaten, welche sich 255 ergeben hätten, irgend jemand vor dem nächsten ersten August noch nicht wieder in Freiheit gesetzt sein sollte, so sollten eidlich Bevollmächtigte aus dem Senate jemand ernennen, um über jeden, der ihn aus böslicher Absicht in die Sklaverei gegeben habe, Untersuchung und Bestrafung zu verfügen.» Nach einem Senatsgutachten thaten sie nun dem Volke diesen Antrag. Noch vor der Abreise der Consuln ließ der Senat im Tempel der Bellona den vorigjährigen Prätor Cajus Cicerejus vor. Dieser setzte seine auf Corsica verrichteten Thaten aus einander, forderte, allein vergeblich, einen Triumph und hielt ihn auf dem Albanerberge, der Gewohnheit gemäß, nach welcher man sich dies schon damals ohne Bewilligung der Regierung erlaubte. Den Marcischen Vorschlag wegen der Ligurier genehmigte und bestätigte der Bürgerstand mit großer Einstimmigkeit. In Gemäßheit dieses Bürgerbeschlusses fragte der Prätor Cajus Licinius bei dem Senate an, wer die in diesem Antrage bestimmte Untersuchung haben solle; und die Väter bevollmächtigten zu dieser Untersuchung ihn selbst.
22. Nun endlich gingen die Consuln auf ihre Standplätze ab und übernahmen vom Marcus Popillius das Heer. Allein Marcus Popillius wagte es nicht, nach Rom zurückzukehren, um nicht bei dieser widrigen Stimmung des Senats, bei dieser Erbitterung des Volks, bei einem Prätor vor Gericht zu stehen, der zu dieser gegen ihn aufgestellten Untersuchung im Senate den Antrag gethan hätte. Diesem Ausweichen von seiner Seite begegneten die Bürgertribunen durch die Ankündigung eines zweiten Antrages, daß Cajus Licinius in seiner Sache, wenn er vor dem dreizehnten November nicht zur Stadt zurückgekommen sei, in seiner Abwesenheit einen Gerichtstag ansetzen und erkennen solle. Durch dieses Zwangsmittel herbeigezogen kam er und fand bei seiner Erscheinung im Senate Alles in großer Unzufriedenheit. Viele setzten ihm mit harten Vorwürfen zu, und es wurde der Senatsschluß abgefaßt: Die Prätoren Cajus Licinius und Cneus Sicinius hätten dafür zu sorgen, daß alle Ligurier, welche 256 nach dem Consulate des Quintus Fulvius und Lucius Manlius nicht Roms Feinde gewesen wären, wieder in Freiheit gesetzt würden und der Consul Cajus Popillius ihnen jenseit des Po einen Acker anwiese. Viele tausend Menschen wurden durch diesen Senatsschluß der Freiheit wiedergegeben, und nach ihrer Versetzung, jenseit des Po mit Ländereien versehen. Dem Marcischen Antrage gemäß stellte sich Marcus Popillius in seiner Sache vor dem Cajus Licinius zweimal; für das drittemal beschied der Prätor, aus Gefälligkeit für den abwesenden Consul und aus Nachgiebigkeit gegen die Bitten der Popillischen Familie, den Beklagten auf den funfzehnten März, an welchem die neuen Obrigkeiten ihr Amt antreten mußten, um dann, wenn er jetzt in den Privatstand zurücktreten sollte, keinen Spruch thun zu können. So wurde der die Ligurier betreffende Antrag durch einen täuschenden Kniff vereitelt.
23. Damals befanden sich zu Rom Gesandte von Carthago, und Gulussa, ein Sohn des Masinissa. Unter beiden gab es im Senate heftige Streitigkeiten. Die Carthager klagten: «Außer dem Landstriche, dessentwegen schon früher Abgeordnete von Rom hingeschickt wären, um an Ort und Stelle zu untersuchen, habe Masinissa in den letzten zwei Jahren über siebzig Städte und Schlösser auf Carthagischem Boden mit Gewalt der Waffen in Besitz genommen. Ihm, der auf Nichts Rücksicht nehme, sei das ein Leichtes. Die Carthager, durch den Friedensvertrag gehalten, schwiegen dazu still: denn es sei ihnen untersagt, in den Waffen über ihr Gebiet hinauszugehen. Und ob sie gleich wüßten, daß sie sich mit dem Kriege auf ihre Gränzen beschränkten, so lange sie aus diesen die Numider zurücktrieben, so schrecke sie doch jener unzweideutige Punkt des Vertrages, der ihnen ausdrücklich verbiete, mit Bundesgenossen des Römischen States Krieg zu führen. Jetzt aber könne man von Seiten Carthago's seinen Übermuth, seine Grausamkeit und Habsucht nicht länger ertragen. Man habe sie hergeschickt, die Väter zu bitten, daß sie sichs gefallen lassen 257 möchten, von folgenden drei Mitteln ihnen Eins zu erlauben; daß sie entweder bei der mit beiden verbündeten Nation als gleiche Theile sich darüber aus einander setzten, was eines jeden Eigenthum sei; oder daß den Carthagern erlaubt würde, gegen ungerechte Angriffe sich durch einen pflichtmäßigen und gerechten Krieg zu schützen; oder endlich, daß die Römer, falls ihnen Gunst mehr als Wahrheit gelten sollte, Einmal festsetzen möchten, wie viel Masinissa vom fremdem Eigenthume geschenkt haben solle. Wenigstens würden sie ihm mit mehr Bescheidenheit zutheilen, und auch wissen, wie viel sie ihm gegeben hätten: er selbst hingegen werde sich nur durch die Willkür seiner eigenen Begierde beschränken. Sollte ihnen keins von diesen Mitteln gestattet werden; sollten sie nach dem vom Publius Scipio ihnen bewilligten Frieden sich irgend wodurch vergangen haben, so möchten die Römer ihre Strafe lieber selbst verfügen. Sie wünschten sich lieber in der Dienstbarkeit die Römer zu Herren, als eine Masinissa's Mishandlungen ausgesetzte Freiheit. Denn Einmal zu sterben sei ihnen doch besser, als nach der Willkür des peinigendsten Henkers fortzuathmen.» Bei diesen Worten fielen sie weinend nieder und so zu Boden gestreckt [erregten sie] neben dem Mitleiden für sich eben so große [Unzufriedenheit] mit dem Könige.
24. Es wurde beschlossen, den Gulussa zu befragen, was er hierauf zu antworten habe, oder er möchte auch, wenn er diese lieber vorangehen lassen wollte, die Gründe angeben, warum er nach Rom gekommen sei. Gulussa sagte: «Es sei ihm nicht so leicht, sich auf Sachen einzulassen, worüber er von seinem Vater nicht die mindesten Aufträge habe; und eben so wenig sei es für seinen Vater ein Leichtes gewesen, ihm Aufträge zu geben, da die Carthager so wenig angegeben hätten, worüber sie Verhandlungen anfangen, als überhaupt, daß sie nach Rom gehen wollten. Sie hätten mehrere Nächte im Tempel des Äsculap geheime Rathsversammlungen ihrer Großen gehalten, wovon, weiter nichts [kund geworden 258 sei,] als daß Gesandte [vom Perseus bei ihnen Gehör gehabt hätten, und daß ihre eigenen Gesandten] mit geheimen Aufträgen [nach Macedonien abgingen. Auf einmal habe sein Vater gehört, daß Gesandte mit Klagen über ihn]Principum habuisse, unde praeterea]. – Daß hier wieder eine Lücke sei, ist anerkannt. Da Gulussa die Carthager hier communes inimicos nennt, so muß er ihnen doch wohl einen Schein von Untreue gegen die Römer vorgeworfen haben. Dieser Grund und die obige Erzählung (41, 22.): legatos ab rege Perseo venisse, iisque noctu senatum in aede Aesculapii datum: ab Carthagine legatos in Macedoniam missos etc. bringt mich auf die Vermuthung, die Lücke könne etwa so ausgefüllt gewesen sein: In aede Aesculapii clandestinum eos per aliquot noctes consilium principum habuisse, unde praeter [ legatos Persei auditos, ipsorumque] legatos occultis cum mandatis [in Macedoniam mitti, nihil emanasse. Repente audisse, questum de se] Rom am mitti. Die cursiv gedruckten Worte, als Wiederholungen, veranlaßten die Auslassungen. nach Rom abgingen. Dies sei für seinen Vater Veranlassung geworden, ihn nach Rom zu schicken, um mit der Bitte einzukommen, daß sie den gemeinschaftlichen Unfreunden Beider in Beschuldigungen gegen ihn keinen Glauben beimessen möchten, da ihn diese aus keiner andern Ursache haßten, als wegen seiner standhaften Treue gegen das Römische Volk.
Als so beide Theile abgehört waren, ließ der Senat, nach geschehener Umfrage über die Forderungen der Carthager, ihnen folgende Antwort geben: «Gulussa solle sogleich nach Numidien abreisen und seinem Vater melden, daß er über die Klagen der Carthager baldmöglichst Gesandte an den Senat schicken, und den Carthagern anzeigen möge, sie möchten sich zu dieser Auseinandersetzung einfinden. Wo die Römer irgend etwas aus Achtung für den Masinissa thun könnten, da hätten sie es gethan und würden es ferner thun: allein Recht sprächen sie nie nach Gunst. Nach ihrem Willen solle der den Strich Landes und so weit besitzen, dem er und so weit er ihm gehöre. Sie wären nicht gesonnen, neue Gränzen festzusetzen, sondern die alten beobachtet zu wissen. Den Carthagern, ihren Besiegten, hätten sie ihre Städte und Länder zugestanden, nicht, um ihnen im Frieden unrechtmäßiger Weise zu entreißen, was sie ihnen nach dem Kriegsrechte nicht 259 genommen hätten.» So wurden der Prinz und die Carthager entlassen. Beiden machte man dem Herkommen gemäß Geschenke, und beobachtete sehr gefällig die gastfreundschaftliche Aufnahme auch im Übrigen.
25. Um eben diese Zeit kamen Cneus Servilius Cäpio, Appius Claudius Centho, Titus Annius Luscus, die Gesandten, zurück, welche nach Macedonien geschickt waren, Genugthuung zu fordern und dem Könige die Freundschaft aufzukündigen. Den ohnehin auf den Perseus zürnenden Senat brachten sie dadurch noch mehr auf, daß sie nach der Reihe erzählten, was sie gesehen und was sie gehört hätten. «Sie hätten gesehen, daß man sich in allen Macedonischen Städten aus allen Kräften zum Kriege rüste. Als sie angekommen wären, hätten sie viele Tage lang keinen Zutritt zum Könige bekommen können. Zuletzt, als sie schon, auf jede Unterredung verzichtend, abgereiset wären, da endlich habe man sie von der Reise umgerufen und eingeführt. Der Hauptinhalt ihres Vortrags sei der gewesen: Das mit Philipp geschlossene Bündniß habe man mit ihm selbst nach seines Vaters Tode erneuert. In diesem werde ihm ausdrücklich untersagt, unter den Waffen aus seinen Gränzen zu rücken; untersagt, Römische Bundesgenossen zu bekriegen. Dann hätten sie ihm Alles der Reihe nach aus einander gesetzt, was sie neulich selbst im Senate gehört hätten, als es Eumenes der Wahrheit und Erfahrung gemäß erzählt habe. Außerdem habe der König viele Tage lang auf Samothrace mit den Gesandschaften von Kleinasiens Städten geheime Berathschlagungen gehalten. Der Senat halte es für billig, daß er für diese Beleidigungen entschädigt, und ihm und seinen Verbündeten Alles herausgegeben werde, was der König dem Rechte des Vertrages zuwider in Besitz habe. Der König habe sich anfangs im Zorne sehr ungnädig darüber ausgelassen, habe den Römern mehrmal Habsucht und Übermuth vorgeworfen; und daß Gesandte über Gesandte kämen, seine Worte und Handlungen zu erspähen; sie fänden es billig, daß er in Allem nach 260 ihrem Winke und Befehle spreche und handle. Zuletzt, nach vielem und langem Geschreie, habe er sie den andern Tag wiederkommen heißen; er wolle ihnen die Antwort schriftlich geben. Da sei ihnen ein Aufsatz folgendes Inhalts eingehändigt: ««Der mit seinem Vater geschlossene Vertrag gehe ihn nichts an. Er habe sichs gefallen lassen, ihn zu erneuern, nicht weil er ihn gebilligt habe, sondern weil man sich im neuen Besitze eines Throns Alles gefallen lassen müsse. Wollten sie mit ihm einen neuen Vertrag schließen, so müsse man vorher über die Bedingungen eins werden. Und wenn sie sich dann dazu verstehen könnten, auf gleiche Bedingungen einen Vertrag einzugehen, so werde er eben so dahin sehen, was er zu thun habe, als er glaube, daß sie für ihren Stat sorgen würden.»» Hierauf sei er aufgesprungen, und man habe Allen den Wink gegeben, aus dem Pallaste abzutreten. Da hätten sie ihm Freundschaft und Bündniß aufgekündigt. Durch diesen Ausdruck beleidigt, sei er wieder stehen geblieben und habe ihnen mit lauter Stimme angedeutet, sie hätten in drei Tagen die Gränzen seines Reiches zu räumen. So wären sie abgereiset; und weder bei ihrer Ankunft, noch bei ihrem Dortsein habe man ihnen die mindeste Gastfreundschaft oder Gefälligkeit erwiesen.»
Nun bekamen die Thessalischen und Ätolischen Gesandten Gehör. Der Senat, um so viel eher zu wissen, was für Anführer der Stat haben werde, ließ den Consuln schreiben, wem von ihnen beiden es thunlich sei, der möge zur Wahl der Obrigkeiten nach Rom kommen.
26. Die Consuln hatten in diesem Jahre in Statsgeschäften eben nichts gethan, was eine Erwähnung nöthig machte: sie hatten es für den Stat gerathener gefunden, die erbitterten Ligurier zur Ruhe zu bringen und zu besänftigen. Bei dieser Erwartung eines Macedonischen Krieges erregte eine Gesandschaft von Issa auch gegen den Illyrischen König Gentius Verdacht. Sie klagten, er habe schon zum zweitenmale ihr Gebiet geplündert, und meldeten zugleich: Die beiden Könige von 261 Macedonien und Illyrien lebten auf einen sehr vertraulichen Fuß; sie rüsteten sich zum Kriege gegen Rom nach gemeinschaftlichem Plane; auch hielten sich unter dem Scheine einer Gesandschaft Illyrische Kundschafter zu Rom auf, die auf Betrieb des Perseus hergeschickt wären, um zu erfahren, was vorgehe.» Man forderte die Illyrier vor den Senat. Als sie sich für Gesandte ausgaben, welche ihr König geschickt habe, ihn gegen die Beschuldigungen zu vertheidigen, die etwa die Issäer gegen ihren König vorbringen möchten, so fragte man sie, warum sie sich denn nicht bei der Obrigkeit gemeldet hätten, damit man ihnen, dem Herkommen gemäß Ehrenplätze und Bewirthung gegeben, und auch erfahren hätte, daß sie angelangt, und warum sie gekommen wären. Da sie in der Antwort stockten, wurde ihnen gesagt, sie möchten vom Rathhause abtreten. Man fand für gut, da sie nicht verlangt hatten, dem Senate vorgestellt zu werden, ihnen auch nicht als Gesandten eine Antwort zu ertheilen; und bestimmte sich, lieber an den König Gesandte abgehen zu lassen, die ihm sagen sollten: «Nach der bei dem Senate eingegangenen Klage Römischer Bundsgenossen, daß er auf ihrem Gebiete senge und brenne, handle der König darin sehr unrecht, daß er sich der Beleidigungen ihrer Bundsgenossen nicht enthalte.» Die hingehende Gesandschaft bestand aus dem Aulus Terentius Varro, Cajus Plätorius, Cajus Cicerejus. Aus Kleinasien kamen die Gesandten, welche zu den mit Rom verbündeten Königen herumgeschickt waren, mit der Anzeige zurück: «Sie hätten dort den Eumenes, in Syrien den Antiochus, zu Alexandrien den Ptolemäus gesprochen. Auf alle habe Perseus durch Gesandschaften einen Versuch gemacht; allein sie blieben bei musterhafter Treue, und hätten versprochen, Alles zu leisten, wozu das Römische Volk sie auffordern werde. Auch die verbündeten Städte hätten sie besucht. Man könne sich auf alle gehörig verlassen; die Rhodier allein hätten sie wankend und in des Perseus Maßregeln eingeweiht gefunden.» Schon waren Gesandte von Rhodus 262 angekommen, um sich über das, was man allgemein, wie sie wußten, ihrem State nachsagte, zu rechtfertigen. Allein es wurde beschlossen, sie dann erst im Senate vorzulassen, wenn die neuen Consuln ihr Amt angetreten hätten.
27. Man fand für gut, die Kriegsrüstungen nicht aufzuschieben. Der Prätor Cajus Licinius erhielt den Auftrag, von den alten Fünfruderern, die zu Rom auf dem Holme lägen, die noch brauchbaren auszubessern und eine Flotte von funfzig Schiffen aufzustellen. Sollte ihm an dieser Vollzahl etwas fehlen, so möge er nach Sicilien an seinen Amtgenossen Cajus Memmius schreiben, daß er die in Sicilien befindlichen Schiffe ausbessern und segelfertig machen müsse, damit sie je eher je lieber nach Brundusium abgehen könnten. Für fünfundzwanzig Schiffe die Seeleute aus Römischen Bürgern vom Freigelaßnenstande auszuheben, wurde der Prätor Cajus Licinius befehligt; für fünfundzwanzig eine gleiche Anzahl von den Bundesgenossen zu fordern, Cneus Sicinius. Eben dieser Prätor sollte sich von den verbündeten Latinern achttausend Mann zu Fuß und vierhundert Ritter geben lassen. Diese Truppen in Brundusium zu übernehmen und nach Macedonien zu senden, wurde Aulus Atilius Serranus ausersehen, der im vorigen Jahre Prätor gewesen war. Damit der Prätor Cneus Sicinius das Heer zur Überfahrt beisammen finden möchte, so schrieb der Prätor Cajus Licinius nach einem Senatsgutachten an den Consul Cajus Popillius, er möge die zweite Legion, welche am längsten in Ligurien gedient hatte, und viertausend Latinische Bundestruppen zu Fuß nebst zweihundert Rittern auf den dreizehnten Februar zu Brundusium eintreffen lassen. Mit dieser Flotte und diesem Heere den Posten in Macedonien so lange zu versehen, bis sein Nachfolger käme, wurde dem Cneus Sicinius aufgetragen und ihm der Oberbefehl auf ein Jahr verlängert. Alle diese Verfügungen des Senats wurden ungesäumt ins Werk gerichtet. Vom Holme wurden achtunddreißig Fünfruderer abgeführt. Ihre Abführung nach Brundusium wurde dem Lucius Porcius Licinus anvertrauet. Zwölf wurden aus 263 Sicilien geschickt. Getreide für die Flotte und für das Heer zusammenzukaufen, schickte man nach Apulien und Calabrien drei Abgeordnete, den Sextus Digitius, Titus Juventius, Marcus Cäcilius. Der Prätor Cneus Sicinius; der im Feldherrnpurpur von Rom aufbrach, fand bei seiner Ankunft zu Brundusium Alles in Bereitschaft.
28. Fast am Ende des Jahres kam der Consul Cajus Popillius wieder nach Rom, weit später, als der Senat bestimmt hatte, nach dessen Meinung die Obrigkeiten, wegen des bevorstehenden wichtigen Krieges, so früh als möglich hätten gewählt werden sollen. Deswegen fand der Consul, als er im Tempel der Bellona über die von ihm in Ligurien verrichteten Thaten sprach, bei den Vätern sehr abgeneigte Zuhörer. Oft unterbrachen sie ihn laut und fragten, warum er die durch seines Bruders Frevel zu Grunde gerichteten Ligurier nicht in Freiheit gesetzt habe. Die Consulnwahl ging auf den vorher bestimmten Tag, auf den achtzehnten Februar, vor sich. Die gewählten Consuln waren Publius Licinius Crassus, Cajus Cassius Longinus. Am folgenden Tage wurden zu Prätoren gewählt Cajus Sulpicius Galba, Lucius Furius Philus, Lucius Canulejus Dives, Cajus Lucretius Gallus, Cajus Caninius Rebilus, Lucius Villius Annalis. Diesen Prätoren wurden folgende Stellen bestimmt: die zwiefache Rechtspflege in Rom; dann Spanien, Sicilien, Sardinien; so daß die Anstellung des Einen dem Gutbefinden des Senats noch überlassen blieb. Den schon bestimmten Consuln befahl der Senat, wenn sie am Tage ihres Antritts das Opfer mit großen Thieren gehörig verrichtet hätten, sollten sie feierlich die Götter darum bitten, daß der Krieg, zu dem sich das Römische Volk entschlossen habe, von glücklichem Erfolge sein möge. An eben dem Tage faßte der Senat den Schluß ab, der Consul Cajus Popillius solle dem Allmächtigen Jupiter zehntägige Spiele und die Darbringung von Gaben auf alle Altäre angeloben, wenn sich der Stat zehn Jahre lang in seinen Zustande erhielte. Diesem Beschlusse zufolge gelobte der Consul auf dem Capitole die Anstellung der 264 Spiele und die Darbringung der Geschenke, von einer Summe, die von den Vätern, deren nicht unter hundert und funfzig beisammen sein durften, bestimmt sein würde. Dies Gelübde wurde nach einer vom Hohenpriester Lepidus vorgesprochenen Formel abgelegt. In diesem Jahre starben zwei Statspriester, Lucius Ämilius Papus, Zehnherr der Gottesverehrungen, und der Oberpriester Quintus Fulvius Flaccus, welcher im vorigen Jahre Censor gewesen war. Dieser starb eines unanständigen Todes. Er bekam Nachricht, daß von seinen zwei Söhnen, welche in Illyricum bei dem Heere standen, der eine gestorben, der andre sehr schwer und gefährlich krank sei. Dem Grame und der Besorgniß zugleich erlag der Geist des Mannes. Als die Sklaven des Morgens in sein Schlafzimmer traten, fanden sie ihn an einem Stricke hängend. Man glaubte, er sei nach seiner Censur nicht bei völligem Verstande gewesen: der große Haufe trug sich damit, Juno Lacinia habe ihn, um die Beraubung ihres Tempels zu rächen, verrückt gemacht. Zum Zehnherrn an des Ämilius Stelle wurde Marcus Valerius Messalla gewählt, zum Oberpriester an des Fulvius Platz ein noch sehr junger Priester, Cneus Domitius Ahenobarbus, ernannt.
29. Nicht allein die Stadt Rom und ganz Italien, sondern auch alle Könige und Staten, mochten sie in Europa, mochten sie in Asien sein, beschäftigten unter dem Consulate des Publius Licinius und Cajus Cassius ihre Gedanken mit der Beziehung auf den Krieg zwischen Macedonien und Rom. Den Eumenes spornte nicht allein die alte Feindschaft, sondern auch die Erbitterung von neulich, als er zu Delphi durch das Bubenstück des Perseus fast wie ein dargebrachtes Opferthier gefallen war. Prusias, König von Bithynien, hatte beschlossen, sich aller Theilnahme am Kriege zu enthalten und den Ausgang abzuwarten. Gegen seiner Gemahlinn Bruder die Waffen für Rom zu ergreifen, hielt er für unrecht, und bei dem Perseus, wenn dieser siegte, hoffte er durch die Schwester Verzeihung zu erhalten. Ariarathes, König von Cappadocien, hielt sich seit seiner Verwandschaft 265 mit dem Eumendes, außerdem daß er schon für sich den Römern Hülfstruppen zugesagt hatte, zu jeder Theilnahme an den Maßregeln für Krieg und Frieden bereit. Antiochus machte zwar Anschläge auf Ägypten; verachtete die Kindheit des Königs, so wie die Schwäche der Vormünder; glaubte in dem streitigen Besitze Cölesyriens einen Vorwand zum Kriege zu finden, und ihn, während der Beschäftigung der Römer mit dem Macedonischen Kriege, ohne alle Störung zu führen: dennoch hatte er sowohl durch seine Gesandten dem Senate, als auch selbst den Römischen Gesandten Alles auf das beste versprochen. Ptolemäus stand damals seiner Jugend wegen ohnehin unter der Leitung Anderer. Die Vormünder schickten sich, Cölesyrien zu behaupten, gegen den Antiochus zum Kriege an, und versprachen den Römern zum Macedonischen Kriege Alles. Masinissa half den Römern mit Getreide aus und machte sich schon fertig, ihnen Hülfsvölker und Elephanten nebst seinem Sohne Misagenes zuzusenden. Seine Maßregeln hatte er aber auf jeden Fall so berechnet. Stände der Sieg auf Römischer Seite, dann würden auch seine Verhältnisse dieselben bleiben und er dürfe sich nicht auf weitere Unternehmungen einlassen; denn die Römer würden nicht zugeben, daß er gegen Carthago Gewalt brauche. Würde Roms Macht gebrochen, die jetzt Carthago's Beschützerinn sei, so werde ganz Africa ihm gehören. Der Illyrische König Gentius, hatte mehr sich so benommen, daß er den Römern verdächtig sein mußte, als eigentlich beschlossen, welche Partei er begünstigen wolle; und seine Verbindung mit der einen oder mit der andern Partei schien mehr von einem raschen Entschlusse, als von einem Plane abzuhangen. Der Thracier, Cotys, König der Odrysen, hielt es offenbar mit Macedonien.
30. Indeß die Könige so über diesen Krieg dachten, war in den freien Staten und Völkerschaften der gemeine Mann, wie er gewöhnlich die schlechtere ParteiDeterioribus]. – Crevier schiebt nach diesem Worte favens ein, welches ich für nöthig halte. 266 begünstigt, fast durchgängig dem Könige und den Macedoniern zugethan. Bei den Vornehmen ließ sich in den Gesinnungen eine Verschiedenheit bemerken. Zum Theile hingen sie so ganz an den Römern, daß sie durch ihre übertriebene Zuneigung ihrem eigenen Ansehen schadeten. Aus Vorliebe für die Gerechtigkeit der Römischen Regierung thaten dies nur wenige; die Meisten hingegen, weil sie sich in ihren Städten, wenn sie den Römern ausgezeichnete Dienste leisteten, größere Macht versprachen. Ein anderer Theil schmeichelte dem Könige; solche nämlich, die ihrer Schulden wegen, oder weil sie, wenn die Sache so blieb, an ihrer Rettung verzweifelten, jeder Umwälzung des Ganzen mit raschem Schritte entgegen eilten; einige auch, als windige Köpfe, weil Perseus mehr der Mann fürs Volk war. Eine dritte Partei – und diese war die beste und klügste – wollte lieber, wenn sie durchaus einem von beiden Oberherren den Vorzug geben sollte, unter den Römern stehen, als unter einem Könige. Hätten ebensi liberum inde arbitrium]. – Das Wort inde wirft Crevier heraus. Ich sehe nicht ein, was es hier bedeuten soll, und vermuthe, es sei aus iiſde, der Abbreviatur von iisdem, entstanden. diese über das Schicksal nach freiem Willen entscheiden können, so würden sie es lieber gesehen haben, daß keine von beiden Parteien durch Unterdrückung der andern die mächtigere werde, sondern daß es eben deswegen, wenn beide Parteien ihre Kräfte ungeschwächt behielten, beim Frieden bleibe; dann würden sich zwischen Beiden die Städte in einer erwünschten Lage befinden, wenn immer der Eine den Schwachen gegen die Bedrückungen des Andern schützte. Mit diesen Gesinnungen waren sie bei den Streitigkeiten der Theilnehmer für die zwei Parteien, die stillen, ungefährdeten Zuschauer.
Als die Consuln am ersten Tage ihres Amts dem Senatsschlusse zufolge in allen den Heiligthümern, in welchen gewöhnlich den größten Theil des Jahres hindurch Göttermahle gehalten werden, die Opfer mit großen Thieren dargebracht hatten, und sich daraus die gnädige Erhörung ihres Gebets bei den unsterblichen Göttern 267 versprechen konnten, machten sie dem Senate die Anzeige, daß sie glücklich geopfert und das den Krieg betreffende Gebet verrichtet hätten. Die Opferdeuter erklärten: «Wenn man etwas Neues zu unternehmen habe, so möge man es beschleunigen: denn die Opfer deuteten auf Sieg, auf Triumph und Erweiterung der Oberherrschaft.» Die Väter befahlen, «Zum Segen und Glücke für das Römische Volk sollten die Consuln in einer Versammlung nach Centurien bei dem Gesamtvolke darauf antragen, daß, weil Perseus, Philipps Sohn, König von Macedonien, gegen das mit seinem Vater Philipp geschlossene und mit ihm nach dessen Tode erneuerte Bündniß, mit Rom verbündete Völker feindlich angegriffen, ihr Gebiet verheeret, ihre Städte besetzt habe; weil er ferner zur Führung eines Krieges gegen das Römische Volk seine Einrichtungen getroffen, und zu diesem Zwecke Waffen, Truppen und eine Flotte zusammengebracht habe; daß mit ihm, wenn er dafür keine Genugthuung gäbe, ein Krieg angefangen werden solle.» Und dieser Antrag wurde an das Gesamtvolk gebracht.
31. Nun erfolgte ein Senatsschluß, «die Consuln sollten um Italien und Macedonien, als ihre Standplätze sich vergleichen, oder losen. Wer Macedonien bekäme, der sollte den König Perseus und Alle, die seiner Partei sich anschlössen, wofern er dem Römischen Volke nicht Genugthuung gäbe, mit Krieg verfolgen.» Man beschloß, vier neue Legionen zu errichten, zwei für jeden Consul. Dem Posten in Macedonien gab man das voraus, da den Legionen des andern Consuls nach altem Herkommen nur fünftausend und zweihundert Mann zu Fuß auf jede Legion verwilligt wurden, daß man für Macedonien sechstausend Mann zu Fuß, übrigens aber dreihundert Ritter für die eine Legion, wie für die andern, ausheben ließ. Auch bei dem Heere der Bundesgenossen wurde diesem Consul eine stärkere Anzahl gegeben: von diesen sollte er sechzehntausend Mann zu Fuß und achthundert Ritter, ohne die vom Cneus Sicinius abgeführten sechshundert Ritter, nach Macedonien hinübernehmen. Für Italien schienen 268 zwölftausend Mann Bundestruppen zu Fuß und sechshundert Ritter hinreichend. Auch dies wurde der Stelle in Macedonien vorzugsweise bewilligt, daß dieser Consul unter den Hauptleuten und alten Soldaten die ihm beliebigen bis zu einem Alter von funfzig Jahren ausheben durfte. Über den Macedonischen Krieg kam es in diesem Jahre auch bei den anzustellenden Obersten zu einer Neuerung; weil die Consuln nach einem Senatsschlusse bei dem Gesamtvolke darauf antrugen, daß die Obersten in diesem Jahre nicht durch die Volksstimmen gewählt werden, sondern bei deren Anstellung die Consuln und Prätoren die Beurtheilung und Entscheidung haben sollten. Unter die Prätoren wurden die Befehlshaberstellen so vertheilt. Der Prätor, den das Los träfe, dahin zu gehen, wo es der Senat für gut finden werde, sollte nach Brundusium zur Flotte gehen, dort die Seetruppen mustern, die untauglichen entlassen, den Abgang aus Freigelassenen ersetzen, und dahin sehen, daß zwei Drittel aus gebornen Römern, das dritte aus Bundestruppen bestände. Damit aus Sicilien und Sardinien der Flotte und den Legionen die Zufuhr geliefert werden könnte, so sollte den Prätoren, welchen diese Provinzen durch das Los beschieden würden, der Auftrag gegeben werden, sich von den Sicilianern und Sardiniern den zweiten Zehnten einliefern und dies Getreide zum Heere nach Macedonien fahren zu lassen. Sicilien bekam durch das Los Cajus Caninius Rebilus, Sardinien Lucius Furius Philus, Spanien Lucius Canulejus, die Rechtspflege in der Stadt Cajus Sulpicius Galba, die über die Fremden Lucius Villius Annalis. Dem Cajus Lucretius Gallus bestimmte das Los den vom Senate ihm noch anzuweisenden Platz.
32. Unter den Consuln kam es über ihre Standplätze mehr zu einer Neckerei, als zu einem ernsthaften Streite. Cassius sagte: «Er werde ohne Los Macedonien für sich wählen, und sein Amtsgenoß könne, ohne seinen Eid zu verletzen, gar nicht mit ihm losen. Als Prätor habe er, um nicht auf seinen Kriegsposten abzugehen, vor 269 der Versammlung geschworen, daß er an einem festgesetzten Orte und an festgesetzten Tagen gewisse Opfer zu verrichten habe, welche in seiner Abwesenheit nicht gehörig vollzogen werden könnten. Diese würden sich jetzt eben so wenig, wenn er als Consul abwesend sei, gehörig vollziehen lassen, als damals in seiner Prätur. Wenn indeß der Senat der Meinung sei, daß man das, wasSi senatus, non quid vellet]. – Dies non wird von Allen verworfen. Weil Drakenb. Beispiele genug anführt, wo non aus nunc entstanden ist, so habe ich nunc übersetzt. Jetzt sehe ich, daß dies auch Hr. Ruperti schon vorgeschlagen hat. jetzt Publius Licinius in seinem Consulate sich wünsche, mehr zu beachten habe, als das, was von ihm in der Prätur beschworen sei, so wolle er sich dem Willen des Senates fügen.» Die deshalb befragten Väter fanden es hart, jemanden einen Kriegsposten zu versagen, dem das Römische Volk das Consulat nicht versagt habe, und hießen die Consuln losen. Den Publius Licinius traf Macedonien, den Cajus Cassius Italien. Nun loseten sie um die Legionen; so daß die erste und dritte zur Überfahrt nach Macedonien bestimmt wurden, die zweite und vierte in Italien blieben. Auf die Werbung verwandten die Consuln eine weit eifrigere Sorgfalt, als sonst. Licinius warb auch alte Soldaten und Hauptleute an; und viele stellten sich freiwillig, weil sie sahen, daß die bemittelt waren, welche im ersten Macedonischen Kriege oder gegen den Antiochus in Asien Dienste gethan hatten. Da die Obersten immer die ältestensed primum quemque]. – Statt sed primum will Crevier vetustissimum lesen. Eher könnten wir, der noch übrigen Spur zufolge, veterrimum lesen. Auch nennt uns das Glossarium oft genug veteres milites, veteres centuriones; nirgends vetustos. Es kann aber auch das s in centuriones die ächte Lesart et primum quemque in sed primum quemque verwandelt haben. Hauptleute aufforderten, so thaten dreiundzwanzig Hauptleute, welche schon Führer der ersten Pike gewesen waren, als sie aufgerufen wurden, Ansprache bei den Bürgertribunen. Zwei vom Gesamtamte, Marcus Fulvius Nobilior und Marcus Claudius Marcellus, wiesen die Sache an die Consuln zurück; weil die Untersuchung denen gehöre, 270 welchen die Werbung, sowie der ganze Krieg aufgetragen sei. Die Übrigen sagten, sie wollten den zur Ansprache gebrachtem Gegenstand untersuchen, und wenn ihren Mitbürgern Unrecht geschähe, ihnen Hülfe leisten.
33. Die Sache wurde von den dasitzenden Tribunen verhandelt. Hieher also kamen der Consular Marcus Popillius, als Beistand der Hauptleute, die Hauptleute selbst und der ConsulP. Licinius. . Auf Verlangen des Consuls, daß die Sache vor einer Versammlung verhandelt werden solle, wurde nun das Volk zur Versammlung herbeigerufen. Für die Hauptleute führte Marcus Popillius, welcher vor zwei Jahren Consul gewesen war, so das Wort: «Diese Braven hätten ihre vollen Dienstjahre; ihr Körper sei durch Alter und anhaltende Beschwerden geschwächt: dennoch weigerten sie sich nicht, dem State ferner Dienste zu leisten. Nur darum bäten sie, nicht auf niedrigeren Rang angewiesen zu werden, als sie im Dienste gehabt hätten.» Nun ließ der Consul Publius Licinius die Senatsbeschlüsse vorlesen; den ersten, daß der Senat den Krieg gegen Perseus genehmigt habe; dann, daß er für gut gefunden habe, zu diesem Kriege so viele versuchte Hauptleute, als möglich ausheben zu lassen, und niemand mit dem Dienste zu verschonen, der noch nicht über funfzig Jahre alt sei. Dann bat er sie, «Bei diesem neuen Kriege, in dieser Nähe von Italien, gegen einen so mächtigen König, möchten sie weder die Obersten in der Werbung; stören, noch dem Consul hinderlich sein, jedem den Rang anzuweisen, der ihm zum Besten des Ganzen angewiesen werden müsse. Fände sich hiebei irgend eine Bedenklichkeit, so möchten sie die dem Senate anheim stellen.»
34. Als der Consul, was er vorzutragen wünschte, gesagt hatte, bat Spurius Ligustinus, einer von denen, welche bei den Bürgertribunen Ansprache gethan hatten, den Consul und die Bürgertribunen um die Erlaubniß, dem Volke einen kurzen Vortrag zu thun. Nach 271 erhaltener Zustimmung von Allen soll er so geredet haben: «Quiriten! ich heiße Spurius Ligustinus, gehöre in den Crustuminischen Bezirk und bin aus dem Sabinerlande gebürtig. Mein Vater hinterließ mir einen Morgen Landes und die kleine Hütte, in welcher ich geboren und erzogen bin, und in der ich noch heute wohne. Sobald ich das Alter hatte, gab mir mein Vater seines Bruders Tochter zur Frau, die mir nichts mitbrachte, als den Rang einer Freien und Keuschheit, und über dies eine Fruchtbarkeit, an welcher sogar ein reiches Haus zur Genüge gehabt hätte. Wir haben sechs Söhne, zwei Töchter, beide schon verheirathet. Vier Söhne sind schon in der Männertoga, zwei noch im Jugendrocke. Soldat wurde ich unter den Consuln Publius SulpiciusIm Jahre Roms 552, in welchem der Krieg mit Philipp von Macedonien ausbrach; also vor 29 Jahren., Cajus Aurelius. In dem Heere, welches nach Macedonien hinüberging, diente ich zwei Jahre als Gemeiner gegen König Philipp. Im dritten Jahre gab mir Titus Quinctius Flamininus, weil ich mich gut gehalten hatte, die unterste Hauptmannsstelle in der ersten Linie. Nach Besiegung Philipps und der Macedonier, als wir nach Italien zurückgebracht und entlassen waren, ging ich ohne Unterbrechung mit dem Consul Marcus Porcius als Freiwilliger nach Spanien. Daß unter allen jetzt lebenden Feldherren keiner ein strengerer Beobachter und Beurtheiler der Tapferkeit sei, als er, wissen Alle, die bei längerem Dienste ihn und andre Heerführer kennen gelernt haben. Dieser Feldherr erklärte mich für würdig, mir in der ersten Linie die erste Hauptmannsstelle bei dem ersten Hunderte anzuvertrauen. Zum drittenmale trat ich wiederum als Freiwilliger in das Heer, das gegen die Ätoler und den König Antiochus geschickt wurde. Vom Manius Acilius wurde mir die erste Hauptmannsstelle bei dem ersten Hunderte der zweiten Linie anvertrauet. Als König Antiochus verjagt und die Ätoler bezwungen waren, wurden wir 272 wieder nach Italien gebracht, und da habe ich nacheinander zweimal die Dienste gethan, in welchendeinceps bis, quae annua]. – Ich nehme es nicht auf mich, diese den besten Erklärern so schwierige Stelle erklären zu wollen. Doch erlaube ich mir die Frage: Sollten dies vielleicht Dienste in der Stadt, in einer legione urbana, gewesen sein? Man könnte auf diese Vermuthung kommen, weil kein auswärtiger Ort dieser Dienstzeit angegeben wird. Und da auch gewöhnlich den auswärts Dienenden 6, 8 oder 10 Monate für voll gerechnet und voll bezahlt wurden, so war dies bei dem mit keiner Gefahr verbundenen Dienste in der Stadt nicht der Fall: hier konnte man von dem Soldaten das volle Dienstjahr (annuum stipendium) fordern, oder eigentlich annuam operam pro annuo stipendio.die Legionen das ganze Jahr hindurch standen. Nachher habe ich zweimal in Spanien gedient; einmal unter dem Prätor Quintus Fulvius Flaccus, das zweitemal unter dem Tiberius Sempronius Gracchus. Vom Flaccus wurde ich unter den Übrigen, die er ihres Verdienstes wegen vom Kriegesplatze zu seinem Triumphe mitnahm, mit abgeführt. Auf Bitte des Tiberius Gracchus ging ich auf den Kriegsposten zurück. Viermal habe ich in wenigen Jahren das erste Hundert angeführt, bin vierunddreißigmal für mein Verdienst von meinen Feldherren beschenkt; habe sechs Bürgerkränze bekommen; zähle zweiundzwanzig bei dem Heere vollendete Dienstjahre; und bin über funfzig Jahre alt. Wenn ich aber auch meine Jahre noch nicht alle ausgehalten hätte, und mich auch mein Alter nicht dienstfrei machte, so könnte ich doch darauf rechnen, Publius Licinius, jetzt entlassen zu werden, da ich in meinen Einen Platz vier Mann zu stellen im Stande bin. Allein ich bitte euch, dies so aufzunehmen, als hätte ichs nur zur Vertheidigung meiner Sache gesprochen. Mich selbst werde ich nie, so lange mich jemand, welcher Heere zu werben hat, zum Dienste für tauglich hält, mit der Freiheit entschuldigen. Welches Ranges mich die Obersten würdig achten wollen, das steht bei ihnen: daß aber niemand im Heere mich an Tapferkeit übertreffe, das wird meine Sache sein; wie meine Feldherren und meine Dienstgenossen es bezeugen können, daß ich es immer so gehalten habe. Auch ihr, meine Waffenbrüder, ob ihr gleich von eurem 273 Rechte der Ansprache Gebrauch macht, müsset auch jetzt, da ihr nie als Jünglinge das Mindeste gegen eurer Obrigkeiten und des Senates Gutachten unternommen habt, dem Senate und den Consuln euch fügen, und jeden Rang für ehrenvoll halten, in welchem ihr den Stat vertheidigen sollt.»
35. Als er so geredet hatte, führte ihn der Consul unter vielen Lobsprüchen aus der Versammlung in den Senat. Auch hier wurde ihm durch eine Senatserklärung Dank gesagt, und die Obersten erkannten ihm für sein Verdienst die erste Hauptmannsstelle in der ersten Legion zu. Die übrigen Hauptleute gaben die Ansprache auf, und beantworteten den Aufruf bei der Werbung mit Bereitwilligkeit. Um die Befehlshaber so viel zeitiger auf ihre Standplätze abgehen zu lassen, feierte man das Latinerfest schon auf den ersten Junius, und nach beendigter Feier brach der Prätor Cajus Lucretius, der schon alle Bedürfnisse für die Flotte hatte vorangehen lassen, nach Brundusium auf. Außer den Heeren, welche die Consuln errichteten, mußte der Prätor Cajus Sulpicius Galba vermöge Auftrages vier Stadtlegionen von gehöriger Stärke an Fußvolk und Reuterei aufbringen und zu ihren Anführern vierquatuor tribunos]. – Weil jede Legion sechs Obersten hatte, so wollte Crevier statt IIII. lieber XXIIII. lesen. Drakenb. aber findet dies unnöthig, weil es sich denken läßt, daß von den 6 Obersten nur der erste aus dem Senate genommen werden sollte. Obersten aus dem Senate wählen; auch von den verbündeten Latinern funfzehntausend Mann zu Fuß und tausend zweihundert Ritter stellen lassen. Dies Heer solle sich zum Aufbruche bereit halten, wohin es der Senat bestimmen werde. Für sein Heer von Bürgern und Bundesgenossen wurden dem Consul Publius Licinius auf seine Bitte noch als Hülfstruppen zugegeben, zweitausend Ligurier, Cretenser Bogenschützen – die Anzahl der Truppen, welche die Cretenser auf Roms Bitte schicken würden, war noch ungewiß, – ferner Numidische Reuter und Elephanten. Zu diesem Zwecke gingen an den 274 Masinissa und nach Carthago Lucius Postumius Albinus, Quintus Terentius Culleo, Cajus Aburius als Gesandte ab. Nach Creta bestimmte man ebenfalls drei Gesandte, den Aulus Postumius Albinus, Cajus Decimius, Aulus Licinius Nerva.
36. Um diese Zeit kamen Gesandte vom Könige Perseus. Man fand nicht für gut, sie in die Stadt zu lassen, weil der Senat den Krieg gegen ihren König und gegen die Macedonier schon beschlossen, das Gesamtvolk ihn auch schon genehmigt hatte. Sie wurden im Tempel der Bellona dem Senate vorgestellt und sagten: «König Perseus wundere sich, daß nach Macedonien Heere hinübergegangen wären. Wenn es sich bei dem Senate erlangen lasse, daß sie wieder zurückgerufen würden, so wolle sich der König für die Beleidigungen, wenn sie sich ja über dergleichen, als ihren Bundesgenossen angethan zu beklagen hätten, zu einer von den Vätern zu bestimmenden Genugthuung verstehen.»Spurius Carvilius, der hierzu absichtlich aus Griechenland vom Cneus Sicinius zurückgeschickt war, befand sich im Senate. Da dieser den Gesandten über die gewaltsame Eroberung Perrhäbiens, über die Wegnahme mehrerer Städte Thessaliens, und über die andern Beschäftigungen und Rüstungen des Königs Vorwürfe machte, so hieß man die Gesandten hierauf antworten. Als sie stockten und sagten, ihr König habe ihnen weiter keine Aufträge gegeben, so gab man ihnen für ihren König den Bescheid mit: «Der Consul Publius Licinius werde nächstens mit einem Heere in Macedonien stehen; an ihn möchte der König, wenn es ihm mit der Genugthuung ein Ernst sei, seine Gesandten gehen lassen. Daß er weiter Gesandte nach Rom schicke, sei nicht nöthig: es werde keinem von ihnen erlaubt werden, durch Italien zu reisen.» So entließ man sie und trug dem Consul Publius Licinius auf, ihnen anzudeuten, daß sie Italien binnen elf Tagen räumen sollten; ihnen auch den Spurius Carvilius mitzugeben, um sie bis zu ihrer Einschiffung zu beobachten. Dies waren die Beschäftigungen zu Rom vor dem Aufbruche der Consuln nach 275 ihrem Standplatze. Schon hatte Cneus Sicinius, der vor seinem Abgange vom Amte, nach Brundusium zur Flotte und zum Heere vorausgeschickt war, fünftausend Mann zu Fuß und dreihundert Ritterquinque M peditum, CCC equitibus]. – Drakenb. weiset aus Cap. 27. sehr richtig nach, daß Sicinius (außer dieser Bürgerlegion von 5000 zu Fuß und 300 Rittern) noch an Bundesgenossen 12,000 zu Fuß und 600 Ritter gehabt habe. Danach ließe sich in unserer Stelle vermuthen, daß der Abschreiber von den Worten: quinque millibus peditum, tre centis equitibus et duodecim millibus sociorum peditum, sexcentis equitibus (bei der Ähnlichkeit in . . . centis equitibus) die cursiv gedruckten ausgelassen habe. Allein da uns Livius in eben dem Cap. 27. §. 34. von den 8000 Mann zu Fuß und 400 Rittern, welche sich Sicinius von den Latinern geben lassen soll, ausdrücklich sagt: Hunc militem qui Brundusii acciperet atque in Macedoniam mitteret, A. Atilius Serranus – deligitur; so müssen wir auch annehmen, daß diese Atilius nach Griechenland hinübergeschickt habe; und an unserer Stelle können nur (nach Cap. 27. §. 5.) die mit der Legio secunda, quae maxime veterana in Liguribus exat, zugleich genannten 4000 Latiner und 200 Ritter ausgelassen sein. Dann würde unsere Stelle so zu ergänzen sein: traiectis in Epirum quinque millibus peditum, tre centis equitibus et quatuor millibus sociorum peditum, ducentis equitibus, ad Nymphaeum etc. In beiden Fällen ist die Klippe, woran der Abschreiber scheiterte, nämlich die Ähnlichkeit in . . . centis equitibus, dieselbe. Man sehe die Berechnung bei Drakenb., aus welcher sich so viel wenigstens ergiebt, daß die hier genannten 5300 Mann kein Heer sein können, quo Cn. Sicinius (C. 27. §. 6.) provinciam Macedoniam obtineret; um so weniger, da er gleich nach seiner Ankunft seinen Tribunen 2000 Mann für Dassaretien und Illyrien abgiebt, und also ad obtinendam provinciam Macedoniam nur etwas über 3000 Mann behalten würde. nach Epirus übergesetzt und stand bei Nymphäum im Gebiete von Apollonia im Lager. Von hieraus schickte er zweitausend Mann unter der Anführung von Obersten ab, um die kleinen Festungen der Dassaretier und Illyrier in seiner Gewalt zu haben; und sie selbst hatten diese Besatzungen verlangt, um vor einem Einfalle der benachbarten Macedonier so viel mehr gesichert zu sein.
37. Wenig Tage nachher brachten die nach Griechenland gegangenen Bevollmächtigten, Quintus Marcius, Aulus Atilius, die beiden Cornelius Lentulus Publius und Servius, und Lucius Decimius tausend Mann Fußvolk mit nach Corcyra: hier theilten sie sich in die Gegenden, die sie besuchen wollten und in die Soldaten. Decimius wurde an den Illyrischen König Gentius mit dem Auftrage abgeschickt, wenn er sähe, daß dieser gegen die 276 Freundschaft mit Rom nicht gleichgültig sei, einen Versuch auf ihn zu machen, oder ihn gar für diesen Krieg zu einem Bündnisse zu bereden. Die beiden Lentulus wurden nach Cephallenia geschickt, um auf den Peloponnes überzugehen und die Küste des Westmeeres noch vor dem Winter zu bereisen. Dem Marcius und Atilius wurden zu ihren Besuchen Epirus, Ätolien und Thessalien angewiesen. Ferner sollten sie Böotien und Euböa in Augenschein nehmen, und dann in den Peloponnes übergehen. Sie verabredeten dort mit den beiden Lentulus zusammenzutreffen. Ehe sie aus Corcyra von einander schieden, wurde ein Brief von Perseus gebracht, worin er anfragte, was die Römer für Gründe hätten, Truppen nach Griechenland übergehen zu lassen, oder auch, Städte zu besetzen. Es wurde beliebt, nicht schriftlich zu antworten, sondern nur seinem Boten, dem Überbringer des Briefes, sagen zu lassen, die Römer thäten das zur eigenen Sicherheit der Städte. Als die Lentulusse bei ihrem Besuche der Peloponnesischen Städte alle Staten ohne Unterschied aufforderten, mit eben dem Muthe und eben der Treue den Römern gegen Perseus beizustehen, womit sie zuerst im Kriege gegen Philipp und dann in dem gegen Antiochus sie unterstützt hätten; so hörten sie in den Versammlungen ein lautes Murren, weil es die Achäer verdroß, daß sie, da sie doch seit dem ersten Anfange des Krieges mit Macedonien den Römern Alles geleistet hätten und schon im Kriege mit Philipp Macedoniens Feinde gewesen wären, mit den Messeniern und Eliern auf gleichen Fuß behandelt würden, die doch gegen das Römische Volk, für dessen Feind Antiochus, die Waffen geführt hätten, und, da sie erst neulich dem Achäischen Statenbunde zugegeben wären, sich noch beklagten, man habe sie den Siegern, den Achäern, für den Krieg zum Lohne hingegeben.