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38. Dem Marcius und Atilius hörte man, da sie bei ihrem Hinaufgange nach Gitanä – einer Stadt in Epirus, zehntausend Schritte vom Meere – eine Versammlung der Epiroten hielten, mit allgemeinem Beifalle zu, und sie schickten den Oresten vierhundert Mann Epireten zu, um 277 diese durch dieliberatis ab se]. – Orestae, ein Macedonisches Volk, waren im Frieden mit Philipp von den Römern für frei erklärt, nach 33, 34. Daß liberatis ab se im Munde Römischer Gesandten so viel heiße, als liberatis ope Romana, oder per Romanos, glaube ich so viel eher, da eben diese Gesandten noch in diesem Cap. den Thessaliern danken, quod enise adiuti a gente Thessalorum essent, wo die adiuti ebenfalls nicht die Gesandten, sondern die Römer sind. Und kurz vorher heißt de se so viel, als quod attinet ad Romanos. Römer befreieten Macedonier zu schützen. Nachdem sie sich von hier nach Ätolien begeben und wenige Tage daselbst aufgehalten hatten, bis an die Stelle des verstorbenen Prätors ein anderer gewählt wäre, und Lyciscus zum Prätor ernannt war, von dem man gewiß wußte, daß er es mit den Römern hielt, gingen sie weiter nach Thessalien. Dahin kamen auch Acarnanische Gesandte und Böotische Flüchtlinge. Den Acarnanen trugen sie auf, zu Hause vorzustellen: «Jetzt sei ihnen die Gelegenheit geboten, das wieder gut zu machen, was sie im Kriege der Römer zuerst mit Philipp und dann mit Antiochus, getäuscht durch die Vorspiegelungen der Königepollicitationibus regiis]. – Nach Crev., Duker, Drakenb. , am Römischen Volke verschuldet hätten. Wenn sie, so schlecht sie sich auch um die Römer verdient gemacht hätten, dennoch ihre Milde erfahren hätten, so möchten sie doch nun durch Wohlverhalten von ihrer Freigebigkeit Erfahrung machen.» Den Böotiern machten sie den Vorwurf, daß sie mit dem Perseus ein Bündniß geschlossen hätten. Als sie nun die Schuld auf das Haupt der Gegenpartei, auf den Ismenias schoben und verschiedene gegen ihre Neigung in jene Partei gezogenen Städte anführtenet quasdam]. – S. die letzte Anmerk. zu Cap. 43., so antwortete Marcius: «Das werde sich zeigen: denn man werde jedem State Gelegenheit verschaffen, in Beziehung aufde se]. – Nämlich de Romanis oder quod attinet ad Romanos. Ipsis aber ist Dativ. Man sehe die Anmerkung oben. Irre ich nicht, so soll dies im Munde der Herren Gesandten eine Drohung sein, etwa des Inhalts: «Nächstens sind unsere unüberwindlichen Legionen hier: dann wird jeder Stat wissen, was er in Rücksicht des Verhältnisses mit Rom zu thun, was für eine Partei er zu ergreifen hat.» Wenn Große übersetzt: «Man werde jeder Stadt erlauben, für sich selbst zu sorgen» – und Ostertag: «indem man jeder Stadt erlauben würde, ihre besonderen Berathschlagungen anzustellen» – so sehe ich nicht, wie Gesandte sich erklären können, eine Erlaubniß zu geben, die sich von selbst versteht und pflichtmäßig ist. Rom sein eignes Bestes zu beherzigen.»
278 Die Zusammenkunft mit den Thessaliern fand zu Larissa Statt. Hier hatten die Thessalier Gelegenheit genug, den Römern für das Geschenk der Freiheit Dank zu sagen, und die Bevollmächtigten den Thessaliern dafür, daß sie vorher im Kriege mit Philipp und nachher im Kriege mit Antiochus die Römer so eifrig unterstützt hatten. Durch diese gegenseitige Erwähnung der Verdienste wurde die Versammlung so begeistert, daß sie Alles bewilligte, was die Römer wünschten. Nach dieser Zusammenkunft fanden sich Gesandte vom Könige Perseus ein, vorzüglich im Vertrauen auf die eigene Gastfreundschaft, in welcher der König von seinem Vater her mit dem Marcius stand. Die Gesandten, die von der Erwähnung dieses Verhältnisses ausgingen, baten für ihren König um die Erlaubniß, sich zu einer Unterredung einfinden zu dürfen. Marcius sagte: «Auch er habe sich von seinem Vater sagen lassen, daß zwischen ihm und Philipp Freundschaft und gastliche Verbindung bestanden habe; und nicht ohne Rücksicht auf dieses Verhältniß habe er diese Gesandschaft übernommen. Wenn er sich völlig wohl befände, würde er diese Unterredung nicht verschoben haben: so aber wollten sie, sobald es ihm möglich sei, am Flusse Pencus, da wo der Weg von Homolium nach Dium hinübergehe, mit dem Könige zusammenkommen, und er werde ihn zuvor davon benachrichtigen lassen.»
39. Für jetzt zog sich Perseus von Dium wieder tiefer in sein Reich zurück, da ihm nur das leichte Lüftchen von Hoffnung vorschwebte, daß doch Marcius gesagt hätte, er habe die Gesandschaft seinetwegen übernommen. Wenig Tage nachher kamen sie an den bestimmten Ort. Der König, von einem Schwarme von Vertrauten und Trabanten umdrängt, hatte ein großes Gefolge. Die Gesandten kamen mit einem nicht kleineren Zuge, weil in ihrem 279 Gefolge nicht allein Viele aus Larissa selbst, sondern auch die Gesandschaften der Städte waren, welche sich zu Larissa gesammelt hatten, und jetzt das, was sie selbst hören würden, als zuverlässig nach Hause melden wollten. Sie waren nicht ohne die den Sterblichen eigene Neugier, die Zusammenkunft eines so ansehnlichen Königs mit den Gesandten des ersten Volks der Welt zu sehen. Als sie einander im Angesichte dastanden und nur durch den Fluß geschieden waren, machte das Hin- und Hertragen, wer von beiden herüberkommen solle, einigen Aufenthalt. Jene meinten, Etwas sei man doch der königlichen Würde schuldig; diese, der Ehre des Römischen Stats; vorzüglich da Perseus um die Unterredung nachgesucht habe. Auch ein Scherz des Marcius war auf die Unschlüssigen nicht ohne Wirkung. «Der Jüngere,» sagte er, «mag zu dem Älteren herüberkommen, und» – mit Anspielung auf seinen eignen Zunamen Philippus – «der Sohn zum Vater.» Der König ließ sich leicht dazu bereden. Nun gab es einen zweiten Punkt auszumachen, mit wie Vielen er hinübergehen solle. Der König hielt es für schicklich, mit seinem ganzen Gefolge hinüberzugehen. Die Bevollmächtigten verlangten, er solle mit Dreien kommen, oder, wenn er einen solchen Zug mit herüberbringen wolle, zur Sicherheit gegen jede böse Absicht bei dieser Unterredung Geisel stellen. Er stellte den Hippias und Pantauchus, die Ersten unter seinen Betrauten, die auch vorhin seine Abgesandten gewesen waren. Die Geisel verlangte man nicht sowohl zum Unterpfande der Sicherheit, als damit es den verbündeten Völkern einleuchten sollte, daß der König bei der Zusammenkunft durchaus nicht gleichen Rang mit den Abgeordneten habe. Sie begrüßten sich nicht als Feinde, sondern als Gastfreunde mit vieler Artigkeit und nahmen auf den zurecht gestellten Sitzen Platz.
40. Nach einer kurzen Stille sprach Marcius: «Ich glaube, man erwartet, daß wir eine Antwort auf deinen Brief geben sollen, den du uns nach Corcyra geschrieben hast, worin du anfragst, warum wir denn als Bevollmächtigte mit Truppen gekommen wären und einer Stadt nach 280 der andern Besatzungen zuschickten. Auf diese deine Frage nicht zu antworten, möchte, wie ich fürchte, Stolz verrathen, und doch die richtige Antwort für dich gar zu bitter anzuhören sein. Da indeß derjenige, der den Bund zerreißt, entweder durch Worte, oder durch die Waffen zurecht gewiesen werden muß; so will ich mich, so wie ich auch den Krieg gegen dich lieber einem Andern als mir aufgetragen sähe, eben so der bittern Anklage meines Gastfreundes, sei sie mir noch so unangenehm, unterziehen; so wie es die Ärzte machen, wenn sie, um zu retten, etwas härtere Mittel anwenden. Seitdem du die Regierung angetreten hast, hast du, nach des Senats Erachten, von dem, was du zu thun hattest, das allein recht gemacht, daß du zur Erneurung des Bundesvertrages Gesandte nach Rom [schicktestad renovandum . . . iudicat]. – Sigonius ergänzt diese Lücke so: ad renovandum [foedus miseris, quod ipsum tamen tibi non fuisse renovandum] iudicat potius.; welchen du aber lieber nicht hättest erneuren sollen,] meint der Senat, als daß du ihn nach der Erneurung verletztest. Den Abrupolis, den Bundesgenossen und Freund der Römer, hast du aus seinem Reiche getrieben. Die Mörder des Artetarus nahmest du auf, so daß du zeigtest, seine Ermordung – wenn ich auch von dem Übrigen schweige – mache dir Freude; Mörder eines Fürsten, der unter allen Illyriern der treueste Freund von Allem war, was Römer hieß. Durch Thessalien und das Malieische Gebiet zogest du, dem Vertrage zuwider, mit einem Heere bis Delphi: den Byzantinern schicktest du, eben so vertragswidrig, Hülfe. Den Böotiern, unsern Bundesgenossen, gabst du deinen Eid zu einer bloß mit dir geschlossenen Verbindung, die dir nicht erlaubt war. Die von uns zurückkommenden Thebanischen Gesandten, den Euerces und Callicritus«– – ich will lieber fragen: Wer hat sie ermordet? als dich beschuldigen. Den innerlichen Krieg in Ätolien und die Ermordungen der Großen dort – auf wen kann der Verdacht, sie angestiftet zu haben, sonst fallen, als auf deine Vertrauten? Dolopien hast du selbst 281 verwüstet. Auf wen der König Eumenes, der auf seiner Rückreise von Rom in sein Reich, zu Delphi, auf heiliger Stäte, beinahe am Altare als ein Opferthier abgethan wäre, diesen Verdacht fallen lässet, sage ich nur ungern. Was für geheime Bosheiten dein Brundusiner Gastfreund nachweiset – das Alles hat man dir, weiß ich gewiß, von Rom aus geschrieben, und deine Gesandten haben es dir wieder gesagt. Daß ich dies nicht zu sagen brauchte, hättest du durch das Eine Mittel abwenden können, wenn du mich nicht fragtest, warum nach Macedonien Heere übergesetzt würden, oder warum wir in die Städte unsrer Verbündeten Besatzungen schickten. Dir die Frage gar nicht zu beantworten, wäre von unserer Seite mehr Härte gewesen, als dir die Wahrheit zu antworten. Für meine Person will ich als väterlicher Gastfreund dich mit Wohlwollen anhören, und wünsche, daß du mir wenigstens einige Gelegenheit geben mögest, mich deiner Sache vor dem Senate anzunehmen.»
41. Hierauf antwortete der König: «So will ich denn meine Sache, die unter die guten gehörte, wenn sie vor unparteiischen Richtern geführt würde, vor meinen Anklägern führen, die zugleich meine Richter sind. Die mir gemachten Vorwürfe sind theils von der Art, daß ich mich ihrer beinahe rühmen möchte; theils so, daß ich sie einzugestehen nicht erröthe; und bei einigen, mir bloß mit ein par Worten gemacht, möchten wohl ein par Worte hinreichen, sie abzuleugnen. Denn angenommen, ich würde hier heute nach euren Gesetzen gerichtet, was läge dann in den Vorwürfen entweder des Brundusiner Angebers, oder des Eumenes, das sich mehr zu einer wahren Anklage eignete, als zu einer Lästerung? Man denke doch! Eumenes, dessen Druck so mancher Stat, so mancher Einzelne fühlt, kann keinen andern Feind gehabt haben, als mich: und eben so konnte auch ich zur Handreichung bei meinen Verbrechen niemand finden, der mir zuverlässiger war, als ein Rammius, den ich nie vorher gesehen hatte und nachher nie wieder sehen sollte. Auch wegen der Thebaner, die bekanntlich 282 im Schiffbruche umkamen, und wegen der Ermordung des Artetarus soll ich mich verantworten. Und doch wird mir bei dieser sonst nichts zur Last gelegt, als daß seine Mörder als Flüchtlinge in meinem Reiche lebten. Diese unbillige Zusage will ich gar nicht von mir ablehnen, unter der Bedingung, daß auch ihr euch dazu verstehet, bei jedem Flüchtlinge, der sich nach Italien oder nach Rom begiebt, euch als Anstifter der Verbrechen zu bekennen, um welcher willen sie verurtheilt sind. Weigert ihr euch aber dessen, wie jede andre Nation, so gehöre auch ich in diese Mehrzahl. Und der Gott! was hilft es denn, daß man irgend jemanden die Auswanderung offen läßt, wenn der Flüchtling nirgendwo einen Platz finden soll? Und dennoch habe ich, sobald ich, durch euch aufmerksam gemacht, erfuhr, daß sich diese Menschen in Macedonien aufhielten, sie aufsuchen lassen, sie aus meinem Reiche weggewiesen und ihnen auf ewig untersagt, es zu betreten. So viel über die Vorwürfe, die mir als dem sich verantwortenden Beklagten galten. Was nun folgt, gilt mir, dem Könige und führt zu einer Auseinandersetzung des zwischen mir und euch bestehenden Vertrages. Wenn in diesem Vertrage wirklich geschrieben steht, daß ich auch dann, wenn jemand mich bekriegt, mich und mein Reich nicht schützen darf; dann muß ich gestehen, den Vertrag gebrochen zu haben, weil ich mich gegen den Bundesgenossen der Römer Abrupolis mit den Waffen vertheidigt habe. Blieb mir dies aber auch in dem Vertrage erlaubt, und bringt es das Völkerrecht so mit sich, daß man sich der Waffen durch Waffen erwehrt; ich bitte euch, was sollte ich da thun, als Abrupolis das Gebiet meines Reiches bis nach Amphipolis verheerte, viele freie Leute, eine große Menge Sklaven und viele tausend Stück Vieh davontrieb? Sollte ich stillsitzen und es geschehen lassen, bis er mit den Waffen nach Pella und in meine Königsburg kam? Doch vielleicht war es zwar recht, gegen ihn zum Kriege zu schreiten: ich mußte ihn nur nicht überwinden, nur nicht leiden lassen, was die Besiegten zu treffen pflegt? Wenn 283 ich aber alles dies Unheil erfahren habe, der ich doch der Angegriffene war, wie kann er klagen, gelitten zu haben, da er die Veranlassung des Krieges war? Nicht auf gleiche Art, ihr Römer, werde ich mich dagegen vertheidigen, daß ich die Dolopen durch die Waffen zu Paren trieb, weil ich darin, gesetzt auch, es war nicht nach ihrem Verschulden, doch nach meinem Rechte verfuhr, insofern sie, durch euren eigenen Beschluß meinem Vater zugetheilt, zu meinem Reiche, unter meine Landeshoheit gehörten. Und auch dann, wenn ich mich – nicht bei euch, nicht bei unsern Verbündeten – sondern selbst bei denen zu verantworten hätte, welche eine zu harte und ungerechte Herrengewalt, sogar nur gegen Sklaven ausgeübt, misbilligen, würde ich doch nicht als der Mann erscheinen, der sie zu unbillig und zu schlimm behandelt hätte: denn sie hatten den von mir gesetzten Statthalter Euphranor auf eine solche Art ermordet, daß von seinen Martern der Tod selbst die kleinste war.»
42. «Aber, sagt man, als ich von dort weiter zog, um Larissa, Antron und Pteleus zu besuchen, bin ich ja, um in der Nähe meine schon lange schuldigen Gelübde zu bezahlen, zum Opfer nach Delphi hinaufgegangen. Und hier setzt man, die Beschuldigung zu vergrößern, hinzu, ich soll sogar mein Heer bei mir gehabt haben. Ei freilich, in der Absicht, Städte zu überfallen, und in ihre Burgen Truppen zu legen; ein Verfahren, dessen ich euch jetzt anklagen muß. Lasset die Städte Griechenlands zu einer Versammlung berufen: kann irgend jemand über eine Gewaltthat eines von meinen Soldaten Klage führen, so will ich den Argwohn verdienen, unter dem Scheine eines Opfers etwas Anderes beabsichtigt zu haben. Aber den Ätolern und Byzantinern haben wir Truppen gesandt, mit den Böotiern Freundschaft geschlossen. Davon habe ich ja, gesetzt, es wäre noch so schlimm, nicht bloß durch meine Gesandten in eurem Senate Anzeige thun, sondern mich auch deshalb entschuldigen lassen; wo ich freilich einige Richter fand, die nicht so wohlwollend waren, als du, Quintus 284 Marcius, meines Vaters Bekannter und Gastfreund. Doch war mein Ankläger Eumenes damals noch nicht in Rom gewesen, um durch seine Verleumdungen und Verdrehungen Alles in ein verdächtiges und gehässiges Licht zu setzen und den Versuch zu machen, ob er euch nicht überzeugen könne, daß Griechenland nie in Freiheit sein, nie von eurer Wohlthat Gebrauch machen werde, so lange das Macedonische Königreich bestehe. Dies Rad wird sich drehen: bald wird sich jemand mit der Klage einfinden: Antiochus sei umsonst über die Höhen des Taurus zurückgewiesen; Eumenes sei für Asien weit drückender, als Antiochus gewesen sei, und eure Bundesgenossen könnten nicht zur Ruhe kommen, so lange es einen Königssitz Pergamus gebe; denn dieser sei den benachbarten Städten über dem Kopfe als Zwingburg aufgethürmt. Ich weiß, Quintus Marcius und Aulus Atilius, diese mir von euch gemachten Vorwürfe sowohl, als meine Rechtfertigung dagegen, hängen ganz von der Aufnahme und von den Gesinnungen ab, welche sie bei den Zuhörern finden; und es kommt nicht so viel darauf an, was und in welcher Absicht ichs gethan habe, als wie ich es nach eurer Ansicht gethan haben soll. Ich bin mir bewußt, wissentlich nicht gefehlt zu haben, und daß es immer, hätte ich ja aus Unwissenheit einen Fehltritt gethan, noch möglich sei, durch eine Zurechtweisung, wie diese, mich wieder auf den rechten Weg zu lenken und zu bessern. Wenigstens habe ich kein unheilbares Verbrechen begangen; keines, welches in euren Augen die Bestrafung durch Krieg und Waffen verdienen könnte: allein der Ruf von eurer Schonung und Würde hat sich umsonst über die Völker ausgebreitet, wenn ihr aus solchen Ursachen, die kaum der Klage und der Gegenrede werth sind, zu den Waffen greift und verbündeten Königen den Krieg erkläret.»
43. Marcius, der ihm hierin beipflichtete, rieth ihm, Gesandte nach Rom zu schicken, weil er meinte, der König müsse Alles bis auf das Letzte versuchen und keinen Anschein einer Hoffnung unbenutzt lassen. Die übrige 285 Unterredung betraf den Punkt, wie die Gesandten mit Sicherheit sollten reisen können. Da hierzu ein erbetener Waffenstillstand nothwendig schien, Marcius aber ihn wünschte und nur diesen durch die Unterredung hatte erreichen wollen; so stellte er sich doch höchst schwierig und bewilligte ihn dem Bittenden als einen großen Gefallen. Für jetzt nämlich hatten die Römer zum Kriege noch nichts in gehöriger Bereitschaft, kein Heer, keinen Feldherrn: dahingegen Perseus, hätte ihn nicht die eitle Hoffnung zum Frieden in seinen Maßregeln getäuscht, Alles vorbereitet und in Ordnung hatte; und gerade jetzt, in dem vortheilhaftesten Zeitpunkte für ihn und im nachtheiligsten für die Feinde, den Krieg anfangen konnte. Von dieser Unterredung begleitetelegati R. in Boeotiam comparati sunt]. – Gronov, Clericus, Doujat, Crevier und Drakenborch alle verwerfen dies comparati sunt. Und wer nicht mit ihnen? Cap. 39. hieß es: Magnus comitatus fuit regius. – Non minore agmine legati venerunt, et ab Larissa multis prosequentibus, et legationibus civitatium etc. Der Sache nach könnte also hier sehr richtig stehen comitati sunt, sie wurden weiter begleitet. Und die participia der deponentium, aspernatus, amplexus, complexus, depopulatus expertus nimmt Livius oft genug im passiven Sinne. Cic. Tusc. 5. Puero ut uno esset comitatior, und man hat auch das Activum Comito, von welchem Gesner aus Ovid und Properz Beispiele anführt. Drakenb. sagt, Gronovs Vorschlag, conversi sunt, und Doujats profecti sunt oder delati sunt entferne sich zu weit von comparati sunt: ich denke, comitati sunt kommt diesem näher, noch mehr, wenn der Abschreiber com pati sunt zu sehen meinte. man die Gesandten, unter dem Schutze des Waffenstillstandes, nach Böotien. Hier war es schon zu Bewegungen gekommen, weil auf die Nachricht, die Bevollmächtigten hätten zur Antwort gegeben, «Es werde sich zeigen, welche Städte von ihrer Seite die Verbindung mit dem Könige gemisbilligt hätten,» schon verschiedene Böotische Völker von der Theilnahme an dem gemeinschaftlichen Landtage zurücktraten. Noch auf der Hinreise begegneten den Bevollmächtigten zuerst Gesandte von Chäronea, dann von Theben, mit der Versicherung, sie wären auf dem Landtage, auf welchem jene Verbindung beschlossen sei, nicht zugegen gewesen. Die Bevollmächtigten, ohne ihnen für jetzt eine Erklärung zu geben, hießen sie nach Chalcis mitgehen. Zu Theben 286 hatte ein andrer Streit eine große Spannung veranlasset. Die bei der Böotarchenwahl übergangene Partei hatte aus Rache für diese Beleidigung den großen Haufen zusammengebracht und zu Theben die Verordnung erlassen, daß keine Stadt die Böotarchen aufnehmen solle. Die Auswandernden begaben sich sämtlich nach Thespiä, und als sie von hier, wo man sie ohne Bedenken aufgenommen hatte, nach schon erfolgter Umstimmung des Volks, nach Theben zurückgerufen wurden, machten sie die Verordnung, Die Zwölf, welche als Unbeamtete eine Volksversammlung und einen Landtag gehalten hätten, sollten Landes verwiesen sein. Nachher erkannte ihnen in ihrer Abwesenheit der neue Prätor – dieser war Ismenias, ein Mann von Abkunft und Einfluß – in einer Verordnung die Todesstrafe zu. Sie waren aber nach Chalcis geflohen, von hier zu den Römern nach Larissa gereiset und hatten berichtet, die ganze Schuld des Bündnisses mit dem Perseus liege am Ismeniasex contentione ortum certamen.] – Ich folge hier Creviers kleiner Ausgabe, in welcher diese Worte cursiv gedruckt sind. Er setzt in der Note etwa Folgendes hinzu: Tamquam dicta ab exsulibus Boeotis. Ii nempe significant, ex contentione, quae fuerat inter ipsos et Ismeniam de societate cum Perseo, ortum id certamen esse, quo ipsi in exsilium eiecti sint. Dann wird aus contulerant ein dixerant, narruverant, oder ein ähnliches suppliret; wie es so oft im Livius der Fall ist, und wie Crev. gerade bei diesem Verbum conferre sehr richtig oben Cap. 38. §. 5. aus culpam in Ismeniam conferrent zu dem folgenden et quasdam civitates dicerent supplirt. S. unten 44, 25. 6. Folgt man dieser Erklärung nicht, so müßte dies certamen coram legatis vorgefallen sein, ohne daß wir erführen, wie es ablief, oder was die Römischen Bevollmächtigten dazu sagten., und ihr Widerspruch habe den Streit veranlasset. Von beiden Theilen stellten sich gleichwohl Gesandte bei den Römern ein; nicht allein die Vertriebenen und Ankläger des Ismenias, sondern auch Ismenias selbst.
44. Als man zu Chalcis ankam, erklärten sich die Großen der übrigen Städte, welche jede durch ihren eigenen Beschluß das Bündniß mit dem Perseus verworfen hatten – und dies war den Römern besonders lieb – für die Römer. Ismenias hielt es für besser, wenn sich das ganze Böotische Gesamtvolk in Römischen Schutz 287 begäbe. Bei dem hierüber entstandenen Streite fehlte nicht viel so wäre er, wenn er sich nicht zu den Stühlen, der Bevollmächtigten gerettet hätte, von den Vertriebenen und ihren Gönnern ermordet. Auch Theben selbst, Böotiens Hauptstadt, war in großem Aufruhre, weil die eine Partei den Stat auf die Seite des Königs, die andre ihn auf die Seite der Römer ziehen wollte; und ein Schwarm von Bürgern aus Corone und Haliartus hatte sich eingefunden, um den Beschluß zu Gunsten der Verbindung mit dem Könige aufrecht zu erhalten. Allein durch die Standhaftigkeit der Großen, die ihnen aus Philipps und Antiochus Niederlagen bewiesen, wie groß die Macht und das Glück des Römischen States sei, ließ sich auch die Volksmenge umstimmen, verordnete, das Bündniß mit dem Könige aufzuheben, schickte alle die, welche zum Abschlusse jenes Bündnisses gerathen hatten, zur eignen Verantwortung vor den Bevollmächtigten, nach Chalcis und ließ ihren Stat dem Schutze der Bevollmächtigten empfehlen. Dem Marcius und Atilius machte der Vortrag der Thebaner viele Freude, und sie riethen ihnen, wieet his separatim singulis]. – Ich folge mit Drakenb. und Crevier der nach Polyb. κατ' ιδίαν εκάστας gemachten Verbesserung Gronovs: et his et separatim singulis.den Übrigen einzeln, zur Erneurung der Freundschaft Gesandte nach Rom zu schicken. Vor allen Dingen verlangten sie die Wiederaufnahme der Verbanneten, und verurtheilten durch eigenen Spruch die Beförderer der Verbindung mit dem Könige. Da sie so, was sie vorzüglich wünschten, den Böotischen Statenverein gesprengt hatten, reiseten sie nach dem Peloponnes ab, ließen aber vorher den Servius CorneliusSer. Cornelio]. – Er war der eine von den Brüdern Lentulus. S. Cap. 37. nach Chalcis kommen. Zu Argi hielt man in ihrem Beisein Landtag. Hier baten sie sich von der Achäischen Nation nichts weiter aus, als tausend Mann. Diese wurden zur Besatzung nach Chalcis geschickt, um es einstweilen, so lange noch das Römische Heer im Übergange nach Griechenland sei, zu decken. Als Marcius 288 und Atilius ihre Geschäfte in Griechenland ausgerichtet hatten, gingen sie mit Wintersanfang nach Rom zurück.
45. Von hier ging um diese Zeit auch eine Gesandschaft nach Asien undAsiam et circum insulas. – – Sp. Postumius]. – Beides nach Drakenborchs Vorschlage. nach den Inseln ab. Die drei Gesandten waren Tiberius Claudius, Spurius Postumius, Marcus Junius. Sie reiseten bei den Bundesgenossen umher und forderten sie auf, an dem Kriege gegen Perseus für die Römer Theil zu nehmen; und je mächtiger jeder Stat war, desto angelegentlicher betrieben sie die Sache, weil natürlich die kleineren das Beispiel der größeren nicht unbefolgt ließen. In jeder Hinsicht ließ sich vom Beitritte der Rhodier ein wichtiger Ausschlag erwarten, weil sie den Kriegführenden nicht bloß begünstigen, sondern auch mit ihrer Macht unterstützen konnten, die aus vierzig auf Betrieb des Hegesilochus ausgerüsteten Schiffen bestand. Als höchster Statsbeamter der Rhodier – dieser hat bei ihnen den Titel Prytanis – hatte er sie durch mehrere Gründe überzeugt, «sie müßten den Plan, der sie nun schon so oft getäuscht habe, sich mit den Königen gut zu stehen, aufgeben, und die Verbindung mit Rom festhalten, die jetzt sowohl in Hinsicht auf ihre Macht, als auf ihre Treue, die einzige zuverlässige auf Erden sei. Jetzt komme es zu einem Kriege mit Perseus. Die Römer würden von ihnen denselben Beitrag zur See erwarten, den sie neulich im Kriege mit Antiochus, und vorher mit Philipp, gesehen hätten. Sie aber würden in Verlegenheit kommen, wenn sie die Flotte, die dann schon auslaufen sollte, nun erst in aller Eile ausrüsten wollten, wenn sie nicht schon jetzt anfingen, die Schiffe in Stand zu setzen und mit Seetruppen zu bemannen. Dies müßten sie sich so viel mehr angelegen sein lassen, um die vom Eumenes angebrachten Beschuldigungen durch den Beweis der That widerlegen zu können.» Hiedurch in Thätigkeit gesetzt zeigten sie den Römischen Bevollmächtigten bei ihrer Ankunft eine segelfertige, 289 bemannete Flotte von vierzig Schiffen; daß man sehen mußte, sie hatten die Aufforderung nicht abgewartet. Also auch diese Gesandschaft war für die freundschaftliche Stimmung Kleinasiens von großer Wirkung. Der einzige Decimius kam nach Rom zurück, ohne etwas ausgerichtet zu haben, ja nicht ohne Nachrede des Verdachts, daß er sich von den Illyrischen Königen habe bestechen lassen.
46. Als sich Perseus von der Unterredung mit den Römern nach Macedonien zurückbegeben hatte, schickte er wegen der mit dem Marcius eingeleiteten Friedensbedingungen Gesandte nach Rom; und andern Gesandten nach Byzanz und Rhodus gab er Briefe mit. Die Briefe sagten Allen dasselbe: «Er habe mit den Römischen Bevollmächtigten eine Unterredung gehabt.» Was man ihn hatte hören lassen, was er selbst gesagt hatte, das Alles hatte er so gestellt, daß es scheinen konnte, bei dieser Auseinandersetzung sei das Recht auf seiner Seite gewesen. Bei den Rhodiern fügten seine Gesandten noch hinzu: «Er rechne sicher auf den Frieden; denn selbst auf Betrieb des Marcius und Atilius habe er die Gesandten nach Rom geschickt. Sollten indeß die Römer gegen den Vertrag sich dennoch zum Kriege anschicken, so müßten die Rhodier mit ihrem ganzen Einflusse, mit aller ihrer Kraft dahin arbeiten, den Frieden wieder herzustellen. Richteten sie durch ihre abmahnenden Bitten nichts aus, «so hätten sie dahin zu wirken, daß nicht die Entscheidung und Obergewalt in allen Dingen einem einzigen Volke anheimfalle. Dies sei zwar allen Völkern wichtig, vorzüglich aber den Rhodiern; da sie vor andern Staten eine ausgezeichnete Würde und Macht besäßen, die aber gleich untergeordnet und preisgegeben sein würden, sobald die Römer das einzige Volk wären, auf welches man Rücksicht zu nehmen habe.» Der Brief und der Vortrag der Gesandten fanden mehr eine gefällige Aufnahme, als daß sie in den Gesinnungen einen Ausschlag gegeben hätten. Das Übergewicht der besseren Partei war schon zu groß geworden. Nach einem Beschlusse wurde ihnen die Antwort gegeben: «Die Rhodier wünschten den Frieden. 290 Sollte aber Krieg sein, so möchte der König nichts von den Rhodiern erwarten und nichts verlangen, was sie von der alten, durch viele und große Verdienste im Frieden und Kriege erworbenen, Freundschaft mit den Römern trennen würde.» Auf der Rückreise von Rhodus besuchten die Gesandten auch die Städte Böotiens, sowohl Theben, als Coronea und Haliartus, welche, wie sie meinten, wider Willen dazu genöthigt waren, das Bündniß mit dem Könige aufzugeben und sich den Römern anzuschließen. Auf die Thebaner machten sie nicht den mindesten Eindruck, ob diese gleich die Verurtheilung ihrerdamnatis principibus]. – Ismenias und Nicetas waren von den Römern in den Kerker geworfen, und hatten sich bald nachher in diesem das Leben selbst genommen. Crev. zu Cap. 44. Größen und die Wiedereinsetzung der Vertriebenen auf die Römer unwillig machte. Die Bürger von Coronea und Haliartus, mit der ihnen eignen Vorliebe für Könige, schickten Gesandte nach Macedonien und baten um Truppen, mit denen sie sich gegen die zügellose Tyrannei der Thebaner schützen könnten. Die Gesandschaft erhielt vom Könige zur Antwort: «Truppen könne er ihnen bei dem mit den Römern geschlossenen Waffenstillstande nicht schicken: indeß rathe er ihnen, sich gegen die Mishandlungen der Thebaner zu vertheidigen, so weit sie das könnten, ohne den Römern einen Vorwand zur Härte gegen sie zu geben.»
47. Als Marcius und Atilius bei ihrer Zurückkunft nach Rom über ihre Gesandschaft auf dem Capitole Bericht erstatteten, wußten sie sich auf nichts so viel, als darauf, daß sie durch den Waffenstillstand und durch die Hoffnung zum Frieden den König getäuscht hätten. «Denn er sei mit seinen Rüstungen zum Kriege so völlig im Stande gewesen, während sie selbst noch nichts in Bereitschaft gehabt hätten, daß er alle vortheilhaften Plätze früher hatte besetzen können, ehe noch ein Heer nach Griechenland übergegangen sei. Durch die gewonnene Frist des Waffenstillstandes werde er um nichts gerüsteter auftreten, die Römer aber würden nun, mit allem 291 besser versehen, den Krieg beginnen. Auch hätten sie durch ihre Geschicklichkeit den Statenbund der Böoter gesprengt, so daß sie nie wieder mit Zusammenstimmung den Macedoniern sich anschließen könnten.» Ein großer Theil des Senats billigte dies, als ein höchst kluges Benehmen. Nur die Alten, die an die ehemalige Sitte zurückdachten, erklärten: «Sie könnten bei dieser Gesandschaft die Mittel zu wirken nicht für Römisch anerkennen. Nicht im Hinterhalte und in nächtlichen Gefechten, nicht durch verstellte Flucht und unvermuthete Rückschliche auf den sorglosen Feind; nicht um in der Schlauheit größeren Ruhm zu suchen, als in der ächten Tapferkeit, hätten die Vorfahren ihre Kriege geführt. Sie wären gewohnt gewesen, die Kriege eher anzukündigen, als zu führen, zuweilen dem Feinde den Tagdenunciare etiam, interdum locum]. – Herr Walch beweiset S. 7. daß denunciare, als das schwächere, nicht dem stärkeren indicere, wenn sich beide Verba auf bella beziehen sollen, nachstehen könne. Hierin stimme ich ihm vollkommen bei. Und seine S. 11. aufgestellte Vermuthung, daß gerade unter diesen misbilligenden Greisen der alte Cato gewesen sei, der den Celtiberern 34, 19. sagen ließ: Si utique bellum placeat, diem locumque constituant, ubi secum armis decernant, veranlasset mich, so zu lesen: solitos bella, denunciare diem interdum, locum finire, in quo dimicaturi essent. Ob das von Hrn. W. vorgeschlagene aciem leichter in etiam verwandelt werden konnte, oder mein diem, lasse ich unentschieden; doch dünkt mich, denunciare passe besser zu diem, als zu aciem, welches hier lieber pugnam oder praelium heißen müßte. Auch gehören diem locumque besser zusammen, als acies und locus, weil acies und locus sich einander nicht so ausschließen, wie dies und locus. festzusetzen und den Ort zu bestimmen, an welchem sie hätten schlagen wollen. Eben so redlich habe man dem Könige Pyrrhus den Arzt angezeigt, der seinem Leben nachgestellt habe; eben so voreadem Faliscis – – liberorum regis]. – Das Wort regis geradezu wegzuwerfen, erklärt Drakenb. für nimis temerarium. Und gegen die Beibehaltung sind doch nicht nur Livius selbst, der uns 5, 27. principum liberos nannte, und von keinem Könige weiß, sondern auch alle Geschichtschreiber, die dieses Vorfalls erwähnen; und ihrer sind (nach Freinsh. u. Drakenb.) nicht wenige. Herr Ruperti half mir durch die Worte: Malim proditorem verberandum virgis auf einen kürzern Weg. So glücklich statt regis das wahre Wort virgis wieder hervorgerufen ist, so ist doch von dem langen Worte verberandum keine Spur anzutreffen. Ich vermuthe, das m in eade m habe das folgende Wörtchen in ausfallen lassen, und lese so, wie ich übersetzt habe: eadem [fide] in Faliscis vinctum traditum proditorem liberorum virgis. Falerii den Verräther 292 gebunden den Ruthen der Kinder übergeben. Das heiße Römisch gehandelt, nicht mit der Arglist der Punier, nicht mit der Verschmitztheit der Griechen, bei denen es rühmlicher sei, den Feind zu betriegen, als durch Tapferkeit ihn zu überwinden. Zuweilen werde für den Augenblick durch List mehr gewonnen, als durch Tapferkeit; allein auf immer werde nur dessen Muth besiegt, dem man das Bekenntniß abgezwungen habe, er sei nicht durch Kunstgriff, nicht durch Zufall, sondern durch in der Nähe gemessene Kraft, in einer ordentlichen Schlacht, in einem gewissenhaft geführten Kriege überwunden.» So sprachen die Bejahrteren, denen unsre neue Klugheitslehre gar nicht gefallen wollte. Doch behielt im Senate die Partei die Oberhand, die mehr auf das Nützliche, als auf das Ehrenvolle sah, so daß die vorige Gesandschaft des Marcius gebilligt, er wieder mit einigen Fünfruderern nach Griechenland in dieselbeneodem rursus in Graeciam]. – Eins von beiden will man ausstoßen, entweder eodem oder in Graeciam. Duker und Crevier wollen das letzte als Glosse von eodem wegwerfen, Perizon. aber in Graeciam beibehalten, und eodem in idem verwandeln. Allein Cap. 37. hatten sich die Bevollmächtigten in die Gegenden und Völker Griechenlands getheilt. Marcius und Atilius bekamen einige Districte, andere die Lentulusse. Und so bekommt auch in unserm Cap. Atilius Thessalien, P. Lentulus Theben mit Böotien. So läßt sich auch vom Marcius annehmen, daß er eodem in Graeciam (zu denselben Völkern in Griechenland) zurückgeschickt sei, die er vorher bereiset hatte, nämlich nach Epirus, Ätolien u. s. w. in eandem Graeciae partem. Gegenden zurückgeschickt, und ihm aufgetragen wurde, das Übrige so zu machen, wie er es für den Stat am vortheilhaftesten fände. Auch den Aulus Atilius schickten sie zur Besetzung von Larissa nach Thessalien, weil sie besorgten, Perseus möchte nach Ablauf des Waffenstillstandes eine Besatzung hineinlegen, und so die Hauptstadt Thessaliens in seiner Gewalt haben. Hierzu sollte Atilius zweitausend Mann Fußvolk vom Cneus Sicinius in Empfang nehmen. Auch dem Publius Lentulus, der aus Achaja zurückgekommen war, wurden dreihundert Mann Italischer Truppen gegeben, um von Theben aus zu bewirken, daß man von Böotien Meister bleibe.
293 48. Nach diesen Vorkehrungen beschloß man, obgleich die Maßregeln für den Krieg schon bestimmt waren, die Gesandten des Perseus dennoch im Senate vorzulassen. Ungefähr eben das, was der König in der Unterredung vorgebracht hatte, wiederholten seine Gesandten. Gegen den Vorwurf, dem Eumenes aufgelauert zu haben, vertheidigten sie ihn zwar sehr angelegentlich, doch ohne die mindeste Wahrscheinlichkeit; denn die Sache war offenbar. Das Übrige war bittende Entschuldigung, welche aber nicht die Hörer fand, die sich hätten belehren oder erweichen lassen. Man deutete ihnen an, Roms Mauern sogleich zu verlassen, Italien binnen dreißig Tagen zu räumen. Der Consul Publius Licinius, welchem Macedonien als Standplatz zugefallen war, wurde nun angewiesen, dem Heere den ersten besten Tag zu bestimmen, an welchem es sich zu sammeln habe. Der Prätor Cajus Lucretius, der die Anführung der Flotte hatte, ging mit vierzig Fünfruderern von Rom ab; denn von den ausgebesserten Schiffen wollte man mehrere zu verschiedenem Gebrauche in der Nähe der Stadt behalten. Der Prätor sandte seinen Bruder Marcus Lucretius mit Einem Fünfruderer voraus, hieß ihn die von den Bundsgenossen vertragsmäßig zu stellenden Schiffe in Empfang nehmen und bei Cephallenia zur Flotte stoßen. Dieser fuhr auf Einem Dreiruderer von Rhegium, mit zweien von Locri und vier von Uria längs der Küste Italiens auf dem Ionischen Meere über das äußerste Vorgebirge Calabriens hinaus und setzte nach Dyrrhachium über. Hier fand er zehn eigne Barken der Dyrrhachiner vor, zwölf von Issa und vierundfunfzig vom Könige Gentius, stellte sich, als hielte er sie zum Dienste für die Römer zusammengebracht, nahm sie alle mit, ging in drei Tagen nach Corcyra und von da weiter nach Cephallenia über. Der Prätor Cajus Lucretius, der von Neapolis auslief, ging durch die Meerenge und fuhr in fünf Tagen nach Cephallenia hinüber. Hier hielt die Flotte an, um zweierlei abzuwarten, daß die Landmacht herüberkäme, und daß die Ladungsschiffe, die auf der Höhe vom Zuge abgekommen waren, wieder zu ihr stießen.
294 49. Es traf sich so, daß in diesen Tagen der Consul Publius Licinius, nachdem er auf dem Capitole die Gelübde abgelegt hatte, im Feldherrnpurpur von der Stadt aufbrach. Dieses Ereigniß geht zwar immer mit großer Würde und Feierlichkeit vor sich, vorzüglich aber wird es dann für die Blicke der Zuschauer und für die Aufmerksamkeit anziehend, wenn sie einem Consul das Geleit geben, der gegen einen wichtigen, im Rufe der Tapferkeit oder Macht stehenden, Feind auszieht. Dann finden sie sich nicht bloß aus Artigkeit ein, sondern auch aus Hang für diese Augenweide, einen Feldherrn zu sehen, der der Ihrige ist und dessen Oberbefehle und Einsichten sie die ganze Wohlfahrt des States übergeben haben. Dann kommt ihnen der Gedanke zu Gemüthe, wie mancherlei die Zufälle des Krieges sind, wie ungewiß der Ausgang des Schicksals: wie unentschieden die Ansprüche auf Kriegsglück; die widrigen, die günstigen Ereignisse; die Niederlagen, die oft eine Folge der Unwissenheit und Unbesonnenheit der Feldherren waren; wie segensreich dagegen Einsicht und Tapferkeit wurden. Welcher Sterbliche wissen könne, was für Übersicht, was für Glück der Consul haben werde, den sie jetzt zum Kriege aussendeten; ob sie ihn nächstens mit seinem siegreichen Heere im Triumphe, im Hinaufzuge zum Capitole und zu denselben Göttern sehen sollten, aus deren Tempeln er sich jetzt auf den Weg begebe, oder ob die Götter diese Freude den Feinden bereiten würden. Dem Könige Perseus aber, dem es diesmal galt, gab nicht allein die durch ihre Kriege berühmte Macedonische Nation großen Ruf, sondern auch sein Vater Philipp, der sich bei manchen gelungenen Unternehmungen auch durch seinen Krieg mit Rom ausgezeichnet hatte: allein auch Perseus eigner Name war seit seiner Thronbesteigung, bei dieser Erwartung des Krieges mit ihm, beständig in Aller Munde gewesen. Mit diesen Gedanken begleiteten den ausziehenden Consul die Menschen aus allen Ständen, Zwei Consularen gab man ihm zu Obersten mit, den Cajus Claudius und Quintus Mucius, und drei angesehene junge Männer, den Publius 295 Lentulus und die beiden [Lucius] Manlius Acidinus, von denen der eine des [Cneus] Manlius, der andre des Lucius Manlius Sohn war. Mit ihnen kam der Consul zu Brundusium bei dem Heere an, und nach seiner Überfahrt mit den sämtlichen Truppen, lagerte er sich bei Nymphäum im Gebiete von Apollonia.
50. Wenige Tage zuvor hielt Perseus, als ihm seine Gesandten bei ihrer Rückkehr von Rom alle Hoffnung zum Frieden abgeschnitten hatten, einen Statsrath. In diesem wurde bei den sich widersprechenden Meinungen ziemlich lange gestritten. Es fehlte nicht an solchen, welche dafür hielten, «Der König müsse sich sogar zu einer jährlichen Zahlung verstehen, wenn ihm die Römer diese auferlegen, oder zur Abtretung eines Theils von seinem Gebiete, wenn sie ihm diesen nehmen wollten; überhaupt keiner Aufopferung sich weigern, die er dem Frieden zu Liebe sich gefallen lassen müsse, und es nur nicht dahin kommen lassen, daß er sich samt seinem Reiche auf ein so entscheidendes Spiel setze. Bleibe ihm nur der Besitz seines Reichs unbestritten, so könne Aufschub und Zeit mancherlei herbeiführen, wodurch er nicht allein das Verlorne wiedergewinnen, sondern von seiner Seite denen furchtbar werden könne, vor denen er sich jetzt zu fürchten habe.» Allein bei weitem der größere Theil führte eine muthvollere Sprache. Sie versicherten: «Mit dem ersten Schritte, den der König weiche, würde er in Einem fort bis aus seinem Reiche weichen müssen. Denn Geld oder Land hätten ja die Römer nicht nöthig. Allein sie wüßten, daß alle menschlichen Dinge, und besonders immer die größten Königsstaten und Reiche vielen Zufällen ausgesetzt seien. Die Macht Carthago's hätten sie gebrochen; hatten ihm den Nacken mit einem übermächtigen, benachbarten Könige bejocht; hätten den Antiochus und seine Thronerben über die Höhen des Taurus hinausgedrängt. Nur das Königreich Macedonien sei das einzige, das ihnen zu nahe liege, und ihrer Meinung nach seinen Königen, sobald einmal dem Römischen Volke sein Glück zu wanken anfange, den alten Muth 296 wiedergeben könne. Perseus müsse, so lange er noch Alles beisammen habe, bei sich festsetzen, ob er lieber, für seine Nachgiebigkeit im Einzelnen, am Ende aller seiner Macht beraubt und aus seinem Reiche verjagt, Samothracien oder sonst eine Insel von den Römern sich erbitten wolle, um dort als Privatmann sein Königreich zu überleben und in Verachtung und Mangel zu ergreisen; oder ob er als der gewaffnete Vertheidiger seines Glücks und seines Ranges, wie es eines Helden würdig sei, entweder der Entscheidung des Krieges sich fügen, oder als Sieger den Erdkreis vom Oberbefehle der Römer befreien solle. Die Vertreibung der Römer aus Griechenland sei kein unbegreiflicheres Wunder, als die Vertreibung Hannibals aus Italien. Und sie sähen, bei Gott! nicht ein, wie das zusammenstimme, daß er gegen einen Bruder, weil dieser widerrechtlich nach dem Throne strebte, alle Kräfte aufgeboten habe, und nun den mit Ehre errungenen Thron Ausländern überlassen solle. Überhaupt stimme ja bei der Entscheidung durch Krieg und Friedenita bello ac pace quaeri, ut]. – Ich meine, diese Worte haben so, wie ich sie übersetze, einen ganz richtigen Sinn. Wenn man gar keinen Sinn darin finden konnte, und deswegen ändern wollte, so kam das vermuthlich daher, weil man ita, ut vom Zwecke verstand, da es hier nur die Beschaffenheit anzeigen soll. Mit andern Worten, freilich nicht so kurz konnte es heißen: Postremo disquisitionem, quam per bella ac paces subimus, eius esse generis, ut de ea omnes consentiant, nihil turpius esse, quam etc., oder so: Postremo de hac, quae per bella ac paces fiat, disceptatione hoc esse omnium gentium iudicium: Nihil turpius esse, quam etc. So hier bello ac pace quaerere, wie lege quaerere für disquirere oder anquirere. alle Welt darin überein, daß nichts schimpflicher sei, als ein Königreich ohne Schwertschlag preisgegeben, und nichts ehrenvoller, als zur Behauptung eigner Würde und Hoheit jedem Schicksale sich unterzogen zu haben.»
51. Dieser Statsrath wurde zu Pella gehalten, in der alten Königsburg der Macedonier. «So wollen wir denn unter dem gnädigen Beistande der Götter,» rief Perseus, «wenn ihr meint, den Krieg führen;» und seine an die Statthalter erlassenen schriftlichen Befehle beschieden alle Truppen nach Citium, einer Stadt in 297 Macedonien. Er selbst ging, nachdem er königlich genug der Minerva, die dort den Beinamen Alcis hat, ein Opfer von hundert Thieren gebracht hatte, mit der Schar seiner Vertrauten und Trabanten nach Citium ab. Hier hatten sich die sämtlichen Macedonischen Truppen und alle auswärtigen Hülfsvölker schon gesammelt. Er lagerte sich vor der Stadt und stellte alle seine Truppen in der Ebene auf. Die ganze Summe der Waffentragenden belief sich auf dreiundvierzig tausend, worunter beinahe die Hälfte Phalangiten waren. Diese führte Hippias, aus Beröa. Dann folgten zwei wegen ihrer Stärke und kraftvollen Jugend aus der ganzen Menge der Rundschildner ausgesuchte Züge; sie nannten eine solche Legion einen Zug. Diese hatten den Leonatus und Thrasippus, zwei Lyncesten, zu Anführern. Die übrigen sich fast auf dreitausend Mann belaufenden Rundschildner führte Antiphilus, aus Edessa. Die aus Päonien, aus Parorea, aus Parstrymonia – diese Landschaften gränzen an Thracien – und die Agrianen mit ihren Thracischen Anbauern machten ebenfalls gegen dreitausend Mann aus. Didas, der Päonier, der Mörder des jungen Demetrius, hatte sie bewaffnet und zusammengezogen. An der Spitze von zweitausend Mann Gallischer Truppen stand Asclepiodotus. Dreitausend freie Thracier, aus der Sintischen Stadt Heraclea, hatten ihren eignen Anführer. So folgte auch fast eine eben so starke Schar Cretenser ihren eignen Führern, dem Susus von Phalasarna und dem Syllus aus Gnossus. Fünfhundert Griechen, aus mehreren Völkern gemischt, hatten den Leonides zum Befehlshaber, einen Lacedämonier. Er galt für einen Abkömmling der Könige, war aber jetzt ein Vertriebener, weil ihn ein zahlreicher Achaischer Landtag, wegen eines aufgefangenen Briefes von ihm an den Perseus, verurtheilt hatte. Den Ätolern und Böotern, welche zusammen nicht über fünfhundert Mann ausmachten, war der Achäer, Lyco, vorgesetzt. Diese aus so vielen Völkerschaften und Nationen gemischten Hülfstruppen betrugen fast zwölftausend Mann. An Reuterei hatte Perseus aus ganz Macedonien drei Tausende 298 zusammengebracht. Hier hatte sich aber auch Cotys, des Seuthes Sohn, König des Odrysischen Volksstammes, eingefunden mit tausend erlesenen Reutern und fast eben so vielem Fußvolke. Die Summe des ganzen Heeres betrug neununddreißig tausend Mann zu Fuß, viertausend zu Pferde. Man wußte sicher, daß nach jenem Heere, welches Alexander der Große nach Asien hinüber nahm, nie wieder ein Macedonischer König so vielecopias tantas]. – Alexanders Heer war 39,000 Mann stark. Truppen gehabt hatte.
52. Es war jetzt das sechsundzwanzigste Jahr, seitdem die Römer dem Philipp auf seine Bitte den Frieden bewilligt hatten. Macedonien, während dieser ganzen Zeit in Ruhe, hatte Landeskinder genug geliefert, welche großentheils zum Kriegsdienste reif sein konnten; und in den kleinen Kriegen mit den benachbarten Thraciern, welche für sie mehr übend als erschöpfend waren, hatten sie doch in ununterbrochenem Dienste gestanden: dann bewirkte auch der Umstand, daß lange schon zuvor, zuerst Philipp, nachher Perseus, auf einen Krieg mit Rom gedacht hatten, daß jetzt Alles eingerichtet und in Bereitschaft war. Das Heer mußte eine kleine Bewegung machen – doch nicht bis zur vollen Musterübung –, damit es nur nicht in den Waffen bloß dazustehen scheine; und nun berief er es, gewaffnet, wie es war, zu einer Versammlung. Er selbst stand auf einer Bühne, ihm auf beiden Seiten standen seine zwei Prinzen, von denen der ältere, Philipp, eigentlich sein Bruder, nur sein angenommener Sohn; der jüngere, der den Namen Alexander hatte, sein wirklicher Sohn war. Er forderte die Truppen auf zum Kriege. Er zählte die Beleidigungen auf, welche die Römer seinem Vater und ihm zugefügt hätten. «Sein Vater, den alle diese Unwürdigkeiten zur Erneuerung des Krieges gezwungen hätten, sei während der Kriegsrüstungen von seinem Ende übereilt. An ihn selbst hätten die Römer Gesandte abgehen lassen und doch zu gleicher Zeit Truppen abgeschickt, die Städte Griechenlands zu besetzen. Dann hätten sie durch eine listige Unterredung, unter 299 dem Scheine, den Frieden wieder einzuleiten, ihn während des Winters hingehalten, um zu ihren Rüstungen Zeit zu gewinnen. Jetzt komme nun ein Consul mit zwei Legionen Römer, deren [jede aus fünftausend Mann zu Fuß und] dreihundert Rittern bestehe, und mit einer fast gleichen Anzahl von Bundestruppen zu Fuß und zu Pferde. Möchten immerhin die Hülfsvölker von den Königen Eumenes und Masinissa hinzukommen, die doch nicht mehr als siebentausend zu Fuß, zweitausend zu Pferde betragen würden. Da sie nunmehr die Truppenzahl der Feinde gehört hätten, möchten sie auf ihr eignes Heer zurückblicken, um einzusehen, wie sehr sie selbst an Zahl und an Werth der Truppen ungeübten, eiligst zu diesem Kriege geworbenen, Jünglingen überlegen sein müßten; sie, von Kindheit an die in allen Künsten des Krieges Gebildeten, die durch so viele Kriege Eingeübten und Abgehärteten. Die Hülfstruppen der Römer beständen aus Lydiern, Phrygiern, Numidern; die seinigen aus Thraciern und Galliern, den streitbarsten Völkern. Jene hätten Waffen, so gut sie sich jeder Soldat bei seiner Armuth habe anschaffen können; die Macedonier hingegen, wie die königlichen Waffenlager sie hergegeben hätten, und sie sein Vater seit so vielen Jahren mit Sorgfalt und Kosten habe fertigen lassen. Die Zufuhr werde Jenen aus der Ferne kommen, und allen Zufällen der Seefahrt unterworfen sein: Er habe Gelder und Getreide, den Ertrag der Bergwerke ungerechnet, auf zehn Jahre beiseit gelegt. Alles, was durch die Gnade der Götter, was durch die Vorsorge der Könige habe vorbereitet werden müssen, hätten die Macedonier vollauf und im Überfluß: nun müßten sie auch den Muth haben, den ihre Vorfahren gehabt hätten, die nach der Besiegung von ganz Europa nach Asien übergingen, einen selbst dem Gerüchte unbekannten Welttheil durch ihre Waffen eröffneten, und nicht eher abließen zu siegen, bis es für sie, vom OstmeereRubro mari]. – Man vergl. B. 36. C. 17. und B. 45. C. 9. begränzt, Nichts mehr zu besiegen gab. Jetzt 300 aber, bei Gott! würden sie vom Schicksale nicht zu einem Kampfe aufgefordert über die äußersten Küsten Indiens, sondern für den Besitz von Macedonien selbst. Dem Kriege mit seinem Vater hätten die Römer den ehrenvollen Vorwand einer Befreiung Griechenlandes gegeben; jetzt gingen sie ganz ohne Hehl darauf aus, Macedonien in die Sklaverei zu nehmen, um keinen König in der Nähe des Römerstates zu haben, um keiner Nation von einigem Kriegsrufe die Waffen zu lassen. Denn diese samt ihrem Könige und Königreiche müßten die Macedonier den tyrannischen Sklavengebietern ausliefern, wenn sie vom Kriege zurücktreten und ihren Forderungen sich fügen wollten.»