Titus Livius
Römische Geschichte
Titus Livius

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Elftes bis zwanzigstes Buch.

Vom Jahre Roms 460 – 533.

402 Inhalt des elften Buchs.

Vom Jahre Roms 460 – 468.

Als der Consul Fabius Gurges gegen die Samniten eine Schlacht verloren hatte, und der Senat im Begriffe war, ihm das Heer zu nehmen, machte sein Vater, Fabius Maximus, bei seiner Fürbitte, seinem Sohne diesen Schimpf nicht anzuthun, hauptsächlich dadurch Eindruck auf den Senat, daß er sich seinem Sohne als Unterfeldherr zu stellen versprach: und er that es. Unter seiner Leitung und Mitwirkung erwarb sich sein Sohn, der Consul, durch Besiegung der Samniten den Triumph. Den Feldherrn der Samniten, Cajus Pontius, ließ er, nach der Aufführung im Triumphe, mit dem Beile enthaupten. Die bei einer ausgebrochenen Pest nach Epidaurus geschickten Gesandten, um das Standbild des Äsculap nach Rom zu holen, brachten eine Schlange mit, die sich zu ihnen in das Schiff begeben hatte; nach damaligem allgemeinen Glauben die Gottheit selbst: und da sie sich auf die Tiberinsel auslandete, wurde hier dem Äsculap ein Tempel geweihet. Der Consular Lucius Postumius wurde verurtheilt, weil er als Befehlshaber des Heers die Soldaten zu Handarbeiten auf seinem Landgute gebraucht hatte. Mit den um Frieden bittenden Samniten erneuerte man das Bündniß zum viertenmale. Der Consul Curius Dentatus, der die Samniten zusammengehauen und die empörten Sabiner besiegt und zur Übergabe genöthigt hatte, triumphirte in diesem Amte zweimal. Nach Castrum, Sena und Hadria wurden Pflanzungen ausgeführt. Zum erstenmale werden Dreimänner über die Vollziehung der Todesstrafe angestellt. Nach gehaltener Schatzung wird das Schatzungsopfer vollzogen. Geschatzt wurden zweihundert und zweiundsiebzig tausend Bürger. Nach schweren und anhaltenden Streitigkeiten über die Geldschulden zog endlich der Bürgerstand auf das Janiculum aus, und als ihn der Dictator Quintus Hortensius von dort zurückgeführt hatte, starb dieser in diesem Amte. Außerdem enthält dies Buch die Thaten gegen die Volsinienser, auch gegen die Lucaner, gegen welche man den Thurinern Hülfe zugesagt hatte.

 
Inhalt des zwölften Buchs.

Vom Jahre Roms 469 – 471.

Als man den Senomischen Galliern wegen Ermordung der Römischen Gesandten den Krieg angekündigt hatte, wurde der Prätor Lucius Cäcilius mit seinen Legionen von den Galliern niedergehauen. Die Tarentiner beraubten eine Römische Flotte, tödteten den Duumvir, welcher sie 403 befehligte und mißhandelten die Gesandten, welche der Senat an sie geschickt hatte, über diese Beleidigungen Klage zu führen. Man kündigte ihnen also den Krieg an. Die Samniten fielen ab. Gegen diese, ferner gegen die Lucaner, und Bruttier und Hetrusker führten mehrere Feldherren den Krieg in mehreren Schlachten glücklich. Pyrrhus, König der Epiroten, kommt nach Italien, den Tarentinern beizustehen. Die Campanische Legion, die unter ihrem Obersten Decius Jubellius der Stadt Rhegium zur Besatzung gegeben war, bemächtigte sich, nach Ermordung der Rheginer, der Stadt.

 
Inhalt des dreizehnten Buchs.

Vom Jahre Roms 472 – 474.

Für den Consul Valerius Lävinus lief die Schlacht mit dem Pyrrhus unglücklich ab, hauptsächlich weil sich die Soldaten durch den ungewohnten Anblick der Elephanten schrecken ließen. Als Pyrrhus nach der Schlacht die Körper der erschlagenen Römer betrachtete, fand er sie alle gegen den Feind gekehrt liegen. Unter Plünderungen rückte er gegen die Stadt Rom an. Dem Cajus Fabricius, der vom Senate über die Auswechselung der Gefangenen an ihn geschickt ward, that der König den vergeblichen Vorschlag, von seinem Vaterlande abzufallen. Die Gefangenen wurden ohne Bezahlung zurückgegeben. Cineas, Gesandter des Pyrrhus an den Senat, bat für den König, um die Erlaubniß, zur Abschließung des Friedens in die Stadt kommen zu dürfen. Als man für gut befand, die Anfrage vor einen zahlreicheren Senat gelangen zu lassen, so kam Appius Claudius, der lange schon seiner Blindheit wegen allen öffentlichen Berathschlagungen sich entzogen hatte, zu Rathhause und bewirkte durch seine abgegebene Meinung, daß es dem Pyrrhus abgeschlagen wurde. Cneus Domitius, der erste Censor vom Bürgerstande, vollzog das Schatzungsopfer. Geschatzt wurden zweihundert achtundsiebzig tausend zweihundert zweiundzwanzig Bürger. Eine zweite Schlacht gegen Pyrrhus war von zweifelhaftem Ausgange. Mit den Carthagern erneuerte man das Bündniß zum viertenmale. Der Consul Cajus Fabricius schickte den Überläufer vom Könige Pyrrhus, der sich anheischig machte, den König zu vergiften, mit dieser Anzeige an den König zurück. Außerdem enthält das Buch die glücklichen Unternehmungen gegen die Hetrusker, Lucaner, Bruttier und Samniten.

 
404 Inhalt des vierzehnten Buchs.

Vom Jahre Roms 475 – 479.

Pyrrhus ging nach Sicilien über. Da unter andern Unglückszeichen das Standbild Jupiters auf dem Capitole durch einen Blitz herabgeworfen war, wurde der Kopf desselben durch die Opferschauer wieder aufgefunden. Curius Dentatus war der Erste, der bei der angestellten Werbung die Güter derer, die bei dem Aufrufe sich nicht meldeten, feil bieten ließ. Den aus Sicilien nach Italien wieder zurückgekehrten Pyrrhus besiegte er und trieb ihn aus Italien. Fabricius schloß als Censor den Consular Publius Cornelius Rufinus vom Senate aus, weil dieser zehn Pfund verarbeitetes Silber hatte. Bei dem von den Censorn vollendeten Schatzungsopfer wurden zweihundert einundsiebzig tausend zweihundert vierundzwanzig Bürger geschatzt. Mit Ägyptens Könige PtolemäusDieser war Philadelphus. wurde ein Bündniß beschlossen. Die Vestalische Jungfrau Sextilia, wegen Unzucht verurtheilt, ward lebendig eingemauert. Nach Posidonia und Cosa wurden Pflanzungen ausgeführt. Den Tarentinern kam eine Flotte der Carthager zu Hülfe: dadurch verletzten sie das Bündniß. Außerdem enthält dies Buch die glücklichen Unternehmungen gegen die Lucaner, Samniten und Bruttier und den Tod des Königs Pyrrhus.

 
Inhalt des funfzehnten Buchs.

Vom Jahre Roms 480 – 487.

Den besiegten Tarentinern bewilligte man Frieden und Freiheit. Die Campanische Legion, welche sich Rhegiums bemächtigt hatte, wurde belagert und nach erfolgter Übergabe mit dem Beile enthauptet. Die Jünglinge, welche die an den Senat abgefertigten Gesandten von Apollonia geschlagen hatten, wurden den Apolloniaten ausgeliefert. Den besiegten Picentern wurde der Friede bewilligt. Nach Ariminum im Picenischen, nach Beneventum in Samnium wurden Pflanzungen ausgeführt. Damals kam bei den Römern das erste Silbergeld in GebrauchSollte hier nicht durch die Ähnlichkeit der Endungen von den beiden Wörtern ar gento si gnato das letzte ausgefallen sein? . Die Übergabe der besiegten Umbrier und Sallentiner wird angenommen. Die Zahl der Quästoren wird vermehrt, so daß ihrer nun acht waren.

 
405 Inhalt des sechzehnten Buchs.

Vom Jahre Roms 488 – 491.

Die Abkunft der Carthager und die Entstehung ihrer Stadt wird erzählt. Gegen sie und den Syracusanischen König Hiero beschließt der Senat den Mamertinern Hülfe zu leisten, nicht ohne Streit zwischen den dafür und dawider Stimmenden. Hier ging zum erstenmale Römische ReutereiTum primum mare equitibus]. – Das für equitibus von Crevier vorgeschlagene exercitibus konnte leicht in der Abkürzung excitibus für equitibus angesehen werden. über Meer, und gegen den Hiero wurde (einigemal?) mit Glück gefochten. Auf seine Bitte ward ihm der Friede bewilligt. Die Censorn vollzogen das Schatzungsopfer. Geschatzt wurden zweihundert zweiundachtzig tausend zweihundert vierunddreißig Bürger. Seinem verstorbenen Vater zu Ehren giebt Decimus Junius Brutus das erste Fechterspiel. Nach Asernia wird eine Pflanzung ausgeführt. Außerdem enthält dies Buch die glücklichen Unternehmungen gegen die Punier und Vulsinier.

 
Inhalt des siebzehnten Buchs.

Vom Jahre Roms 492 – 495.

Der Consul Cneus Cornelius, den die Punier mit ihrer Flotte einschlossen und betrieglich als zu einer Unterredung zu sich herüber lockten, wurde von ihnen gefangen genommen. Der Consul Cajus Duilius focht gegen eine Punische Flotte mit Glück und war von allen Römischen Heerführern der erste, der eines Seesieges wegen einen Triumph hielt. Darum ließ man ihm auch die Ehre lebenslangEine Ehre, die den Feldherren sonst nur am Abend ihres Triumphtages erwiesen wurde., daß er sich beim Zuhausegehen vom Abendessen die Wachsfackel unter Musik eines Pfeifers vortragen lassen durfte. Der Consul Lucius Cornelius focht in Sardinien und Corsica gegen die Sardinier und Corsen und den Punischen Feldherrn Hanno mit Glück. Als der Consul Atilius Calatinus sich zu unvorsichtig mit seinem Heere auf eine nachtheilige von den Puniern umsetzte Stellung eingelassen hatte, entging er ihr durch die Tapferkeit und Thätigkeit des Obersten Marcus Calpurnius, welcher nach einem mit dreihundert Soldaten bewirkten Ausbruche die Feinde gegen sich gewandt hatte. Der Punische Befehlshaber Hannibal wurde nach Besiegung der unter ihm stehenden Flotte von seinen Soldaten an das Kreuz geschlagen. Der Consul Atilius Regulus geht nach einem Seesiege über die Punier nach Africa über.

 
406 Inhalt des achtzehnten Buchs.

Vom Jahre Roms 496 – 501.

Atilius Regulus erlegt in Africa eine Schlange von ungeheurer Größe mit großem Verluste seiner Soldaten; und da er mehrere Schlachten gegen die Carthager gewonnen hatte und ihm bei seinem Kriegsglücke vom Senate kein Nachfolger geschickt wurde, so beklagte er sich darüber in einem Briefe an den Senat, worin er unter den Gründen, einen Nachfolger zu verlangen, auch den anführte, daß sein kleines Grundstück von seinen Miethlingen verlassen sei. Als nachher das Schicksal es darauf anlegte, im Regulus ein erhabenes Beispiel für Glück und Unglück aufzustellen, so wurde er durch den von den Carthagern berufenen Lacedämonischen Feldherrn Xanthippus geschlagen und gefangen. Das darauf zu Wasser und zu Lande erfolgte Glück der sämtlichen Römischen Befehlshaber wurde durch die Schiffbrüche der Flotten verunstaltet. Tiberius Coruncanius war der erste aus dem Bürgerstande gewählte Hohepriester. Die Censorn Publius Sempronius Sophus und Manius Valerius Maximus schlossen bei ihrer Musterung des Senats dreizehn Mitglieder aus. Sie vollzogen das Schatzungsopfer, bei welchem zweihundert siebenundneunzig tausend siebenhundert siebenundneunzig Bürger geschatzt wurden. Regulus, von den Carthagern an den Senat geschickt, um auf einen Frieden, und falls er den nicht erlangen könnte, auf Auswechselung der Gefangenen anzutragen, und zugleich durch einen Eid verpflichtet, wenn die Auswechselung der Gefangenen nicht bewilligt würde, nach Carthago zurückzukommen, rieth dem Senate, beides abzuschlagen, kehrte als ein Mann von Wort zurück und wurde von den Carthagern hingerichtet.

 
Inhalt des neunzehnten Buchs.

Vom Jahre Roms 502 – 511.

Cäcilius Metellus hielt nach einem glücklichen Zuge gegen die Punier einen glänzenden Triumph, in welchem dreizehn feindliche Feldherren und hundert und zwanzig Elephanten vorübergeführt wurden. Der Consul Claudius Pulcher, der gegen den Götterwink ausrückte, und die Hühner, die nicht fressen wollten, ersäufen hieß, wurde von den Carthagern zur See geschlagen: und da ihn der Senat zurückberufen und genöthigt hatte, einen Dictator zu ernennen, ernannte er den Claudius Glicia, einen Menschen vom niedrigsten Stande, welcher, zur Niederlegung des Amts gezwungen, nachher den Spielen in obrigkeitlicher Kleidung zusah. Atilius 407 Calatinus war der erste Dictator, der ein Heer außerhalb Italien anführte. Mit den Puniern kam eine Auswechselung der Gefangenen zu Stande. Nach Fregenä wurde eine Pflanzung ausgeführt, und im Sallentinischen Gebiete nach Brundusium. Die Censorn schlossen die Schatzungsfeier. Geschatzt wurden zweihundert einundfunfzigtausend zweihundert zweiundzwanzig Bürger. Claudia, Schwester des Publius Claudius, der als Verächter des Götterwinks die Seeschlacht verloren hatte, rief, als sie beim Zuhausefahren aus den Spielen im Gedränge aufgehalten wurde: «Möchte doch mein Bruder noch leben und wieder eine Flotte anführen!» Dafür belegte man sie mit einer Geldstrafe. Es wurden zum erstenmale zwei Prätoren erwählt. Der Hohepriester Cäcilius Metellus hielt den Consul Aulus Postumius, weil dieser zugleich Eigenpriester des Mars war, als er in den Krieg ziehen wollte, in der Stadt zurück und gestattete ihm nicht, sich von der Besorgung des Gottesdienstes zu entfernen. Den glücklichen Unternehmungen mehrerer Feldherren gegen die Punier setzt der Consul Cajus Lutatius durch Besiegung der Punischen Flotte bei den Ägatischen Inseln die Krone auf. Den Carthagern wird auf ihre Bitte der Friede zugestanden. Als der Tempel der Vesta brannte, riß der Hohepriester Cäcilius Metellus die Heiligthümer aus dem Feuer. Die Stadt wird mit zwei Bezirken vermehrt, dem Velinischen und Quirinischen. Die empörten und in sechs Tagen bezwungenen Falisker ergeben sich.

 
Inhalt des zwanzigsten Buchs.

Vom Jahre Roms 512 – 533.

Nach Spoletium wird eine Pflanzung ausgeführt. Zum erstenmale dringt ein Heer gegen die Ligurier vor. Die Sardinier und Corsen, die den Krieg erneuerten, wurden bezwungen. Die Vestalische Jungfrau Tuccia wird Unzucht halber verurtheilt. Den Illyriern, welche einen der an sie abgefertigten Gesandten ermorden, wird der Krieg angekündigt. Sie werden bezwungen und unterwerfen sich. Die Zahl der Prätoren wird auf vier vermehrt. Die in Italien eingebrochenen Transalpinischen Gallier werden niedergehauen. In diesem Kriege soll der Römische Stat an eignen Bürgern und Latinern dreimal hunderttausend Mann aufgestellt haben. Von den jetzt zum erstenmale über den Po geführten Römischen Heeren wurden die Insubrischen Gallier in mehreren Schlachten besiegt, und unterwarfen sich. Der Consul Marcus Claudius Marcellus erwirbt durch Erlegung des Virdomarus, des Heerführers der Insubrischen Gallier, eine Fürstenbeute. Die Istrier werden unterjocht. Auch die nach der Empörung bezwungenen Illyrier unterwerfen sich. Die Censorn vollziehen das 408 Schatzungsopfer, wobei zweihundert siebzigtausend zweihundert und dreizehn Bürger geschatzt werden. Die Söhne der Freigelassenen, die bisher allen Bezirken beigemischt gewesen waren, werden in vier eigne Bezirke vertheilt, in den Esquilinischen, Palatinischen, Suburanischen und Collinischen. Der Censor Cajus Flaminius läßt den Flaminischen Heerweg pflastern und erbauet die Flaminische Rennbahn. Auf das den Galliern abgenommene Land werden Pflanzungen ausgeführt, nach Placentia und Cremona.


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