Titus Livius
Römische Geschichte
Titus Livius

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18. In diesen Tagen – als wollte das Glück überall zugleich den Ausschlag geben – schickten auch die Rhodier, um sich von Philipp den Strich des festen Landes zu erkämpfen, der bei ihnen Peräa heißt und im Besitze ihrer Vorfahren gewesen war, ihren Prätor Pausistratus ab, mit achthundert Miethsoldaten zu Fußcum octingentis Achæis]. – Statt Achæis lese ich mit Hrn.  Ruperti mercenariis, und gleich nachher statt mille et nongentis, so wie er, mille et ducentis, auch §. 16. statt mille et ipsi quadringentos mit ihm mille et ipsi Agrianas. Gronovs und Drakenborchs Erinnerungen und die Berechnung selbst machen diese Veränderungen meiner Meinung nach nothwendig. Eins möchte ich noch vom Meinigen hinzuthun. §. 9. Dinocrates quingentos Macedonas dextro cornu, lævo Agrianas locat. Hier fiel, wie ich glaube, nach dem Worte læ vo das mit vo so leicht zu verwechselnde ∞ (mille) weg. Ich glaube, Livius hatte geschrieben laevo mille Agrianas locat. und etwa tausend zweihundert Mann, die sie aus verschiedenen Arten von Hülfsvölkern zusammengestellt hatten. Diese waren Gallier; Pisueten; ferner Nisueten, Tamianer und Areer aus Africa; und Laodiceer aus Asien. Mit diesen Truppen besetzte Pausistratus Tendeba, einen Ort von sehr vortheilhafter Lage im Gebiete von Stratonicea, als die königlichen Truppen, die ihn inne hatten, [auf Holzholungignaris regiis, qui tenuerant]. – Wer stimmt nicht Gronoven bei, wenn er fragt: An credibile est, nullum in eo castello tam opportuno præsidium fuisse? Wenn er aber diese Frage thut, so muß er nicht den Fehler in den Worten qui tenuerant suchen, und diese entweder in qui Stratoniceæ erant, oder mit Rubenius in qui Theræ erant verwandeln wollen. Denn alsdann bleiben wir immer noch zu der von ihm selbst aufgeworfenen Frage berechtigt. Ohne die Worte qui tenuerant anzufechten, glaube ich den Irrthum in ignaris regiis suchen zu müssen, und frage an, ob Livius vielleicht geschrieben haben könne: lignatis regiis, qui tenuerant i. e. lignatum egressis, lignatione occupatis regiis. ausgegangen waren.] Und gerade für diesen Zweck zu rechter Zeit trafen die zu Hülfe gerufenen Achäer ein, 157 tausend Mann zu Fuß nebst hundert Reutern. Ihr Führer war Throxenus. Die kleine Feste wiederzuerobern, rückte Dinocrates, der königliche Befehlshaber, mit seinem Lager zuerst vor Tendeba selbst; von da vor eine andre, ebenfalls im Gebiete von Stratonicea, Namens Astragos; und nachdem er alle Truppen von seinen vielfach vertheilten Posten und selbst aus Stratonicea die Thessalischen Hülfsvölker an sich gezogen hatte, ging er gerade auf Alabanda, wo die Feinde standen. Die Rhodier verweigerten das Treffen nicht, und sobald sich beide Theile einander näher gelagert hatten, rückten sie in Linien. Dinocrates stellte auf seinen rechten Flügel fünfhundert Macedonier, auf seinen linken [tausend] Agrianen; in die Mitte nahm er die aus den Besatzungen der kleinen Festen Zusammengezogenen; größtentheils Carier: die Flügel deckte er mit Reuterei und Cretensischen, auch Thracischen Hülfstruppen. Die Rhodier hatten auf dem rechten Flügel die Achäer, auf dem linken die Lohntruppen, ein auserlesenes Fußvolk; in der Mitte die aus mehreren Völkern gemischten Hülfstruppen: die Reuterei und was sie an Leichtbewaffneten hatten, wurde auf die Flügel umhergestellt. An diesem Tage standen beide Linien an den Ufern eines zwischen ihnen hinfließenden seichten Stromes einander nur gegenüber, schossen einige Pfeile ab und kehrten in ihr Lager zurück. Den Tag darauf lieferten sie, in eben der Ordnung aufgestellt, ein bei weitem ernsthafteres Treffen, als man von dieser Zahl der Fechtenden hätte erwarten sollen: denn es waren auf jeder Seite nicht über dreitausend Mann zu Fuß und an hundert Reuter. Allein sie fochten nicht nur an Zahl und Waffenart sich gleich, sondern auch an Muth und Hoffnung zu siegen. Die Achäer waren die ersten, welche über den Strom gingen und auf die Agrianen einen Angriff thaten: dann setzte die ganze Linie beinahe im Laufe über den Fluß. Lange stand die Schlacht unentschieden. Die Achäer, eben so wie die Agrianen tausend Mann stark, warfen diese aus ihrer Stellung. Als darauf das MitteltreffenInclinat dein dextrum omne cornu]. – Die Unrichtigkeit dieser Lesart ist anerkannt. Gronov beweiset sie. Um ihr abzuhelfen, schlägt er vor, so zu lesen: Inclinata dein omnis media acies. Dextrum cornu, Macedones cæt. Die älteste Ausgabe (nach dem Mainzer Msc.) lieset so, wie auch die übrigen im Alter ihr zunächst folgenden: Inclina to dein dextrum omn is cornu. Ich glaube also, mich an diese näher anzuschließen, wenn ich so zu lesen vorschlage: Inclinato dein medio, invadunt dextrum omnes cornu. Und so habe ich, weil die gewöhnliche Lesart allem Zusammenhange widerspricht, übersetzt. zum Weichen 158 gebracht war, griffen Alle den rechten Flügel an. Die Macedonier, so lange ihr Phalanx in Reih und Glied und wie in einander gedrängt feststand, blieben unbeweglich. Als sie aber wegen der Blöße auf ihrer Linken gegen den auf der Flanke anrückenden Feind sich mit ihren Spießen umwenden wollten, geriethen sie, sogleich in Unordnung gebracht, unter sich selbst in ein Getümmel, dann kehrten sie den Rücken, zuletzt nahmen sie, mit Wegwerfung ihrer Waffen in stürzender Flucht fortströmend den Weg nach Bargyliä. Dorthin flüchtete sich auch Dinocrates. Die Rhodier, die ihnen nur so lange nachsetzten, als es noch Tag war, zogen dann in ihr Lager zurück. Wären die Sieger sogleich auf Stratonicea gegangen, so würden sie, wie Alle behaupten, diese Stadt ohne Kampf haben nehmen können. Sie verabsäumten diese Gelegenheit, indem sie mit Wiedereroberung kleiner Festen und Flecken in Peräa die Zeit hinbrachten. Indessen bekam die Besatzung zu Stratonicea wieder Muth. Bald darauf hielt auch Dinocrates mit den Truppen, die er aus dem Treffen gerettet hatte, seinen Einzug. Nun belagerten und bestürmten die Rhodier die Stadt ohne Erfolg, und sie konnten sie nur erst lange nachher durch die Römerrecipi nisi aliquanta prosperam Antiocho potuit]. – Dies ist die alte Lesart des Mainzer Codex. Daß Stratonicea den Rhodiern gleich im folgenden Jahre (556 nach Erb. R.) im Friedensschlusse mit Philipp wiedergegeben sei, führt Livius Cap. 30. nur als Angabe des Valerius Antias an. Er selbst kann dieser Meinung nicht sein, sonst könnte er nicht sagen aliquanto post. Nach Livius bekamen sie Carien erst 564 in dem Römischen Friedensschlusse mit Antiochus, XXXVIII. 39. Die falsche Lesart prosperam Antiocho entstand vermuthlich aus post per rom. ab Antiocho. Auch möchte ich das im Msc. nach dem Worte Antiocho fehlende non nicht hier einschieben, sondern lieber so lesen: nec recipi, nisi aliquanto post per Romanos ab Antiocho, potuit. vom Antiochus wieder bekommen. Dies waren die fast gleichzeitigen Vorfälle in Thessalien, in Achaja, in Asien.

159 19. Als Philipp hörte, daß die aus Geringschätzung seiner jetzt geschwächten Macht über Macedoniens Gränzen hereingebrochenen Dardaner die höheren Gegenden desselben verwüsteten, so war ihm, so sehr auch das Schicksal fast in allen Weltgegenden auf ihn und seine Unterthanen von allen Seiten losschlug, dennoch der Gedanke, sich auch aus Macedoniens Besitze treiben zu lassen, schrecklicher als der Tod; und mit sechstausend Mann zu Fuß und fünfhundert zu Pferde, die er eiligst in Macedonischen Städten ausgehoben hatte, überfiel er bei Stobi in Päonien die Feinde, die ihn nicht vermutheten. In der Schlacht wurden viele Menschen getödtet, aber derer noch mehr, die sich aus Lust zum Plündern in die Dörfer zerstreuet hatten. Diejenigen, welche zum Entfliehen nicht zu schwer beladen waren, kehrten in ihr Land zurück, ohne die Gefahr einer Schlacht auch nur gewagt zu haben. Durch diesen einzigen, ganz im Abstiche gegen sein übriges Geschick ihm gelungenen Zug hatte er den Seinigen wieder Muth gemacht und ging nach Thessalonich zurück.

Die Beendigung des Punischen Krieges konnte kaum so für Rom zu rechter Zeit eintreten, um nicht zugleich auch mit Philipp kriegen zu müssen, als jetzt der Augenblick, mit Philipp fertig zu sein, erwünscht war, da Antiochus in Syrien schon zum Kriege rüstete. Denn außerdem, daß der Krieg mit Jedem einzeln leichter wurde, als wenn Beide ihre Kräfte zusammengelegt hätten, erhob sich um die nämliche Zeit auch Spanien in furchtbarem Aufstande zum Kriege.

War gleich Antiochus, der sich im vorigen Sommer alle dem Ptolemäus zugehörigen Städte in Cöle-Syrien unterwarf, in die Winterquartiere nach Antiochien gegangen, so gestatteten ihm doch nun seine Vorkehrungen keine größere Ruhe. Denn da er im Aufgebote aller Kräfte seines Reichs eine gewaltige Land- und Seemacht zusammengebracht, im Anfange des Frühjahrs seine beiden Söhne Ardyes und Mithridates zu Lande mit dem Heere voraufgeschickt und ihnen befohlen hatte, auf ihn in Sardes zu 160 warten, so fuhr er selbst mit einer Flotte von hundert Deckschiffen, und außerdem noch mit zweihundert leichtern Fahrzeugen, Jachten und Booten ab, theils um an der ganzen Küste Ciliciens und Cariens Versuche auf die Städte zu machen, die unter des Ptolemäus Hoheit standen, theils auch um mit seinem Heere und seiner Flotte den König Philipp – denn noch war die entscheidende Schlacht nicht geliefert – zu unterstützen.

20. Die Rhodier haben für die Verbindung mit dem Römischen State und für das Gesamtvolk der Griechen zu Lande und zu Meere manche ausgezeichnete Unternehmung gewagt, allein keine, die ihnen ruhmvoller wäre, als die, daß sie damals, ohne sich durch den drohenden Sturm eines so gefährlichen Krieges schrecken zu lassen, dem Könige durch eine Gesandschaft nach Nephelis – dies ist das durch den ehemaligen Friedensschluß AthensMan vermuthet, Livius meine hier den in der alten Geschichte so berühmten Cimonischen Frieden. Cimon schloß ihn mit den Persern nach dem in dieser Gegend, am Ausflusse des Eurymedon, erfochtenen Land- und Seesiege. berühmt gewordene Vorgebirge Ciliciens – andeuten ließen, sie würden ihm, wenn er seinen Heerzug nicht auf jenen Ort beschränkte, entgegenrücken, nicht aus irgend einer feindseligen Absicht, sondern weil sie nicht zugeben könnten, daß er sich mit Philipp vereinige und die Römer in der Befreiung Griechenlandes hindere. Antiochus stand damals eben in den Belagerungswerken vor Coracesium. Nachdem er nämlich Zephyrium, Soli, Aphrodisias, Corycus und nach Umsegelung Anemuriums – dies ist gleichfalls ein Cilicisches Vorgebirge – auch Selinus gewonnen hatte, weil alle diese und noch andre kleine Festen an dieser Küste aus Furcht oder freiwillig sich ihm ohne Kampf ergaben; sah er sich wider Vermuthen vor Coracesium aufgehalten, das ihm die Thore schloß. Hier ließ er die Abgeordneten der Rhodier vor; und that ihm gleich die Gesandschaft einen Antrag, der einen Königskopf leicht hätte in Feuer setzen können, so gebot er doch seinem Zorne und gab zur Antwort: «Er werde nach 161 Rhodus Gesandte schicken und ihnen den Auftrag geben, seine und seiner Vorfahren alte Verbindungen mit diesem State zu erneuern und sie über die Ankunft des Königs zu beruhigen, die weder ihnen noch ihren Bundesgenossen im mindesten nachtheilig oder beeinträchtigend sein solle. Denn daß er die Freundschaft mit Rom nicht brechen wolle, davon wären nicht allein seine neuerlich dorthin gegangenen Gesandten, sondern auch die ehrenvollen Beschlüsse und Erklärungen des Senats Beweises genug.» Seine Gesandten waren nämlich eben von Rom zurückgekommen, wo man sie sehr freundschaftlich vernommen und entlassen hatte, ganz den Zeitumständen gemäß, so lange der Erfolg gegen Philipp noch ungewiß war.

Gerade als die Gesandten des Königs vor der Versammlung zu Rhodus sich dieses Auftrags entledigten, lief die Meldung ein, der Krieg sei bei Cynoscephalä entschieden. Und gleich auf diese Nachricht hatten die Rhodier, die nun von Philipp nichts mehr fürchten durften, anfangs den Vorsatz gefaßt, dem Antiochus mit einer Flotte entgegen zu gehen. Wenigstens ließen sie doch einen zweiten Gegenstand nicht unbeachtet, die Bundesgenossenstädte des Ptolemäus, auf welche ein Angriff vom Antiochus gewiß war, bei ihrer Freiheit zu erhalten. Einigen wurden sie durch Truppensendungen, Andern durch Vorbeugung und Warnung vor feindlichem Überfalle behülflich; und so retteten sie den Bürgern von Caunus, Myndus, Halicarnaß und Samos ihre Freiheit. Ich darf die einzelnen Vorfälle jener Gegenden nicht verfolgen, da ich kaum für die ausreiche, die der eigentliche Römische Krieg in sich begriff.

21. Um diese Zeit starb auch König Attalus, den man von Theben krank nach Pergamus gebracht hatte, im zweiundsiebzigsten Lebensjahre nach vierundvierzigjähriger Regierung. Zur Hoffnung auf einen Thron hatte ihm das Glück weiter nichts verliehen, als Reichthum. Die mit Klugheit verbundene prachtvolle Größe, mit der er ihn zu gebrauchen wußte, stellte ihn zuerst in seinen eignen, 162 dann auch in Anderer Augen des Throns nicht unwürdig dar. Als er darauf die Gallier, die als neue Ankömmlinge den Asiaten noch furchtbarer waren, in einer einzigen Schlacht besiegt hatte, nahm er den königlichen Titel an, mit dessen Größe sein Geist beständig gleichen Schritt hielt. Sein Volk beherrschte er mit der größten Gerechtigkeit, seinen Bundesgenossen bewies er eine seltene Treue, seinen Freunden war er der Gütige und Freigebigemitis ac munificus amicis]. – Ich lasse diese Worte nach Crevier's Vorschlage dem nächstfolgenden Satze vorangehen. Die ähnlichen Endigungen fuit und habuit veranlaßten die unschickliche Versetzung.. Er hinterließ eine Gemahlinn und vier Kinder, und die Thronfolge so feststehend und gesichert, daß sie bis ins dritte Glied fortging.

Bei diesem Zustande der Dinge in Asien, Griechenland und Macedonien, als der Krieg mit Philipp kaum geendigt, wenigstens der Friede noch nicht abgeschlossen war, brach ein gewaltiger Krieg im jenseitigen Spanien aus. Marcus Helvius hatte dort seinen Posten. Er schrieb dem Senate: «Die kleinen Könige Colca und Luscinus wären in den Waffen, mit dem Colca siebzehnDecem et septem]. – Nach Sigonius Vermuthung entstand die Lesart XVII aus XXVII. Vergl. B. XXVIII. C. 13. Städte, mit dem Luscinus die beiden mächtigen Städte Cardo und Bardo; auch die ganze Seeküste, die sich über ihre Gesinnungen noch nicht bloß gegeben habe, werde bei den Bewegungen unter ihren Nachbaren sich erheben.» Als der Prätor Marcus Sergius, der die Gerichtspflege über die Bürger hatte, diesen Brief den Vätern vorlas, beschlossen sie, wenn die Prätorenwahl vor sich gegangen sei, sollte der Prätor, welchem das Los Spanien zu seinem Posten bestimmen werde, sobald als möglich den Spanischen Krieg im Senate zum Vortrage bringen.

22. Um diese Zeit langten die Consuln vor Rom an. Als sie im Tempel der Bellona Senat hielten und für ihre glücklichen Verrichtungen im Kriege den Triumph verlangten, drangen die Bürgertribunen Cajus Atinius Labeo und Cajus Ursanius darauf, daß sich die Consuln jeder 163 besonders zum Triumphe melden sollten. «Einen gemeinschaftlichen Antrag über diesen Punkt würden sie nicht gestatten, weil sonst ungleichen Verdiensten gleiche Ehre widerfahren möchte.» Ob nun gleich Minucius behauptete, Italien sei ihnen beiden als bestimmter Posten zugefallen; er und sein Amtsgenoß hätten ihre Unternehmungen nach einerlei Zweck und Entwürfen ausgeführt; und Cornelius hinzusetzte: die Bojer, die zum Angriffe gegen ihn selbst über den Po gegangen wären, um den Insubren und Cenomanern zu Hülfe zu kommen, wären dadurch, daß sein Amtsgenoß ihre Flecken und Dörfer verheert habe, zum Schutze ihres Eigenthums abgerufen: so räumten die Tribunen zwar ein: «Cornelius habe in diesem Kriege so große Thaten verrichtet, daß man eben so wenig Anstand nehmen dürfe, ihm den Triumph, als den Göttern die gebührende Ehre zuzuerkennen;» versicherten aber auch: «Weder er noch irgend ein Bürger habe je so viel Einfluß und Übergewicht gehabt, daß er mit dem für sich selbst ausgewirkten Triumphe dieselbe Ehre zugleich der unbescheidenen Bitte eines Amtsgenossen habe bewilligen können. Quintus Minucius habe in Ligurien einige kleine Gefechte gehabt, von denen kaum die Rede sein könne, und in Gallien viele Leute verloren.» Sie nannten auch die beiden Obersten Titus Juventius und den CneusEt Cneum, Labeonis fratrem]. – Diese Lesart, welcher selbst Drakenborch den Vorzug giebt, macht den Cneus zum Bruder des Tribuns Labeo. , des Labeo Bruder, welche mit vielen andern Tapfern, Bürgern und Bundesgenossen, in einem unglücklichen Gefechte gefallen wären. Er habe bloß die vorgegebene, auf einige Zeit erheuchelte Übergabe einiger Städtchen und Flecken angenommen, ohne sich auch nur ein Unterpfand geben zu lassen. Diese Streitigkeiten zwischen den Consuln und Tribunen dauerten zwei Tage, und durch die Beharrlichkeit der Tribunen besiegt thaten die Consuln ihren Antrag jeder besonders.

23. Dem Cajus Cornelius wurde der Triumph einmüthig zuerkannt, und diese günstige Stimmung für den 164 Consul wurde noch durch die Gegenwart der Flacentiner und Cremoneser verstärkt, welche ihm ihre Dankbarkeit bezeigten und es rühmten, daß er ihre belagerte Stadt entsetzt und sehr viele von ihnen in Feindes Lande aus der Sklaverei errettet habe. Quintus Minucius, der den Antrag bloß versuchte, erklärte, als er den ganzen Senat gegen sich sah, er werde vermöge des ihm als consularischem Oberbefehlshaber zustehenden Rechts und nach dem Beispiele so vieler angesehenen Männer seinen Triumphzug auf dem Albanerberge halten.

Cajus Cornelius triumphirte noch in seinem Amte über die Insubren und Cenomaner. Viele Fahnen wurden zur Schau getragen, eine Menge Gallischer Beute zog auf eroberten Kriegswagen durch die Straßen und viele vornehme Gallier gingen seinem Wagen vorauf, unter welchen nach einigen Schriftstellern der Punische Feldherr Hamilcar gewesen sein soll. Noch mehr aber zog die Schar von Cremoneser und Placentiner Pflanzbürgern, die mit Hüten bedeckt dem Wagen folgten, die Augen Aller auf sich. Dem Schatze führte er in diesem Triumphe zweihundert siebenunddreißig tausend fünfhundertUngefähr 7,426 Gulden Conv. Kupferass zu und neunundsiebzig tausendEtwa 24,686 Gulden Conv. Silberdenare. Jeder Soldat erhielt zu seinem Antheile siebzigUngefähr 1 Thlr. 8 Ggr. Conv. Kupferass, doppelt so viel der Ritter, der Hauptmann das Dreifache.

Der Consul Quintus Minucius triumphirte auf dem Albanerberge über die Ligurier und Bojischen Gallier. War dieser Triumph freilich in Hinsicht auf die Stelle, auf den Thatenruf und auch darum minder ehrenvoll, weil Jedermann wußte, daß ihm die Kosten dazu nicht aus der Schatzkammer bewilligt waren, so kam er doch jenem in der Menge der gelieferten Fahnen, Kriegswagen und Rüstungen beinahe gleich. Auch die Geldsumme war fast dieselbe. Er lieferte zweihundert vierundfunfzig tausend16,624 Gulden Conv. 165 Kupferass, dreiundfunfzig tausend Silberdenare7,934 Gulden Conv., und gab jedem Soldaten, Hauptmanne und Ritter eben das, was sein Amtsgenoß gegeben hatte.

24. Nach dem Triumphe wurde Consulnwahl gehalten. Lucius Furius Purpureo und Marcus Claudius Marcellus wurden gewählt. Die am folgenden Tage ernannten Prätoren waren Quintus Fabius Buteo, Tiberius Sempronius Longus, Quintus Minucius Thermus, Manius Acilius Glabrio, Lucius Apustius Fullo, Cajus Lälius. Am Ende des Jahrs kam vom Titus Quinctius die schriftliche Meldung, daß er in Thessalien dem Könige Philipp eine förmliche Schlacht geliefert und das feindliche Heer besiegt und in die Flucht geschlagen habe. Diesen Brief verlas der Prätor Sergius zuerst im Senate, dann mit Genehmigung der Väter in der Volksversammlung. Dieser glücklichen Thaten wegen wurde ein fünftägiges Dankfest angeordnet. Bald nachher kamen auch die Gesandten sowohl vom Titus Quinctius, als vom Könige. Die Macedonier wurden in ein außerhalb der Stadt gelegenes Statsgebäude geführt, und bekamen dort Quartier und Beköstigung; im Tempel der Bellona wurde Senat gehalten. Hier wurden nicht viel Worte gemacht, weil die Macedonier erklärten, ihr König werde sich zu Allem verstehen, was der Senat festsetzen würde. Dem Herkommen gemäß beschloß man, zehn Abgeordnete hinzusenden, mit deren Zuziehung Titus Quinctius als Oberfeldherr dem Könige die Friedensbedingungen bestimmen solle, und machte noch den Anhang, daß in der Zahl dieser Abgeordneten Publius Sulpicius und Publius Villius sein sollten, die als Consuln ihren Posten in Macedonien gehabt hatten. Da in eben dieser Sitzung auch die Bürger von Cosa auf eine Vermehrung der Anzahl ihrer Pflanzbürger antrugen, so wurde befohlen, noch tausend auf ihre Liste zu setzen, unter denen sich aber keiner befinden solle, der nach dem Consulate des Publius Cornelius und Tiberius SemproniusDiese waren Consuln im ersten Jahre des zweiten Punischen Krieges. gegen Rom gefochten habe.

166 25. In diesem Jahre gaben die Curulädilen Publius Cornelius Scipio und Cneus Manlius Vulso die Römischen Spiele in der Rennbahn und auf der Schaubühne, und zwar prachtvoller als sonst. Den Zuschauern machten die Spiele wegen der glücklichen Ereignisse im Kriege so viel größere Freude, und sie wurden dreimal von vorn an gegeben: die bürgerlichen siebenmal. Diese veranstalteten Acilius Glabrio und Cajus Lälius. Von den Strafgeldern stellten sie drei eherne Standbilder auf, der Ceres, dem Liber und der Libera.

Lucius Furius und Marcus Claudius Marcellus baten den Senat, als bei dem Antritte ihres Consulats die Kriegsplätze zur Sprache kamen, und der Senat ihnen Beiden Italien als Posten bestimmte, zugleich über Macedonien und Italien losen zu dürfen. Marcellus, der nur zu sehr auf jenen Posten gesteuert war, hatte durch die Behauptung, der Friede sei erheuchelt und trieglich, und der König werde, sobald das Heer dort abgeführt sei, den Krieg erneuren, die Väter wankend gemacht. Und vielleicht hätten die Consuln ihren Zweck erreicht, wenn nicht die Bürgertribunen Quintus Marcius Rex und Cajus Atinius Labeo erklärt hätten, sie würden Einsage thun, wenn man sie nicht vorher bei dem Volke anfragen lasse, ob es dafür stimme und sich dahin erkläre, daß mit König Philipp Friede sein solle. Dieser Antrag an das Volk ging auf dem Capitole vor sich, Alle fünfunddreißig Bezirke stimmten für die Anfrage bejahend. Auch wurde die Gewißheit des Friedens mit Macedonien für Alle noch so viel erfreulicher, als aus Spanien die traurige Nachricht einlief und mehrere herumgegebene Briefe meldeten: «Der Proconsul Cajus Sempronius Tuditanus habe im diesseitigen Spanien eine Schlacht verloren; sein Heer sei geworfen und geflohen und mancher ausgezeichnete Mann auf dem Schlachtfelde gefallen. Tuditanus sei schwer verwundet aus dem Treffen getragen und bald nachher verschieden.» Nun wurde beiden Consuln Italien zu ihrem Posten angewiesen mit Beibehaltung der Legionen, welche die vorigen Consuln gehabt hätten; doch sollten sie vier neue 167 Legionen aushebenscriberent: duas, quæ, quo senatus]. – Man sehe über diese verderbte Stelle Drakenb. und Crev. Ich lese so: scriberent: duas urbi; duas, quæ, quo senatus censuisset, mitterentur. et T. Quinctius Flamininus provinciam eodem exercitu cæt. Die drei Worte cum duabus legionibus fallen nach Drakenb. und Crev. richtigem Urtheile ganz weg., zwei für die Stadt, und zwei zu Sendungen, welche der Senat bestimmen werde. Auch sollte Titus Quinctius Flamininus bei demselben Heere auf seinem Posten bleiben; für die Verlängerung seines Oberbefehls scheine schon früher hinlänglich gesorgt zu sein.

26. Darauf theilte das Los den Prätoren ihre Amtsstellen zu; dem Lucius Apustius Fullo die Gerichtspflege in der Stadt; dem Manius Acilius Glabrio die zwischen Bürgern und Fremden; Quintus Fabius Buteo das jenseitige Spanien Quintus Minucius Thermus das diesseitige; Cajus Lälius Sicilien, Tiberius Sempronius Longus Sardinien. Dem Quintus Fabius Buteo und Quintus Minucius, welchen beide Spanien zugefallen waren, sollten die Consuln nach Gutbefinden, laut des Beschlusses, von den vier neugeworbenen Legionen jedem Eine geben, und an Bundesgenossen und Latinern jedem viertausend Mann zu Fuß und dreihundert zu Pferde; und diese Prätoren sollten sobald als möglich auf ihre Stellen abgehen. Der Krieg in Spanien brach fünf Jahre nachher wieder aus, als er zugleich mit dem Punischen beigelegt war. Vor dem Aufbruche der Prätoren zu diesem, ich möchte sagen, neuen Kriege, – denn jetzt zum erstenmale traten die Spanier für sich selbst, ohne Punische Heere oder Feldherren, zum Kampfe auf – und ehe die Consuln selbst aus der Stadt rückten, mußten sie, wie gewöhnlich, die Abwendung der gemeldeten Schreckzeichen besorgen. Lucius Julius Sequestris war auf einer Reise in das Sabinische mit seinem Pferde vom Blitze erschlagen. Im Capenatischen hatte der Blitz den Tempel der Feronia getroffen. Im Tempel der Moneta hatten an zwei Lanzen die Spitzen gebrannt. Ein Wolf, der zum Esquilinischen Thore hereinkam, war durch die volkreichste Gegend der Stadt bis auf den Markt gelaufen, und durch die Tuskerwik und das 168 IntemeliumTusco vico atque Intemelio]. – Wenn ich in dem Worte Intemelio von Drakenborchs Lesart abgehen sollte, so würde ich am liebsten Herrn Ruperti folgen, und mit ihm Intermontio lesen. Da ich aber XXXX, 41. Intemelios Ligures angegeben finde, so läßt sichs denken, daß es in Rom, so wie es einen Tuscus vicus gab, auch einen Intemelius vicus gegeben habe. zum Capenischen Thore hinaus fast unbeschädigt entkommen. Diese Drohungen wurden mit großen Opferthieren gesühnet.

27. In diesen Tagen zog Cneus Cornelius Lentulus, der dem diesseitigen Spanien als Vorgänger des Sempronius Tuditanus vorgestanden hatte, nach einem Senatsschlusse im kleinen Triumphe in die Stadt. Vor ihm her trug man tausend fünfhundert funfzehnEtwa 473,400 Gulden Conv. Pfund Gold, zwanzig tausend Pfund625,000 Gulden Conv. Silber, an geprägtem Silber vierunddreißig tausend fünfhundert und funfzig10,800 Gulden Conv. Denare. Lucius Stertinius lieferte aus dem jenseitigen Spanien, ohne auf den Triumph auch nur Anspruch zu machen, funfzigtausend Pfund Silber1,562,500 Gulden Conv. in den Schatz, und von seinem Antheile an der Beute ließ er auf dem Rindermarkte zwei Schwibbogen aufführen vor dem Tempel der Fortuna und der Mutter Matuta, und Einen in der großen Rennbahn, und besetzte die Bogen mit vergoldeten Standbildern. Fast Alles dies geschah noch während des Winters.

Quinctius stand damals zu Elatea in den Winterquartieren. Unter den vielen Gesuchen, welche die Bundesgenossen an ihn brachten, war auch eins, was er den Böotiern gewährte, daß ihnen ihre Landsleute, welche auf Philipps Seite gefochten hätten, zurückgegeben würden. Quinctius bewilligte ihnen dies gern, nicht weil sie es seiner Meinung nach so vorzüglich verdienten, sondern weil Rom bei dem gegen den König Antiochus schon obwaltenden Verdachte sich die Liebe dieser Staten erwerben mußte. Kaum hatte sie ihnen Quinctius wiedergegeben, so zeigte sichs, wie wenig es ihm die Böotier Dank wußten. Denn einmal ließen sie für die Rückgabe der 169 Ihrigen durch eine Gesandschaft Philipp ihren Dank sagen, gleich als hätten es Quinctius und die Römer aus Gefälligkeit gegen ihn gethan; zum andern ernannten sie auf dem nächsten Wahltage einen gewissen Brachyllas aus keinem andern Grunde zum Böotarchen, als weil er bei den Böotiern in des Königs Diensten Oberster gewesen war, und übergingen den Zeuxippus, Pisistratus und Andre, welche die Verbindung mit Rom befördert hatten. Diese nahmen das nicht allein für jetzt sehr übel, sondern sie dachten auch mit Besorgniß an die Zukunft: wenn dergleichen geschehe, während ein Römisches Heer fast vor ihren Thoren stehe, was aus ihnen werden wolle, wenn die Römer nach Italien abgezogen wären, Philipp dann aus der Nähe seine Freunde unterstütze, und Alle, die es mit der Gegenpartei gehalten hätten, verfolge.

28. Weil sie also jetzt noch den Schutz der Römischen Waffen so nahe hatten, beschlossen sie, das Oberhaupt der Königsfreunde, den Brachyllas, aus dem Wege zu räumen. Sie warteten die Gelegenheit ab, als er von einem öffentlichen Gastgebote, bezecht und im Gefolge von Schändlingen, welche der zahlreichen Tafelgesellschaft Vergnügen gewahrt hatten, zu Hause ging. Hier wurde er von sechs Bewaffneten, drei Italern und drei Ätolern, angefallen und getödtet. Seine Begleiter flohen, schrien um Hülfe und das Getümmel der mit Fackeln Umherlaufenden erfüllte die Stadt. Die Mörder entkamen aus dem nächsten Thore. Mit Tagesanbruch fand sich auf den Ruf des Heroldes, als wären die Thäter schon angegeben, eine zahlreiche Versammlung auf dem Schauspielplatze ein. Laut riefen die Leute, sein Gefolge und jene Unzüchtigen hätten ihn gemordet, in Gedanken aber sahen sie den Anstifter des Mordes im Zeuxippus. Für jetzt beschloß man, die dabei Gewesenen greifen und peinlich befragen zu lassen. Während diese sich suchen ließen, befolgte Zeuxippus, um alle Beschuldigung von sich abzuwälzen, die entgegengesetzte Maßregelconsimili animo]. – Ich folge dem von H.  Walch vorgeschlagenen non simili animo, und zwar in der bei dem Livius so oft vorkommenden Bedeutung: maxime dissimili, plane diverso., trat vor die Versammlung, sagte, 170 Man irre sehr, wenn man einen so schrecklichen Mord jenen Halbmännern zutraue; und stellte für seine Behauptung so manche Wahrscheinlichkeit auf, daß er wirklich Einige glaubend machte, er werde, wenn er selbst darum wisse, sich nie der Versammlung gestellt und ungefordert die That zur Sprache gebracht haben. Bei Andern hingegen litt es keinen Zweifel, daß er durch sein freches Entgegenkommen allen Verdacht von sich abwenden wolle. Jene, welche bald darauf unschuldig gefoltert wurden, bauten auf die allgemeine Meinung, die ihnen bekannt war, ihre Aussage, und nannten den Zeuxippus und Pisistratus, ohne doch einen Grund anzugeben, aus welchem sie irgend etwas zu wissen scheinen konnten, Dennoch entfloh Zeuxippus mit einem gewissen Stratonidas in der Nacht nach Tanagra, mehr aus Furcht vor seinem Gewissen, als vor der Aussage von Leuten, die nicht das Mindeste wußten. Pisistratus setzte sich über die Aussagen weg und blieb zu Theben. Zeuxippus hatte einen Sklaven, der über die ganze Sache die Unterhandlungen und Bestellungen gehabt hatte. Pisistratus, der von diesem Menschen eine Aussage fürchtete, zwang ihm eben durch diese Furcht die Aussage ab. Er schrieb an den Zeuxippus, er möge den mitwissenden Sklaven aus dem Wege räumen. So gut er zur Ausführung gewesen sei, so wenig scheine er ihm dazu gemacht, die Sache geheim zu halten. Dem Briefträger befahl er, dem Zeuxippus den Brief bald möglichst einzuhändigen. Dieser aber, der den Zeuxippus nicht zu sprechen bekommen konnte, überlieferte den Brief eben jenem Sklaven, dem er eine vorzügliche Treue für seinen Herrn zutrauete, und fügte hinzu, er komme vom Pisistratus in einer für den Zeuxippus höchst wichtigen Angelegenheit. Der Sklave versprach, ihn sogleich zu übergeben, allein die Sache fiel ihm aufs Herz: er erbrach ihn, las und flüchtete in der Angst nach Theben. Zeuxippus freilich, durch die Flucht seines Sklaven gewarnt, rettete 171 sich nach Athen, das ihm in seiner Verbannung mehr Sicherheit gab; allein Pisistratus und AndreDe Pisistrato aliquæ]. – Dem von H. Walch vorgeschlagenen æque würde ich gleich beistimmen, wenn nicht die Worte Torti post paullo insontes zu weit entfernt stünden. Ich folge Gronovs aliisque, weil es auch Cap. 27 heißt Zeuxippo et Pisistrato aliisque, qui Romanæ cæt. wurden auf der Folter vernommen und hingerichtet.

29. Der Umstand, daß Zeuxippus einen solchen Frevel gerade gegenEfferaverat ea res Theb. – – Zeuxippum in principem gentis]. – So lese ich nach Perizonius und Gronov.den ersten Mann des States eingeleitet hatte, empörte die sämtlichen Thebaner und Böotier zu einem wüthenden Hasse gegen die Römer. Allein zu einem neuen Kriege fehlte es ihnen sowohl an Kräften, als an einem Anführer. Also schlugen sie einen andern Weg ein, der dem Kriege sehr nahe kam; die Soldaten, die bei ihnen im Quartiere lagen, oder wenn sie, während der Winterquartiere zerstreuet, zu mancherlei Geschäften ab und zugingen, meuchelmörderisch zu tödten. Sie mordeten manche auf den Wegen, wo sie mit den Schlupfwinkeln bekannt ihnen auflauerten; andre, wenn sie ihnen in böser Absicht verlassene Häuser zur Einkehr hatten anweisen lassen oder sie selbst hingeleitet hatten. Zuletzt übten sie diesen Frevel nicht bloß aus Haß, sondern auch aus Raubsucht, weil die Soldaten, wenn sie auf Urlaub waren, fast immer in Handelsgeschäften ihr Geld im Gürtel hatten. Da man anfangs nur einige, dann täglich mehrere vermißte, so wurde Böotien ordentlich verrufen, und der Soldat war bei jedem Ausgange aus dem Lager ängstlicher, als in Feindes Lande. Da schickte Quinctius Gesandte an die Städte, um über diese Mordthaten Klage zu führen. Vorzüglich fand man viele vom Fußvolke im See Copais. An die Leichen, die man hier aus dem Schlamme losgrub und aus dem Sumpfe hervorzog, waren Steine oder große Krüge gebunden, damit die Last sie zu Boden zöge. Es fand sich, daß viele dieser Frevelthaten zu Acräphia und Coronea verübt waren. Anfangs forderte Quinctius, die Böotier sollten ihm die Thäter ausliefern, und für die 172 fünfhundert Soldaten – so viel waren der heimlich Gemordeten – fünfhundert TalenteUngefähr fünfhundert tausend Thaler, oder nach Crevier 614,000. bezahlen. Als keins von beiden geschah und es die Städte bei der Entschuldigung bewenden ließen, der Stat habe zu dem Allen keine Veranlassung gegeben; so schickte er Gesandte nach Athen und Achaja, welche den Bundesgenossen bezeugen mußten, daß sein Krieg gegen die Böotier gerecht und pflichtmäßig sei, ließ den Publius Claudius mit dem einen Theile der Truppen gegen Acräphia gehen und schloß selbst mit dem andern Coronea ein; nachdem er noch, ehe sich von Elatea aus das Heer in zwei Züge theilte, die Gegend verwüstet hatte. Durch dies Unglück gebeugt, und allenthalben von Schrecken verfolgt und flüchtend, schickten die Böotier Gesandte. Diese wollte man nicht ins Lager einlassen, als gerade die Achäer und Athener dazu kamen. Auf die Fürbitte der Achäer wurde vorzüglich Rücksicht genommen; auch erklärten sie sich, wenn sie den Böotiern den Frieden nicht auswirken könnten, zum gemeinschaftlichen Kriege gegen sie bereit. Durch die Achäer erhielten die Böotier Erlaubniß, vor dem Römischen Feldherrn zu erscheinen und ihre Sache vorzutragen, und unter der Bedingung, die Schuldigen auszuliefern und dreißig TalenteDreißigtausend Thaler, oder nach Crevier 37000. als Strafe zu bezahlen, bewilligte er ihnen den Frieden und hob die Belagerung auf.

30. Wenig Tage nachher kamen die zehn Abgeordneten von Rom, nach deren Gutbefinden dem Philipp der Friede unter folgenden Bedingungen bewilligt wurde. «Alle Griechischen Städte, sie möchten zu Europa oder zu Asien gehören, sollten frei sein und nach eigenen Gesetzen leben. Aus denen, welche unter Philipps Hoheit gestanden hatten, sollte Philipp seine Besatzungen abführen. [DiesePhilippus deduceret: his, quæ in Asia essent]. – Um den Livius gegen die Vorwürfe zu retten, die ihm Crevier, Duker und Mehrere über diese Stelle gemacht haben, nehme ich die Worte des Polybius zur Richtschnur, die uns Livius, meiner Meinung nach, getreulich wiedergab, die aber durch die Abschreiber verstümmelt wurden. Ich lese diese ganze Stelle so: «præsidia ex his Philippus deduceret; Romanis, antequam Isthmia essent, eas traderet, exceptis his, quæ in Asia essent, Euromo, et Pedasis, et Bargyliis, et Iasso, et Abydo; et Myrina quoque et Thaso et Perintho: eas enim placere liberas esse.». Die Worte Romanis eas traderet, die ich einschiebe, oder etwas dem Ähnliches, muß Livius geschrieben haben, aus folgenden Gründen. 1) Das Ganze ist sonst durchaus verstümmelt und der Sinn des Friedensschlusses entstellt. Daher die Vorwürfe gegen Livius, die man bei Drakenborch angegeben findet. 2) Livius folgt beinahe als Übersetzer dem Polybius; und Polybius sagt ausdrücklich: παραδου̃ναι Φίλιππον ‘Ρωμαίοις πρὸ τη̃ς τω̃ν Ισθμαίων πανηγύρεως. 3) Die Ätoler sagen Cap. 31. im vollen Unwillen über diesen Friedensschluß: Cur enim alias Romanis tradi urbes nec nominari eas, alias nominari et sine traditione iuberi liberas esse. Also muß doch dessen im Friedensschlusse erwähnt sein. 4) Der Verfolg der Geschichte zeigt (Cap. 31. am Ende), daß die urbes non nominatæ, welche die Römer mit ihren Besatzungen belegten, Acrocorinthus, Chalcis und Demetrias waren: – Daß die Worte antequam Isthmia essent hier gestanden haben müssen, beweiset mir 1) die schon angeführte Stelle des Polybius; 2) weil Livius Cap. 32, ohne alle Einleitung, daß die Isthmischen Spiele diesmal ein auch zu Statsgeschäften bestimmter Termin waren, so anfängt: Isthmiorum statum ludicrum aderat. Einen Wink dieser Art brauchte er Cap. 32. nicht mehr zu geben, wenn er ihn an unsrer Stelle bei den angeführten Friedensbedingungen gegeben hatte; 3) ich erkläre mir aus der Ähnlichkeit der Worte rnis atqua Isthmia essent mit his quæ in Asia essent den Irrthum des Abschreibers, welcher rnis (Romanis) mit dem folgenden his verwechselte und darüber die dazwischen stehenden Worte antequam Isthmia essent, eas traderet, exceptis wegfallen ließ. – Die Worte his, quæ in Asia essent glaube ich in Schutz nehmen zu müssen, wenn gleich Duker sagt: Polybius, quem hic Latine interpretatus est Livius, pannum istum non habet. Denn 1) Livius schrieb für Römer, die mit den Asiatischen Griechen nicht in so naher Verbindung standen, als Polybs Europäische Griechen. 2) Die Ätoler wiederholen unwillig die Worte des Friedensschlusses Cap. 31. Und da heißt es: Cur enim alias Romanis tradi urbes, nec nominari eas; alias nominari et sine traditione iuberi liberas esse? nisi ut, quæ in Asia sint, liberentur, longinquitate ipsa tutiores etc. 3) Nach meiner Voraussetzung wurde die Ähnlichkeit zwischen Isthmia essent und in Asia essent dem Abschreiber zur Falle. – Zuletzt noch die Partikel quoque in den Worten eas quoque enim placere liberas esse. Sie entstellt den Sinn, wie Crevier beweiset, und Polybius hat sie nicht. Sie ist aber nur versetzt. Ich lasse den Livius in der Angabe der Städte die von Polybius angegebene Reihe beibehalten; so bleiben die Asiatischen Euromum, Pedasa, Barguliae oder Bargylia (orum), Iassus und Abydus beisammen, und in den Worten et Myrina quoque etc. giebt das quoque zu verstehen, daß die drei letzten Namen nicht mit den ersten zu Einer Classe, sondern zu Europa gehören. sollte er vor dem Eintritte der 173 Isthmischen Spiele den Römern einräumen, ausgenommen] die in Asien gelegenen Euromum, Pedasa, Bargyliä, Jassus und Abydus; auch Myrina, Thasus und Perinthus; denn diese sollten frei sein. Wegen der Freiheit der Bürger von Cia sollte Quinctius dem Bithynischen Könige Prusias schreiben, was der Senat und die zehn 174 Abgeordnetcn für gut gefunden hätten. Die Gefangenen und Überläufer sollte Philipp den Römern zurückgeben, und alle Deckschiffe ausliefern, ausgenommenquin et regiam]. – Ich lese mit Pighius und Meibom: praeter quinque et regiam; um so viel lieber, da Meibom und Jac. Gronov selbst unter dem Ausdrucke des Polybius, σκαφω̃ν, nicht lembos, sondern naves tectas verstehen: und das große Königsschiff bringt erst (45, 35.) Ämilius Paullus nach Rom. fünf nebst dem Einen Königsschiffe von beinahe unbrauchbarer Größe, weil es sechzehn Reihen Ruder hatte. Er sollte nicht mehr als fünftausendne plus quingentis armatorum]. – Ich folge dem Pighius, der aus dem Zoharas quinque millibus lieset; 1) weil es nicht möglich war, ein Königreich Macedonien mit 500 Soldaten im Gehorsame zu erhalten, 2) weil B. 39. Cap. 23, 24. Philipp mit den Athamanen Krieg führt, und über ihn Klage geführt wird, daß er in Thessalien, Thracien u. s. w. viele Städte erobert habe – – und er sollte nur 500 Mann gehabt haben? Bewaffnete halten und keinen einzigen Elephanten. Ohne Erlaubniß des Senats sollte er außerhalb Macedoniens Gränzen keinen Krieg führen. Dem Römischen Volke sollte er tausend Talente entrichten; die Hälfte jetzt bar; die andre in zehn jährlichen Zahlungen.»

Valerius von Antium setzt die zehnjährige Abgabe auf jährliche viertausend Pfund Silber, und die gleich bar gezahlte SummeNach Gronov und Drakenb. muß der Text so lauten: Val. Ant. quaternum millium pondo argenti vectigal in decem annos, praesens triginta quatuor millia et ducenta viginti pondo. auf vierunddreißig tausend zweihundert und zwanzig Pfund. Auch schreibt er, es sei dem Philipp ausdrücklich verboten, mit des Attalus Sohne Eumenes – dieser war jetzt der neue König – einen Krieg zu führen. Zur Versicherung nahmen die Römer Geisel, unter diesen auch den Sohn Philipps, Demetrius. Valerius von Antium setzt noch hinzu, dem abwesenden Attalus habe man die Insel Ägina und die Elephanten geschenkt, den Rhodiern StratoniceaDaß dies nur des Valerius, nicht des Livius Meinung sei, darüber s. oben Cap. 18. Note 699. Vergl. mit B. 38. Cap. 39. in Carien und andre vorher von Philipp beherrschte Städte, den Athenern aber die Inseln Paros, Imbrus, Delus, Scyrus gegeben.

175 31. Da die sämtlichen Staten Griechenlands diesem Friedensschlusse ihren Beifall gaben, so waren die Ätoler die einzigen, welche insgeheim den von den zehn Gesandten erlassenen Beschluß durch halblauten Tadel verunglimpften. «Es sei ein gehaltloses Geschreibsel, mit einem leeren Scheine von Freiheit aufgestutzt. Denn warum würden einige Städte den Römern überliefert und nicht benannt; andre hingegen benannt und ohne alle Übergabe für frei erklärt, wenn es nicht etwa darum geschehe, die in Asien gelegenen, schon eher durch ihre Entfernung gesicherten, für frei zu erklären; hingegen der in Griechenland gelegenen Städte Corinth, Chalcis, Oreum, Eretria und Demetrias, ohne sie namhaft zu machen, sich zu bemeistern?»

Und ganz ohne Grund war die Beschuldigung nicht. Denn über Corinth sowohl, als über Chalcis und Demetrias, war man in Ungewißheit, weil in dem Senatsbeschlusse, kraft dessen die Zehn von Rom abgeordnet waren, offenbar die übrigen Städte Griechenlands und Asiens freigegeben wurden; allein wegen dieser drei Städte waren sie angewiesen, so, wie es die Umstände des Stats erfordern würden, seinem Besten und ihrem eignen Gewissen gemäß sich zu benehmen und zu verfügen. König Antiochus war es, an dessen Übergange nach Europa, sobald er mit seinen Vorkehrungen zufrieden sein würde, sie nicht mehr zweifelten, und ihn wollten sie diese Städte von so wichtiger Lage nicht so offen in Besitz nehmen lassen. Von Elatea fuhr der Römische FeldherrAb Elatia]. – Polybius sagt: ‘Ο δὲ Τίτος ορμήσας εκ τη̃ς Ελατείας. Wenn es des Livius Sitte wäre, den Quinctius bloß mit seinem Vornamen zu nennen, so könnte man annehmen, daß über das t in dem vorhergegangenen Worte nolebant das T. vor Ab Elatia weggefallen sei. Crevier lieset geradezu: Quinctius ab Elatia caet. Ich glaube, daß hinter den Worten Ab Elatia Anticyram wegen der Silbe ram das folgende rom. (Romanus) ausgefallen sei. Sonst würde auch das Wort Quinctius zu bald wiederholt sein. Man vergl. Cap. I. Note 682. mit den zehn Gesandten nach Anticyra, von da nach Corinth über. Hier gingen die zehn Gesandten mit ihm zu Rathe. Quinctius betheuerte zu wiederholten Malen: «Man müsse ganz 176 Griechenland frei machen, wenn man die Stachelreden der Ätoler entkräften, wenn man dem Römischen Namen bei aller Welt wahre Liebe, wahre Hoheit erwerben, wenn man es beglaubigen wolle, daß die Römer über das Meer gekommen wären, Griechenland zu befreien, nicht aber, die Beherrschung desselben von Philipp auf sich selbst überzutragen.» Gegen die Freiheit jener Städte hatten die Andern nichts einzuwenden; indeß meinten sie, es sei für die Städte selbst rathsamer, auf kurze Zeit unter dem Schutze einer Römischen Besatzung zu stehen, als statt Philipps den Antiochus zum Herrn zu bekommen. Endlich wurde der Beschluß so abgefaßt: «Corinth solle den Achäern wiedergegeben werden, doch so, daß in Acrocorinth eine Besatzung bliebe. Chalcis und Demetrias wolle man behalten, bis man wegen des Antiochus außer Sorgen sei.»

32. Der festgesetzte Tag der Isthmischen Spiele war gekommen, die freilich auch sonst sehr stark besucht wurden, theils weil die Nation bei der Theilnahme, womit sie den Wettkämpfen in allen Arten der Geschicklichkeit, der Körperkraft und Schnelligkeit zusieht, einen Hang für diese Augenweide hat; theils weil wegen der begünstigenden Lage des Orts über die Meere von zwei Seiten her alle Griechen von allen Seiten herbeiströmen: [diesmal aber waren weit zahlreicher, als je, die angesehensten Männer ihrer Staten zugegen; und kaum blieben sie ruhig auf ihren Plätzen, nicht etwa, weil sie mit jener Sucht, welche die Menge herbeigeführt hatte, auf die Spiele gesteuert waren;]undique conventus erat. Sed exspectatione erecti]. – Die Worte conventus erat hat erst Froben. aufgenommen, statt der Lesart der älteren Ausgaben convenerat, welche ich beibehalte. Daß hier eine Lücke sei, sahen schon Crevier, Duker u. A. Ich denke sie mir zwischen den Worten undique und convenerat. Crevier sagt: Pluscula desunt, und wird durch Drakenborchs Behauptung, daß alii auch nur Einmal stehen könne, nicht widerlegt. Das erste alii selbst kann immerhin wegbleiben, wenn nur ein zweites folgt, wie Drakenb. durch Gronov's und seine eignen angeführten Beispiele sattsam erweiset. Allein wenn auch das erste alii nicht ausdrücklich dasteht, so muß doch etwas dasein, worauf das zweite als Gegensatz sich beziehen kann; und gerade diesen ersten Gegensatz vermißte Crevier, wie mich dünkt, sehr richtig. Als Übersetzer habe ich mir einen Zusammenhang geschaffen, wie ich ihn dem Livius anpassen zu müssen glaubte, und nahm den Polybius zu Hülfe. Ihm gehören die επιφανέστατοι άνδρες συνεληλυθότες: das Übrige mußte ein Gegensatz zu sed exspectatione erecti werden. Ich habe so übersetzt, als hätte ich etwa folgende Worte vor mir gehabt: Isthmiorum statum ludicrum aderat; a) semper quidem et alias frequens, 1) quum propter spectaculi studium insitum genti, quo certamina omnis generis artium viriumque ac pernicitatis visuntur; 2) tum quia propter opportunitatem loci per duo diversa maria omnium Graecorum undique [ confluxus est: b)  iam vero multo quam unquam alias frequentiores aderant viri civitatis suae nobilissimi; et vix quieti remanebant in sua quisque sede, non eo quidem spectandi studio ludis inhiantes, excitata quo multitudo undique] convenerat, sed exspectatione erecti, qui deinde status futurus Graeciae, quae sua fortuna esset: alii non taciti solum opinabantur caet. Durch die beiden Buchstaben und Zahlen habe ich bemerklich machen wollen, daß die Lücke nicht nach dem Vorschlage der Gothaer Ausgabe durch ein bloßes tum frequentissimum gedeckt werden könne. sondern aufgeregt von der Erwartung, wie 177 künftig die Verfassung Griechenlands, wie ihr eignes Schicksal sein werde: ja Einige begnügten sich nicht mit ihren Muthmaßungen in der Stille, sondern knüpften darüber Gespräch an Gespräch. Jetzt setzten sich die Römer zum Schauspiele nieder; der Herold trat mit einem Trompeter, wie es Sitte ist, in die Mitte des Kampfplatzes, von wo die Spiele mit der gehörigen Formel angekündigt werden, und als die Trompete Stille geboten hatte, erscholl sein Ausruf: «Der Römische Senat und der Oberfeldherr Titus Quinctius erklären nach Besiegung des Königs Philipp und der Macedonier für freie, niemand steuerpflichtige, nach eignen Gesetzen waltende Staten die Corinther, Phocenser und alle Locrenser, ferner die Insel Euböa, die Magneten, Thessalier, Perrhäber und die Phthiotischen Achäer.» So hatte er der Reihe nach alle die Völker hergenannt, welche unter König Philipps Hoheit gestanden hatten. Bei den Zuhörern erhob sich auf diese Worte des Herolds eine Freude, die sie in ihrer ganzen Größe nicht fassen konnten. Kaum glaubte Jeder, das wirklich gehört zu haben. Einer sah den Andern an als über eine leere Traumerscheinung staunend. Weil sie ihren eignen Ohren über das, was sie selbst anging, am wenigsten traueten, so befragten sie darüber die Nächststehenden. Da Alle vor Begierde brannten, nicht bloß zu hören, sondern auch den Verkündiger ihrer 178 Freiheit zu sehen, so mußte der Herold noch einmal auftretenpronunciaret eadem]. – Gronov und Duker verwerfen dies pronunciaret, und ich glaube, es entstand nur durch den Abschreiber, der es mit dem vorhergehenden averet übereinstimmend machen wollte. Wenn Bauer meint: infinitivus hic non satis commode poni videtur, so gestehe ich, daß ich ihn hier bei den voraufgegangenen vix satis credere; alii alios intueri, und bei der Lebhaftigkeit des Vortrags sehr passend finde. Irre ich nicht, so könnte man dieser durch folgende Interpunction noch zu Hülfe kommen: Revocatus (scil. est) praeco, quum unusquisque – averet. Iterum pronunciare eadem.. Er wiederholte dasselbige. Da nun wurde durch die Vergewisserung der Freude das mit Geschrei begleitete Beifallklatschen so laut und so oft wiederholt, daß es sich deutlich ergab, unter allen Gütern des Lebens sei dem Volke keines lieber, als die Freiheit. Die Spiele selbst wurden nun mit der größten Eilfertigkeit abgethan, da niemand seine Gedanken oder seine Blicke mit ihnen beschäftigte: so wenig gab die außerordentliche Freude dem Gefühle für jedes andere Vergnügen Raum.


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