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Die Fahrt gegen Norden.

Stumm saß ich, waffenlos in meiner Kammer,
Und sann der trüben Schickung nach,
Die mir zum Kampf mit Dir, o Feind, der Zeiten Jammer!
Die Kraft des Armes brach.

Und zogen doch bereits die tapfern Brüder
Mit neugeschliff'nem Heldenschwert,
Im rüst'gen Schlachtensang Berg an und Berg hernieder,
Zu schirmen Deutschlands Herd!

Da haucht' es mir in's Ohr mit leisen Klängen
Wie Zweigesweh'n und Wogendrang:
»Zeuch pilgernd fort, mein Sohn, aus Deiner Heimath Engen,
Die schöne Elb' entlang:

Zeuch hin, wo Hamburgs reiche Segel wallen,
Wo Lübecks heil'ge Thürme steh'n,
Wo neu auf Bremens Markt der Freyheit Lieder schallen, –
Du mußt die Dreye seh'n;

Die schönen Drey, in echter alter Sitte
Der frommen Freyheit wieder froh,
Die sie erkämpft mit Blut, erfleht mit heil'ger Bitte;
Die Vorwelt that es so.

Und weiter zeuch, wo nord'sche Heldenbuchen
Beschatten Holsteins edles Land;
Dort sollst Du manch ein Schloß, an Ehren reich, besuchen,
Und auch den Ostseestrand.

Dort sollst Du ihn, den edlen Stolberg, finden,
Deß Lied Dich früh mit Gluth durchdrang,
Und segnend wird sein Arm Dich jüngern Freund umwinden,
Dich weih'n zum neuen Klang.

Dort soll in Kiels meerblauumspielten Mauern
Manch heller Sinn, manch treues Herz
Mir edlem Geistergruß Dich freudiglich durchschauern,
Weghauchend Deinen Schmerz.

Und was Dir sonst noch Hohes soll begegnen, –
Du kennst mich ja, mein liebes Kind,
Weißt, wie auf meinen Pfad Heil alle Himmel regnen,
Für die, die treu mir sind.« –

Wohl kannt' ich sie, die Freundinn meines Lebens,
Die mir manch Zauberland enthüllt;
Ich that, wie sie geboth, voll hoffnungsfrischen Strebens,
Und Alles ward erfüllt.

Ja, mehr! Denn Siegeslaut von Schlachtgefilden
Scholl donnernd und erquickend drein,
Wie unsrer Brüder Kraft gestürzt den frevlen Wilden,
Geschirmt den alten Rhein!

Auf Jubel Jubel, Sieg auf Sieg durchflogen
Das Land mit heil'ger Trunkenheit,
Und froh bejauchzten oft des freyen Volkes Wogen
Mein Preußisch Waffenkleid.

O freud'ge Fahrt, Juwel Du aller Kränze,
Die Gottes Huld mir reich verlieh!
Ob ich zurück auch späh' nach meiner Tage Lenze,
So schön war's damahls nie. –

Nun hat es ausgeblüht dieß helle Treiben,
Die stille Heimath schließt mich ein,
Doch Euer will ich stets, Ihr fernen Freunde, bleiben,
Und Ihr bleibt ewig mein.

Sind wir nicht Deutsche allzumahl geboren?
Nicht all' aus Carols Heldenreich?
Hat Deutsch nicht unser Mund dem Fürst, der Stadt geschworen,
An treuer Wahrheit gleich?

Laßt uns denn blühn im herrlichen Gebäude,
Verschieden zwar an Sitt' und Art,
Doch einig allesammt, des ew'gen Gärtners Freude,
Der unsers Gartens wahrt.

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