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Die beyden Hagen.

(An den Herausgeber des Nibelungen-Liedes.)

Den Treuen zu erschlagen,
Den Helden sonder Gleich,
Das rieth der grimme Hagen
Gunthern, dem Kön'ge reich,
Darnach den Hort der Zwergen,
Des klaren Goldes Schein,
In dunkle Fluth zu bergen
Bey Wormes an dem Rhein.

Auch auf der schlimmsten Reise,
Die je ein Held bestand,
Zur schlimmsten Hochzeitspeise
Half Jenes Sinn und Hand.
Verderblich tolles Wagen
Riß sie zum Tod hinan;
Ey Hagen, grimmer Hagen,
Wie arg hast Du gethan!

In Tönen fortzuleben,
Ward Lohn dem treuen Herrn.
Die konnten auch erheben
Des Goldes besten Kern;
Auch davon ward gesungen,
Was man bey'n Heunen rieth,
Wohl in der Nibelungen
Geheimnißreichem Lied.

Manch edler Sinn erquickte
Sich an dem wackern Klang,
D'raus Gold und Waffe blickte,
Die Herzen Lieb' umschlang.
Doch bald erstarb das Sehnen
Im matten Zeitenlauf.
Wollt' Helden wer erwähnen,
So hörte Keiner d'rauf.

Das Lied lag wie erschlagen,
Sah kaum sich selber gleich.
Da kam ein andrer Hagen,
An Kraft und Sinnen reich,
Rief Helden aus den Bergen,
Rief Helden auf am Rhein,
Gewann von klugen Zwergen
Des Hortes gold'nen Schein;

Ward Führer auf der Reise,
Die Gunthers Heer bestand.
Was reiche Hochzeitspeise
Gewann des Tapfern Hand!
Schon darf das Lied es wagen,
Blickt frisch und frey uns an,
Ey Hagen, wack'rer Hagen,
Wie gut hast Du gethan!

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