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Der Mutterschwester des Dichters und ihrem Ehemanne, zu ihrer goldenen Hochzeit.

Reich sind und mannigfach zu Freudenblüthen
Die Keim' auf Gottes Erden ausgesä't.
Laßt uns mit Lust und Reinheit nur sie hüthen,
Uns ihrer freu'n im dankbaren Gebeth.
Fällt auch manch' Reis vor dunkler Stürme Wüthen,
Manch' and'res grünt viel Jahre hell und stät,
Und, dünkt bisweilen uns erblaßt sein Schimmer:
Es wechselt ihn, doch leuchtend bleibt es immer.

Denn stets verwandelt blüht das Menschenleben,
Nicht einfach, wie die Pflanz' im Gartenrund.
Als Tausendschönchen wird uns erst gegeben
Der Kindheit Spiel, froh, sehnsuchtslos und bunt.
Dann kommt der dunklen Myrte süß Umweben,
Und Zweye schlingen sich in Einen Bund.
Dann funkeln wir im keuschen Minnekosen
Erglühend auf als helle Liebesrosen.

Bald leuchte nun – das früh're Bild erneuend –
Ringsum der Kinder heit're Blumenzahl,
Und wir, uns an den jungen Lenzen freuend,
Sind wieder jung mit ihnen allzumahl.
Den zarten Pflänzchen, noch vor Sturm sich scheuend,
Wölbt unser Zweigdach sich zum festen Saal.
Wir steh'n als Eichen auf, als Buchen, Linden,
Daß Viele Schutz und Labung bey uns finden.

Nun aber – denkt wohl Mancher – sey gewonnen
Des Lebens höchste Lust und Herrlichkeit.
Denn wie vor kalten Wintern, heißen Sonnen,
Langsam der Baum erstirbt im dunkeln Leid,
Sey auch vor höher'm Alter uns verronnen,
Was Blüth' an Blüth' auf unserm Pfad gereih't.
Mit nichten, Treu' und Tugend kann's gewähren,
In Silber und in Gold uns zu verklären.

Nach fünf und zwanzig frommen Ehejahren
Reicht uns die Silberhochzeit ihren Kranz.
Mild prangt er, freundlich über unsern Haaren,
Die schon durchwebt verwandter Silberglanz.
Ein großer Theil des Meers ist nun durchfahren
Im Wechselglück auf leichter Wogen Tanz,
Doch bleibt noch Vieles, Vieles zu vollbringen;
Und weit ist's hin zum völligen Gelingen.

Das Leben eilt, und manch ein Trauerschleyer
Wallt prüfend, läuternd hin ob unserm Haupt,
Doch immer reiner schlägt das Herz und freyer;
Man ahnt im Himmel, was die Welt geraubt.
Da endlich naht der gold'nen Hochzeit Feyer.
Sie hat mit neuen Myrten sich umlaubt,
Mit Myrten, deren Kind und Enkel pflegen,
Und paradiesisch haucht des Friedens Segen.

Denn ob ein solch beglücktes Paar hier nieden,
Viel gold'ne Jahre, fromm vereint, noch weilt,
Es weht ringsum schon bess'rer Welten Frieden,
Nicht wird ihr Sinn verwundet, nicht getheilt.
Wer ihnen naht, ist wie vom Sturm geschieden,
Wie von des Lebens wildem Drang geheilt.
Wogt er auch neu auf's Meer, – ihm bleibt im Innern
Von diesem Bild ein sänft'gendes Erinnern.

Wie gern hätt' ich geschöpft aus solcher Quelle,
Wie gern gestillt mein oft zu kühnes Herz
An Deines heitern Abends sel'ger Helle,
Ehrwürd'ges Paar! wie gerne himmelwärts
Mein Aug' gewandt von Deiner frommen Schwelle,
Wo gastlich oft gelacht mir Huld und Scherz!
Doch hält mich mein Geschick in fernen Weiten,
Und sehnsuchtsvoll beschwing' ich meine Saiten.

Die künden es in freud'gen Liedesworten,
Was ahnungshell für Euch mein Geist erschaut:
Euch kommt noch frohe Kund' aus manchen Orten,
Die Enkel seht als Bräut'gam Ihr und Braut.
Dann zieht Ihr einst durch schön're Goldespforten
Dahin, wo keines Jammers Zähre thaut,
Und meine Mutter neigt sich Euch entgegen,
Und Allen uns erfleht Ihr Gottes Segen.

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