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Er pflanzte Myrt' und Lorberreis
In seinem stillen Garten,
Und konnt' im ersten Hauch des May's
Die Blüthen kaum erwarten.
O Myrten-Baum, o Myrten-Baum,
Wie herrlich thätst Du grünen,
Viel schöner, als im schönsten Traum
Es ihm geahnt, dem Kühnen.
Das Lorberreis wuchs still und sacht,
Und ward beynah' vergessen,
Weil mit der stolzen Myrte Pracht
Sich's doch nicht durfte messen.
Als nun herauf der Sommer kam
Mit seinen heißen Augen,
Da wollte zu des Gärtners Gram
Die Myrte nichts mehr taugen.
Zwar täglich fast begoß er sie
Mit frischen Thränenquellen,
Doch zeigte fürderhin sich nie
Der zarten Knospen Schwellen.
Da hatt' indeß den Thränenquell
Das Lorberreis gesogen,
Und unversehns sich frisch und hell
Zum Bäumlein aufgezogen;
Gab Donnerkronen seinem Freund,
Zum Schutze vor Gewittern,
Und hielt am Mittag ihn umzäunt
Mit kühlen Laubengittern.
O Bäumlein schön, o Bäumlein hold,
Bleib' grün bis an mein Sterben;
Und möchte Dich, mein Gut und Gold,
Dereinst mein Kindlein erben!