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Gebeth Meister Hildebrands von Bern

Ich lade Dich, Du höchstes Gut,
Tritt ein in meinen sünd'gen Muth,
Ach, bey der Ladung zag' ich fast;
Wie wag' ich's mit so reichem Gast!
Du König aus dem Himmelssaal,
Dich lad' ich in ein Hüttlein schmal,
Wo Staub und Moder liegt zu Hauf,
Daß nicht 'mahl recht die Thür geht auf;
Thät' nicht Dein Liebeszorn sie sprengen,
Du möchtest kaum herein Dich drängen.
Dann sieht es innen dunkel aus,
Streift Uhu rings und Fledermaus;
Sind Fünklein kaum in Herdes Aschen;
Von kaltem Thau halb ausgewaschen.
Du mußt, mein Herr, so groß und rein,
Hier Gast und Wirth und Diener seyn,
Anzünden die halb todte Gluth,
'Rausscheuchen die verdächt'ge Brut,
Rings ihre Nester all' zerstören,
Daß Licht und Ordnung wiederkehren.
Dann fehlt es noch an Speis' und Trank,
Von würd'ger Art, und Dir zu Dank.
Da schließest Du, o reichster Gast,
Den reichen Schrein auf, den Du hast
In Deiner linken heil'gen Seiten,
Läßt Purpurblut hernieder gleiten,
Tränkst Dich mit eig'nem Lebensquell;
Nun wird das Hüttlein weit und hell,
Und Du erfreust Dich, lächelst's an,
Als wär' Dir selbst 'ne Gunst gethan.
Ey Du herzlieber Jesu Christ,
Was für ein selt'ner Gast Du bist!

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