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An Cyane.

Im Frühlinge 1813.

Vermöcht' ich es, ein Lied für Dich zu singen,
Hold, wie das Deine tönt, und auch so rein,
Wie sollte hell die Zitther mir erklingen,
Und Dir den Kranz des schönsten Lorbers weih'n!
Jedoch die Hand, bereit, das Schwert zu schwingen,
Greift nicht wie sonst in gold'ne Saiten ein.
Nie könnt' ich Dich an frommer Mild' erreichen,
Und vollends jetzt muß ich besiegt Dir weichen.

Drum nimm, was ich vermocht, Dir zu erziehen
An Liedesblumen, sanft und gütig auf.
Die Schlachttrompete schallt, Kriegsfackeln glühen,
Und Helden rüsten sich zum blut'gen Lauf.
Da tönt Dein Lied mich an durch ernste Mühen,
Und freud'ger steigt die Zukunft mir herauf,
Ja, auch Dein Bild ist mir mit holden Mienen
Heilbringend auf des Freundes Brust erschienen.

Nun reit' ich reiner, froher in die Schlacht,
Begeisterter, mich mit dem Feind zu messen;
Ich weiß, daß Dein und Wilhelms Blick mir lacht,
Ich weiß, Ihr könnt des Sängers nie vergessen,
Und hüllt mich ein des Tods ruhmvolle Nacht, –
O nenne nicht den kühnen Wunsch vermessen! –
Wird dann vielleicht von Deiner Zitther Saiten
Ein holdes Lied zu meinem Nachruf gleiten?

Gern grüßt' ich Dich bey Deinem edlen Nahmen,
Doch solchen Preis verbeut Dein eig'nes Lied,
Und weil nach leisem Wink huldvoller Damen
Stets jeder echte Ritter that und rieth,
Verschleyr' ich Dich im bunten Blumenrahmen,
Daß Dich mein Blick durch farb'ge Nebel sieht.
Gern spiel' ich so im süßen Künstlerwahne,
Nicht kennend Dich, nur ahnend Dich, Cyane.

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