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Das Lied vom treuen Rosse.

An Carl Grafen von der Gröben.

Ein Lied vom treuen Rosse
Das weht mir durch den Sinn.
Es war so rein und silberweiß,
Und trug im Kampfe blutigheiß
Als rühmlicher Genosse
Den edlen Ritter hin.

Mein trauter Wilhelm Gröben,
Dein war das edle Thier;
Es nahm's, da in der Lützner Schlacht
Du sankst in fromme Todesnacht,
Ein and'rer tapf'rer Gröben,
Dein Bruder Carl, von Dir!

Wie Brust und Herz mir schwollen,
Als ich es wieder sah!
Da hab' ich es auf Carls Geboth
Zu neuem Kampf auf Sieg und Tod
Mit Nahmen weihen sollen;
Ich hieß es: Amala.

Das ist ein alter Nahme,
Der heißet: fleckenrein.
Und fleckenrein auch ritt fürwahr
Der Carl das Roß vor mancher Schar,
Ritt es für Gott und Dame
Tief in den Feind hinein.

Wund ward vor Dresdens Schanzen
Es unter seinem Herrn.
Als Tags darauf die Schlacht geschah,
War Amala doch wieder da,
Flog hin durch Schwert und Lanzen,
Das Pferdchen that's so gern.

Zuletzt, als eine Wunde
Bey Meaux den Ritter traf,
Da war's die gute Amala,
Der's eben so wie ihm geschah.
Fort trug aus blut'ger Runde
Sie ihren tapfern Graf.

Nun froh an Rheines Hügeln
Pflegt' er das edle Thier,
Und ritt es durch die blüh'nde Flur,
Und dacht' im heitern Sinne nur:
»Wie würdest Du Dich flügeln,
Trügst Du mein Liebchen mir!«

Ja, solche Braut zu tragen,
Wärst, Amala, Du werth.
Doch was gewagt kein eh'rner Ball,
That Dir ein Stein im sichern Stall,
Hat Dir Dein Bein zerschlagen,
Du gutes, treues Pferd!

Du warst dem Carl so theuer,
Da macht' er's treu und mild:
Er rief nach Schützen und Geschoß,
Zog selbst heraus sein liebes Roß,
Dann commandirt er: »Feuer!«
Du fielst – die Thräne quillt.

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