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An Carl Grafen von der Gröben,
königlich Preußischen Oberst-Lieutenant.

(Im Frühlinge des Jahres 1815.)

Nun liegt die Hand Dir wieder an dem Säbel,
Mein tapf'rer Freund, nun späht Dein Blick,
Auf's neu erglüht, durch künft'ger Tage Nebel
Nach mancher Heldenschlacht entscheidendem Geschick.
O könnt' auch ich jetzt mit Dir reiten,
Wie sonst begeistert Dir zur Seiten,
Den Tod vorm Aug', im Herzen Gott den Herrn! –
Stolz geht und lieb mir auf vergang'ner Tage Stern.

Du auch gedenkst an Lützens Morgensonne,
Und siehst uns Beyde Hand in Hand,
Durchblitzt von naher Feldschlacht ernster Wonne,
Entbrannt zum rüst'gen Sieg für's liebe Vaterland.
Und wohl gelang's den guten Klingen
In dichte Feindesschar zu dringen;
Ach, daß mit heil'gen Todes strenger Spur
Ein Schuß durch's edle Herz früh Deinem Bruder fuhr! –

Weißt Du noch, wie, manch letzten Wunsch verkündend,
Vor Kulm uns Herz um Herz ging auf?
Dann flog der Sieg heran, die Fackel zündend
An unsrer Scharen Muth, der Franze fiel zu Hauf.
Weißt Du, wie durch befreyte Städte
Hinging im jubelnden Gebethe
Der rüst'ge Zug, und Homburgs Heldenschloß
Zu uns hernieder schau'nd, Gluth in die Brust uns goß?

Ach dann, mein Bruder, wirst Du's auch noch wissen,
Wie mir ermattet sank die Hand,
Und ich, durch Krankheit von Euch fortgerissen,
Ein trübes Nebelbild, aus Eurem Kreise schwand!
Wie in des Herzbergs alten Mauern
Mit stiller Lust, mit holdem Trauern,
Wir feyerten den ernsten Scheidetag,
Und zwischen uns alsbald Strom, Berg und Waldung lag!

Mein Waffenfreund, sie liegen noch dazwischen!
Vergeblich streb' im treuen Sinn
Ich wieder keck, mich Eurer Schar zu mischen, –
Es engt ein Krampf die Brust, mein Schwert sinkt thatlos hin. –
Das trübe Wort es ist gesprochen,
Mein Lied, mein Herz ist halb gebrochen –
Du richte mit für mich aus, junger Held,
Wovon ein strenger Bann mich trüb zurücke hält.

Und jene alte Münze, die wir brachen
In Böhmens hell erblühtem Thal,
Und gut zu hüthen unser Theil versprachen
Jedweder auf der Brust als frommes Bundesmahl, –
Mag sie vor eh'rnen Todesblitzen
Das oft zu kecke Herz Dir schützen,
Das sie dereinstens, Hand in Hand ergänzt,
Beym frohen Wiederseh'n uns hell entgegen glänzt.

Freund, hätt' uns Gott die Prüfung aufgeladen,
Daß in Nord-Deutschlands Feld und Hain
Der freche Feind mit räub'rischen Brigaden
Einbräche übern Strom des heilig alten Rhein,
Dann wollt' auf Hermanns Siegerauen
Mit letzter Kraft ich in ihn hauen –
Nun brecht ihr ihm wohl eh'r die üpp'ge Lust;
Doch nicht entsagt durchaus der Schlacht die kranke Brust.

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