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Das Mädchen und der Lützow'sche Jäger.

Eine wahre Geschichte Berlinische Zeitung Nr. 85 vom 17. Julius 1813.
»Von der Cavallerie des Lützow'schen Frey-Corps kommen noch immer einzelne Jäger hier (in Berlin) an. Den 15. trafen 8 derselben ein, worunter 5 sich zusammen über Böhmen und Schlesien gerettet hatten. Auch von den Gefangenen sind einige entkommen. Unter andern gelang es einem jungen Jäger, sich mitten aus einer bedeutenden Stadt zu retten. Mit den übrigen im Stadthause eingeschlossen, untersuchte er das Locale, und kam in einen Keller, aus dem er zu entschlüpfen die Möglichkeit fand. Er sah sich dann in einem Garten, und stieß auf ein junges Frauenzimmer, welches Petersilie pflückte. Der Jäger, in seiner zerlumpten Jacke, in Stiefeln und Sporen, gab sich zu erkennen, und bath um Rettung. ›Vor der Gartenthür (war die Antwort) steht eine Schildwache. Hier ist ein Blumenstrauß. Wir gehen zusammen heraus. Sie, mit mir im Gespräche begriffen, geben mir den Strauß, und versprechen mir laut, mich Abends zu besuchen. So gehen wir, ohne Verdacht zu erwecken, gerade vor der Schildwache vorüber.‹ – Es gelang; und der junge Mann kam eben so glücklich aus der Stadt. In einem nahen Städtchen nahm ihn ein Schneider auf, versorgte ihn mit Schneiderwerkzeug und einem kleinen Tragbündel, und als herum reisender Schneidergeselle kam der Jäger an die Elbe, schwamm durch, und war gerettet.«

Während des Waffenstillstandes.

Das Mädchen.

Rose, Veilchen, Nelk' und Lilie
Pflück' ich mir zum lust'gen Strauß,
Aber würz'ge Petersilie
Zieh' ich freylich auch mit aus.
Denn die Mutter schmählt,
Wenn es daran fehlt,
Spricht: ich thät' im ganzen Garten
Immer nichts als Blumen warten.

Der Jäger.

In des Tages Dämmerfrühe
Brach ich aus dem Keller los.
Ach, wie klar der Morgen blühe,
Ahnt' ich kaum im nächt'gen Schooß!
Und das Mädchen dort,
Schön am schönen Ort!
Sorgsam pflückt es Petersilie,
Doch auch Nelke, Ros' und Lilie.

Das Mädchen.

Ach, wie dunkel aus dem Keller
Schleicht hervor ein schwarzer Mann!
Doch er scheint mir lust'ger, heller,
Schau' ich nur erst recht ihn an.
Was er dort gemacht
In der finstern Nacht –?
Ey, ich glaub', ich dürft' es wagen,
Ihn vertraulich drum zu fragen.

Der Jäger.

Schönes Kind, du holde Blume,
Schöner als dein Blumenstrauß,
Zu der Deutschen Heil und Ruhme
Zog ich Preuße rettend aus.
Weil im eh'rnen Ring
Der Verrath uns fing,
Fielen wir, viel wackre Reiter;
Ich brach aus: nun hilf mir weiter.

Das Mädchen.

Jäger, lieber Deutscher Fechter,
Gerne hülf' ich freundlich dir,
Aber schlaue Franzenwächter
Hüthen rings die Mauer hier. –
Wart', ich denk' was aus.
Diesen Blumenstrauß
Gib mir, wandelnd aus dem Garten,
Sag', ich solle Dich erwarten.

Schildwache.

Sieh, wer kommt da aus der Pforte
Mit dem wunderschönen Kind?

Der Jäger.

Liebchen, treu sind meine Worte,
Heut' noch kehr' ich her geschwind.

Das Mädchen.

Woran glaub' ich's Dir?

Der Jäger.

An dem Sträußlein hier.

Beyde.

Fahr' denn wohl, ich muß von hinnen,
Süß'res Glück uns zu gewinnen.

Und die Schildwach' ließ ihn ziehen,
Und er kam zur schwarzen Schar.
Was mag künftig d'raus erblühen –
Keiner weiß es noch fürwahr.
Wär's ein Festestanz?
Wär's ein Hochzeitkranz? –
Nun wir woll'n zu guten Dingen
Gutes Glück im voraus singen.

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