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Maylied im Jahre 1815.

Frank und frey,
Lieber Blüthenkönig May,
Kommst Du in die Welt gezogen,
Wiegend Dich auf duft'gen Wogen,
Reich umtönt von Nachtigallen,
Deinen Troubadours-Vasallen,
Angelacht aus Augen blau,
Ach von mancher schönen Frau!

Bothe Du
Aller Lust und süßen Ruh',
Aller Blüth' und Huld Bescherung,
Aller Minnegluth Gewährung!
Heilend auch ein kühn'res Schmachten,
Bringst Du Helden Freyheitsschlachten,
Weißt noch, wie's bey Lützen war?
Wie Du lachtest hell und klar?

Unbewehrt
Sitz' ich jetzt am stillen Herd;
Ach es zieh'n die Waffenbrüder
Fern hinaus auf Siegsgefieder,
Und ich kranker bleib' alleine,
Kann nicht wieder mit zum Rheine,
Finde Trost der matten Brust
Nur in Liedes milder Lust.

Frank und frey
Siehst Du doch, o lieber May,
Deine lieben Deutschen Gauen.
Wer will klagen? Wem will grauen?
Wer nicht streitet, kann doch singen,
Kann manch' and're Gabe bringen,
Geht auf frey entblühtem Hain
Froh dereinst zum Himmel ein.

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