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Ahnung.

Am 8. März 1813.

Was flistert mir in's Ohr mit leisen Klängen?
Was rührt die Wange mir mit zartem Weh'n,
Ich fühl's, es will mich wecken zu Gesängen,
Es will mich hold in sel'ge Wirbel dreh'n,
Wo aus des Busens tiefgeheimsten Engen
Gebilde, reich an Ernst und Lust, ersteh'n.
Doch unter Waffen, fern den Lieben allen,
Wird klar mein Lied, und rein, wie sonst erschallen?

Ja, riefen erst die Führer in der Schlacht,
Und flöge schon Victoria durch die Reihen,
Da wär' aus mir manch schöner Klang erwacht,
Die tapfern Brüder freud'ger einzuweihen.
Jedoch es lauscht die Zeit noch, tief bedacht,
Wehrt, störr'ge Pythia, noch das Prophezeyen.
Ernst sinnend steh'n wir, harren auf den Helden,
Der ihre Lippe zwing', uns Sieg zu melden.

Derweile stockt das Lied in meiner Brust,
Und lös't sich kaum zu einzelnen Accorden.
So stimmt, der künft'gen Harmonie bewußt,
Eh' noch der Ruf zum Wettstreit laut geworden,
Sich das Orchester; und vor naher Lust,
Wie vor der Weihung zu geheimen Orden,
Schwillt hoch in mancher edlen Brust der Muth,
Und fast zum Schmerz wird der Erwartung Gluth.

Das zuckt in mir. Doch ist nur erst begonnen
Die Helden-Symphonie, groß, stark und rein:
Da strömt der gottverlieh'ne Sangesbronnen
Aus meiner Brust mit in den Jubel ein.
Und wem mein Lied noch je das Herz gewonnen,
Dem soll's nun erst ein Ruf des Lebens seyn,
Und soll, wie Funken aus geschlag'nen Klingen,
Hell, reich und kühn durch finst're Wolken springen.

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