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An Christian und Fridrich Leopold Grafen zu Stolberg.

Am 22. October 1812.

Ich komme heut' vom Tisch des Herrn;
Neu schickt des Glaubens sel'ger Stern
Durch Seel' und Leib mir seinen Schein,
Mein Herz ist frisch, mein Hoffen rein.

Da stimm' ich an den heitern Sang,
Da stimm' ich an den Freudenklang,
Zu grüßen Dich, Du Brüderpaar,
Das meine Lust von früh auf war.

Wie so durch Leben, als durch Lied,
Wohl später manche Wolke zieht,
Erging's auch mir. Die Zuversicht
Blieb jene alte, frohe nicht.

Von manch' ersung'nem Dichterkranz
Blickt' ich oftmahls wehmüthig ganz
Nach der zwey Brüder kräft'gem Buch;
Mein Herz schlug treu, wie sonst es schlug;

Doch fiel mir nicht, wie sonst, es ein,
Ich könnte wohl so glücklich seyn,
Zu treffen auf hellblüh'nder Bahn
Ernstwandelnd die zwey Brüder an;

Die sprächen dann so freudig mild,
Wie reiner Born aus Felsen quillt,
Und hülfen mir zum Pfad des Lichts –
»Nein,« seufzt' ich, »nein, das wird nun nichts!«

Da tönt's urplötzlich mir herein,
Wie Lerchengruß im Morgenschein.
Die Brüder grüßen. Himmelauf
Schwebt ihnen nach mein freud'ger Lauf.

Hab' Dank, Du edles Dichterpaar!
Ein Deutscher Ritter, treu und wahr,
Mit Gott und Jesu Christ bekannt,
Streckt Dir entgegen seine Hand.

Mir wird mein Dank zum Sangesquell,
Die Freude strömt noch allzu hell;
Doch fliegt manch and'res trautes Wort
Wohl mit der Zeit nach Euch mir fort.

Denn, wen Ihr ritterlichen Zwey
Gegrüßet habt so hoch und frey,
Von dem nach echter Ritterpflicht,
Laßt Ihr gewiß im Leben nicht.

Ich sage meinem Herrgott Dank,
Daß mir so großes Heil gelang,
Und häge meinen Sangestrieb
Noch eins so ernst, noch eins so lieb.

.


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