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Die Heere stoßen auf einander, schrecklich ist der Anprall,
schrecklich sind die Streiter, schrecklich die Wunden,
schrecklich das Gemetzel.
Gonzalo Berceo, die Schlacht bei Simancas.
Hirt, geh nicht diesen Weg! – Sieh dort im Thale wogen
Zwei dichte Lanzenreihn, entgegen kommt gezogen
Die Schaar der Schaar, wo breit sich hin die Ebne zieht,
Da halten sie, bereit, wenn, die sich glühend hassen,
Die Führer winken, sich ergrimmt beim Schopf zu fassen.
Hör' ihr Geschrei ... Du fährst zurück? – Das ist ihr Lied:
»Raubvögel, schüttelt das Gefieder,
Aar, Geier, Rabe, kommt zumal,
Stürzt kreischend auf das Feld euch nieder,
Setzt euch zum fetten Leichenmahl.
Den Feind wird unser Schwert verderben,
Und mit dem Tage soll er sterben!
Vom Abendpsalm der letzte Ton
Verhallt im Heer des Feindes eben,
Und unser Priester hat gegeben
Den Segen seinen Kriegern schon.«
Conan, der Gallier Fürst, und Halbert, der Normanne,
Stehn gegenüber sich mit starkem Heeresbanne,
Normannen sind behend, die Gallier sind voll Glut.
Stolz ziehn die Einen auf, die blanke Panzer decken,
Die Andern setzen, um die Feinde zu erschrecken,
Wolfsrachen und Gebiß sich auf den Kopf als Hut.
»Was kümmert uns der Wittwen Heulen,
Und was der Waisen Weh und Ach?
Die Arme, blutig und voll Beulen,
Wir waschen morgen sie im Bach.
Verbrennt die Zelte, schließt die Reihen,
Entsetzen in die Ohren schreien
Soll unser Horn dem fremden Mann.
Die Feinde mögen rings sich breiten,
Die Furche, die sie überschreiten,
Gähnt wie ein offnes Grab sie an.«
Des Hornsignal erschallt. Des Staubes Wolken rollen,
Der kurze, rasche Schritt dröhnt, wie des Donners Grollen.
Zwei schwarzen Rossen gleich, wild knirschend, riesengroß,
Zwei Büffeln gleich im Thal, die auf einander plumpen,
Zusammen prallen hier die beiden Eisenklumpen,
Und Stirn an Stirn zerschellt durch den gewalt'gen Stoß.
»Ihr Krieger auf, die Schwerter blinken,
Rennt, hauet zu in edlem Zorn,
Es blasen die Normannen-Zinken,
Und mächtig schallt das Sachsen-Horn.
Schlagt zu, ihr Schwerter, brecht euch Bahnen,
Ihr Spieße, Beile, Partisanen,
Ihr blut'gen Dolch' in flinker Hand,
In der zerschlagnen Panzer Ritzen
Dringt ein mit mörderischen Spitzen,
Wie Dornen scharf im Ackerland!«
Wo ist die Sonne? – Roth ist sie und flammensprühend,
Von Rauch umwallt, ein Schild, in heller Lohe glühend,
Im blut'gen Dampfe blitzt das Erz. Des Thales Grund
Gleicht einer Esse, die aufflammt in wildem Strahle
Und tost, als hätte just sich dort mit einem Male
Weit klaffend aufgethan der rothe Höllenschlund.
»Und weiter rast das Spiel der Recken,
Sie raufen sich in grimmer Wuth,
Und mordend waten ohne Schrecken
Sie über Leichen tief im Blut.
Marsch, vorwärts, vorwärts ohne Zaudern,
Die Rosse schäumen, steigen, schaudern,
Wenn in die Brust von Erz zumal
Wurfspieße, Lanzen, Schwerter dringen,
Es klirrt mit ihren Panzerringen
Zusammen laut der blanke Stahl.«
Ein wüstes Chaos ist's von Waffen, Menschen, Rossen,
Die Gallier stürzen sich, vom blut'gen Fell umschlossen,
Wild in die Speere, stolz verachtend die Gefahr.
Wo ihre Todten ruhn, todt liegen die Gesellen,
Und sie umzingeln rings, als wären's Citadellen,
Auf hohen Hengsten die normannische Reiterschaar.
»Wem Schwert und Dolch und Lanze brachen,
Der kämpft mit Nagel und mit Zahn,
Um zu entgehn dem offnen Rachen
Der Wölfe, die sich gierig nahn.
Nur nicht Gefangener! Nur nicht Sklave!
Und gilt's zu sterben, sterbt als Brave.
Als Brüder sterben wir zumal!
Und wird es morgen wieder tagen, –
Aus unsern blut'gen Fäusten ragen
Soll noch der Stumpf von unsrem Stahl!«
Komm, Hirt! Es sinkt die Nacht, des Blutes Wogen schwellen,
Aus Helm und Rüstung sprühn die Funken auf, die hellen,
Die Rosse fliehn entsetzt nach ihres Reiters Fall.
Komm, lassen wir das Werk des Mordens sie vollenden!
Die wilden Menschen mit den blutbefleckten Händen,
Ob Sieger oder todt, sie ruhen morgen all.