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Ihr Liebesritter, zu den Engeln dort,
Den himmlischen, blickt auf, zu dem Balkon;
Erstreiten werdet ihr der Ehre Hort,
Dem tapfern Kämpfer wird der Minne Lohn,
Alte Ballade.
Thut auf die reiche Hand, ihr Ritter, spendet milde
Dem Waffenknecht! – Kommt all herein, ob ihr im Schilde
Den schwarzen Mantel weiß gefleckt von Agra führt,
Ob Frankreichs Lilien, ob mailändisches Gebilde,
Der grüne Drach', ob ihn das Kreuz von Spanien ziert.
Schon geöffnet sind die Schranken,
Und der Grieswart ritt im Kreis.
Hoch von allen Thürmen schwanken
Stolze Banner grün und weiß.
Und es jauchzt das Volk im Kreise
Und die Wimpel küssen leise
Sich im Winde, fern und nah.
Herold mit dem Silbergreife,
Am Goldgürtel an die Schleife
Häng' ihn der Dalmatica.
Bäum' und Dächer sind voll Leben,
Und die Glocken schallen laut,
Ein Turnier, ein Fest soll's geben,
Werth, daß es ein König schaut.
Und die Königin, guter Dinge,
Gab zum Fest zwölf Silberlinge
Aus dem Sparschatz, und dabei
Kaufte zwölf gefangne Christen
Von den Mohren an den Küsten
Afrika's voll Huld sie frei.
Edle Ritter, in die Mitte
Tretet, eh' das Horn erklingt,
Hört das Wort, nach Recht und Sitte,
Das des Königs Bote bringt.
Schweigend hört die hohe Lehre!
Wer unfolgsam greift zur Wehre,
Gottverflucht ist dessen Schwert.
Laßt euch nicht vergeblich mahnen,
Folgt dem Spruch, den eure Ahnen
Gottes heil'ges Wort gelehrt.
Singt der Psalmen heilge Weisen,
Saint-Denis, den Schutzpatron,
Jesum und die Engel preisen
Sollt ihr in andächt'gem Ton.
Auf das Evangelium schwöret,
Daß der Ehr' ihr nur gehöret,
Sie sei euer Hort und Stern,
Daß dem König euern Degen
Ihr zu Füßen möget legen,
Wie die Seele Gott dem Herrn.
Schwört, Barone, schwört, ihr Recken,
Auf das Sanctum, daß ihr wollt
Nie mit schnödem Schmutz beflecken
Eurer Sporen klares Gold;
Nie in eurer Burgen Hallen
Schinden Bürger und Vasallen;
Eure Hände haltet rein;
Für die Wittwen, für die Waisen
In der Noth soll euer Eisen
Immer ohne Scheide sein.
Ritter, seid in Art und Mienen
Jenen alten Helden gleich,
Karln und seinen Paladinen,
Denkt an Arthur und sein Reich.
Weh dem Feigen, der mit schlechten,
Schwarzen Künsten wagt zu fechten,
Und der siegt durch Zauberbann,
Fluch dem Ritter ohne Ehre,
Der bekämpft des Feindes Speere
Mit dem sünd'gen Talisman.
Schleifen wird man seine Veste,
Seine Thürme, hoch und stolz;
Seines Leibes schnöde Reste
Baumeln an dem Galgenholz!
Und mit denen, die da zaubern,
Mit den Geistern, den unsaubern,
Weh, verdammt zu ew'ger Pein,
Bei dem Hexensabbath drehen
Wird, gepeitscht von Höllenwehen,
Sich ihr schlotterndes Gebein.
Doch gefeiert ist der Name
Jedes Ritters, fromm und treu,
Auf die Leinwand stickt die Dame
Seinen Namen ohne Scheu.
Und die Troubadoure preisen
In unsterblich schönen Weisen
Seinen Stahl, so rein und klar.
Seine Gruft umschweben Feen,
Dienen seinen Siegstrophäen
Muß zum Sockel ein Altar.
Knappen, Ritter ohne Fehle,
Das Turniergesetz, ein Fels
Steh es fest in eurer Seele,
Und der Brauch des Carrousels.
Felonie wird schwer gerichtet,
Vor den Schönen steht vernichtet,
Wer verletzt der Ordnung Band.
Hat verdammt der Spruch der Richter
Die ehrlosen Bösewichter,
Dann bestraft sie Frauenhand.
Thut auf die reiche Hand, ihr Ritter, spendet milde
Dem Waffenknecht! – Kommt all herein, ob ihr im Schilde
Den schwarzen Mantel weiß gefleckt von Agra führt,
Ob Frankreichs Lilien, ob mailändisches Gebilde,
Der grüne Drach', ob ihn das Kreuz von Spanien ziert.