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Wir haben hier dem Fräulein von Sombreuil(gestorben im Jahre 1823 als Gräfin von Villelume ) den Namen gelassen, unter dem sie berühmt geworden ist. Bs ist überflüssig, diesem Namen noch ein Wort beizufügen. Er sagt an sich genug, mehr als genug. Doch können wir uns nicht versagen, hier daran zu erinnern, daß die Wohlthätigkeit der Frau von Villelume vielleicht ebenso bewundernswürdig war, wie der Heldenmuth des Fräuleins von Sombreuil .
Sunt lacrymae rerum.
Virgil
Wach auf, mein Saitenspiel! Die Tugend sollst du preisen,
Nicht in Jesajas' noch Ezechiels finstern Weisen,
Nicht fluchen sollst du heut, wie oft, der Sünd' und Schmach;
Den Opfern sing' ein Lied, und wein' um die Begrabnen!
Und deine feierlich erhabnen
Gesänge hallt der Himmel nach.
Auch Du, Sombreuil!.. Nach Dir Verlangen
Trug längst der Himmel, – und er nahm
Weg die Verbannte; heimgegangen
Läßt sie uns hier verbannt, voll Gram. –
Sprecht, saht ihr wohl ins Dunkel ihren
Erhabnen Schatten sich verlieren?
Floh er zum Lichtmeer, ewig klar?
Ist er hinauf, hinab gestiegen?
Wo soll nun ihre Asche liegen?
Im tiefen Grab? – Auf dem Altar?
Weint nicht! – Sie riefen ab die Heil'gen und Propheten.
Ihr, die ihr Sie geliebt, Ihr dürft zu Ihr nun beten.
Bei ihren Schwestern dort, den Engeln, schön und rein,
Den Jungfrau'n, ist sie nun, die man ans Kreuz geschlagen,
Die auf dem heißen Rost einst wie auf Rosen lagen,
Entschlummert mitten in der Pein,
Ein heil'ges Räthsel war ihr Leben,
Voll Unschuld und geheimem Schmerz,
Dem Dienst der Todten war ergeben,
Den Lebenden ihr treues Herz.
Und manchmal war Ihr, ach, als hätte
Der Tod zerrissen schon die Kette,
Und legte still Sie auf die Bahr;
Oft plötzlich fühlte Sie, erschrocken,
Das Blut in ihren Adern stocken, –
Ein Blut, das nicht das Ihre war.
O Tag, an dem der Tod sein Vorrecht weggegeben,
Wo Sie – um welchen Preis! – erkauft des Vaters Leben,
Wo durch der Jungfrau Mund das Blut von Todten rann!
Die Henker zeigten ihr den blutgefüllten Becher
Hier und das Eisen dort, und grinsten Sie mit frecher,
Satan'scher Lust hohnlachend an,
Der Sieg ward ihrem Duldermuthe,
Zum Himmel sah sie auf mit Dank,
Und trank den Becher mit dem Blute,
Wie Jesus sterbend Galle trank.
Den Muth kann nur die Liebe geben!
Und als die Ihrigen, vom Leben
Dann scheidend, ach, ihr wehgethan, –
Für die, die ihrem Herzen fehlten,
Wies Gott ihr seine Auserwählten,
Die Wittwen und die Waisen, an.
Denn Ihr Martyrium, Sie sollt' es überleben! –
In unsrem Lande sah, dem glaubenslosen, schweben
Man Sie, wie einen Strahl, Nachts leuchtend auf den Höhn.
Gezeichnet wunderbar war sie vor allen Frauen;
Auf seinem Erntefeld, als seltnen Schmuck der Auen,
Ließ Gott Sie überreif, als heilge Aehre, stehn.
Ja, selig war Sie schon hienieden!
Der Herr, der Sünder schlägt, er gibt
Auch Kraft, ihr Kreuz zu tragen, Frieden
Und Ruh den Seelen, die er liebt.
Die Leiter läßt er Jakob sehen,
Wo Engel auf und niedergehen,
Führt Saul, der Endors Höhle sucht,
Er birgt den Honigseim, den süßen,
Im Kelch, in den sie Wermuth gießen,
Die Asche in der goldnen Frucht.
Gott ist gerecht. Und wenn in Purpur auch sich kleidet
Der Böse, dem Nichts fehlt, als Frieden, er beneidet
Den Ehrenmann, der arm lebt unter'm Dach von Stroh.
Und wenn des Sünders Glück, der stets am Abgrund schreitet,
Ihm eine Hölle nur bereitet,
Der Edle, darbt er auch, wird hier des Himmels froh.
Man sagt, des Lebens Neige hätte
Sie gern geschlürft noch eine Frist,
Lieb war geworden Ihr die Kette,
Die nun von Ihr gefallen ist:
– »Herr, laß mein Stündlein noch nicht schlagen!
Bin ich denn würdig schon, zu wagen
Aus diesem Thränenthal den Flug?
O säume noch, laß Dich erbitten:
Noch hab' ich nicht genug gelitten,
Und Trost gespendet nicht genug!«
»Ich scheide! – Die ich muß verlassen, Dir befehle
Ich sie! – Ich liebte sie mit meiner ganzen Seele.
Warum so früh schon wird des Himmels Krone mein?
Aufrichten laß mich hier die kummervoll Gebückten!
Im Himmel kann ich nicht beistehn den Unterdrückten,
Den Unterdrückern nicht verzeihn!« –
Sie stirbt, die Frömmste aller Frommen!
Umsonst das Bitten und das Flehn
Der Armen, die mit Thränen kommen,
Und ihre Mutter scheiden sehn.
Die Euch gesegnet, o ihr Armen,
Lohnt Ihr mit Thränen Ihr Erbarmen,
Und zollt Ihr heilge Wünsche gern,
Denkt Ihrer stets mit warmem Danke,
Ihr Wittwen, Waisen, Dürft'ge, Kranke,
Ihr Ebenbilder all des Herrn!
Herr, die Dein Geist erfüllt, o laß sie hier auf Erden!
Die Guten gehn. Was wird nun aus den Bösen werden?
Der Tugend Anblick macht den Sünder nicht mehr weich.
Laß einen Strahl des Heils noch leuchten Deinen Knechten,
Herr, laß der Erde die Gerechten!
Hast Du der Engel nicht genug in Deinem Reich?