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Seht ihr grau'n den hohen
Klosterthurm, und droben
Dort das Königsschloß,
Schwarz und riesengroß?
Alfred de Vigny.
Euch Trümmer lieb' ich, und zumal, wenn Trauerklänge
Des Herbstes monoton durchhallen eure Gänge,
In eurem Schatten möcht' ich wohnen allezeit,
Ihr alten Thürme, die ihr neigt die altergrauen
Steinhäupter, auf dem Berg zwei Riesen anzuschauen,
Hochragend, schwarz und kampfbereit.
Wenn meine Füße, die das hohe Gras durchschreiten,
Zu euch mich tragen, o ihr Reste alter Zeiten,
Zu euren Scharten schau' ich auf, geöffnet weit,
Zum Thurm, achteckig, hoch, von rothen Ziegelsteinen,
Und durch die Lucken – ha, was seh' ich dort erscheinen?
Wo Helden fielen einst, da spielen Kinder heut.
O wagt es nicht, den Thurm, die Mauern abzutragen!
Den Dichter laßt allein hier weinend euch beklagen,
Den noch der Anblick rührt des alten, grauen Fort.
Und wenn der Nachtwind streicht an Fenstern hin und Friesen,
Dann denk', ein Schatten hat berührt die Wehr des Riesen,
Amaury's, Grafen von Montfort .
Hier ruh' ich, eingedenk der alten Zeit mit Trauer,
Auf Steinen ragend noch von der zerfallnen Mauer,
Und meinen Träumen gönn' ich sinnend freie Bahn.
Zu meinen Füßen liegt die Stadt mit Bäumen, Hecken,
Ich seh' in Kreuzesform sie wie ein Schwert sich strecken,
Das einem Riesen einst entfiel auf grünem Plan.
Sein Auge schweift hinweg vom Fuße der Ruinen
Auf Bäume, schattig jetzt und sonnig dann beschienen,
Zum goth'schen Kirchenthurm, der kaum sein Dach mehr trägt;
Wo die Kapelle ragt, in der Arkade Schatten
Seh' ich den Friedhof, wo der Boden stiller Matten
Sich wölbend grüne Wellen schlägt.
An Zinnen, Erkern laß ich hin die Blicke schweben
Und Bögen, ranke mich hinauf an Gitterstäben,
Dem Epheu gleich erheb' ich mich zum Dach des Thurms,
Und jauchzend schau' ich hin weit über Thal und Hügel,
Und hoch im Himmel, wo der Adler schwingt die Flügel,
Sing' ich in sein Geschrei und das Geheul des Sturms.
Dort singt auch wohl mit mir ein Freund zum Spiel der Saiten,
Gleich einem Troubadour aus längst verschollnen Zeiten,
Von Himmel sprechen wir, von Rittern, Helden, auch
Von Seelen, die verwaist auf dieser Erde trauern,
Und durch die Pappeln streicht, sich brechend an den Mauern
Und stöhnend leis, des Windes Hauch.