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Hoc erat in votis.
Horaz.
Als ich ein Kind war, sprach die Muse: »Laß dich führen
Ins Heiligthum, dort thut der Genius dir sich kund.
Zu meinen Schätzen schließ' ich auf dir alle Thüren,
Magst die Drommete du dir, die Schalmei erküren,
Um sie zu setzen an den Mund.
Doch fliehe diese Welt, und ihren wüsten Reigen,
Undank und Bosheit triffst du dort auf jeder Spur.
Wenn sich zu dir herab des Liedes Geister neigen,
Dann sollen rings umher die Erdentöne schweigen,
Antworten mag das Echo nur.
Wähl' eine Wüste dir, einsamer Thäler Enge,
Und birg dein Leben dort in heilig stiller Nacht.
Beglückt, wer fern dem Lärm der knechtisch feigen Menge,
Aushaucht, den Neidern fern, begeisterte Gesänge,
Und seinen Ruhm dem Grab vermacht.
Weit überfliegt dein Geist die dumpfen Erdenschranken,
Drum eine andre such' ihm, eine reinre Welt,
Wo ewge Klarheit herrscht, wo keine Schatten schwanken,
Wo dich mit Wonne füllt ein Meer von Lichtgedanken
Und dir das selge Aug' erhellt.
Magst du ein grünes Thal zum Königreich dir wählen,
Wo unterm Weidengrün, am wilden Rosenhag
Du Feen schweben siehst in lichten Wundersälen,
Und goldne Schlösser, – wie uns gern davon erzählen
Der Mund ergrauter Mütter mag;
Mag ein verfallner Thurm vom Berge her dir winken,
Beschattend einen See, der tief im Grunde blaut;
Ein Hirtenfeuer mag dir fern durch's Dunkel blinken,
Dem Freundesauge gleich, das, wenn die Schatten sinken,
Noch lang beim Abschied nach uns schaut.
Und wenn den See du theilst mit raschen Ruderschlägen,
Der dir im Spiegel hell den blauen Himmel zeigt,
Die Silberwölkchen siehst du drunten sich bewegen,
Dein Auge schaut entzückt, wie Welle sich entgegen
Der Welle lustig spielend neigt.
Magst du freiwillig oft dich im Exil ergehen
Am grünen Inselstrand, in schattig kühler Ruh,
Dort in der Einsamkeit wirst horchend du verstehen,
Was dir die Welle rauscht, und was die Winde wehen,
Und jedes Räthsel lösest du.
Mag junger Mütter Lied, wenn du erwachst, dich grüßen,
Des Lebens und des Tags Aurora lächle dir,
Ein Bächlein rinne durch die Blumen, die dir sprießen,
Wie durch der Liebe tief geheime Träume fließen
Der Hoffnung Wellen für und für.
Mag lange dann im Thal fort die Erinnrung leben
An einen guten Herrn, von Allen Freund genannt,
Der gern den Armen, die ihn liebten, Brot gegeben.
Und sprechen mag ein Greis, der rühmt sein edles Streben:
»Ihr habt ihn leider nicht gekannt!«
Ergeben meinem Dienst mußst fern der Welt du weilen,
Sei ein Prophet, dir thut sich auf des Himmels Thür.
Dein Auge wird durchspähn die Nacht mit Flammenpfeilen.
Und Gottes Geist, um dich von irdischem Wahn zu heilen,
Spricht in der Wüste hold mit dir!« –
So, Muse, lautete dein Wort! – Mit tausend Stimmen
Rauscht' in die Ohren mir die menschenreiche Stadt.
O Muse, heut noch siehst du mich im Strudel schwimmen,
Der Manchen, der versucht das Ufer zu erklimmen,
In seinem Schlund begraben hat.
Warum? – Weil eine Fee der Himmel mir gegeben,
Ein Engelskind, erblüht auf Edens schönster Flur.
Nur, wo Sie athmet, fühl' ich reinre Lüfte schweben.
Ihr Lächeln ist mein Glück, o Muse, Lust und Leben
Wohnt mir in ihrem Auge nur.