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At mihi jain puero coelestia sacra placebant,
Inque suum furtim musa trahebat opus.
Ovid.
Ihr, die Ihr vom Adour zur Rhone
Des Liedes Reich beherrscht im Glanz der Musengunst,
Ihr Fürsten des Gesangs im Schmuck der Lorbeerkrone,
Ihr Weise, stolz und froh, ihr Helden auf dem Throne,
Ihr Meister in der Liebeskunst!
Schön, wie vor langen Jahren finde
Ich Eure Muse frisch, im hellsten Jugendglanz.
Das Alter geht vorbei an ihr, dem ew'gen Kinde,
Der Ruhm, der ihr sich naht, verdeckt mit einer Binde
Von Blüthen seinen Lorbeerkranz!
Seid mir gegrüßt! Zur Mutter kommen
Darf ich, das Kind, ich bring' ihr Blumen, bunt und frisch.
Daß Ihr mich einst geführt, dem Jüngling war's zum Frommen.
Als Bruder habt Ihr mich, den Fremdling, aufgenommen,
Und mich gesetzt an Euern Tisch.
Dem Kämpfer, der gesiegt, vertraute
Der Richter edler Kreis, voll Nachsicht und Geduld.
Und doch hatt' er noch nie als Ritter mit der Laute
Gelockt ein Burgfräulein, daß sie vom Söller schaute
Und lächelte dem Gast voll Huld.
Nie hatt', ein Jüngling noch, ein scheuer,
Von Feengärten er erzählt in fernen Gau'n,
Von Paladinen und von Troubadours, beim Feuer
Am Abend nie besang er Liebesabenteuer
Im Kreise schöner, heitrer Frau'n.
Von Liebesglück und süßen Scherzen
Laßt Andre singen! Mir lacht nicht die Frühlingsflur.
Dem Leid entquillt mein Lied, ich bin ein Sohn der Schmerzen,
Ich duld' und tröste, stets nur mit gebrochnen Herzen,
Ach, mit den Todten leb' ich nur.