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Diese Kunst, von deren Existenz man noch vor wenigen Jahrzehnten keine Ahnung hatte, hat also nicht nur eine reiche Blüte, sondern auch einen sehr langen und wechselvollen Entwicklungsgang gehabt: Er entspricht etwa der Geschichte der deutschen Kunst von der Urzeit und der frühmittelalterlichen Tierornamentik bis zum Symbolismus des Fin de siècle und den Richtungen der Nachkriegszeit. Ein interessantes Kapitel 559 wäre die Aufhellung der Beziehungen zwischen Ägypten und Kreta; man ist aber da nur auf Vermutungen angewiesen. Die Amarnakunst, die für die Nilkultur etwas ganz Neues bedeutet, trägt viele Züge, die so völlig unägyptisch und andrerseits so typisch kretisch sind, daß in diesem einen Punkt die Frage wohl als gelöst betrachtet werden darf. Schon allein das Motiv des »Streckgalopps«, das ganz plötzlich auftaucht und dann wieder auf Jahrtausende verschwindet, redet eine genügend deutliche Sprache. Und ist es vorstellbar, daß die Ägypter auf einmal aus Eigenem Marinemaler geworden sind? Es ist sehr wahrscheinlich, daß gegen Ende der spätminoischen Zeit der »Kretazismus« in der ganzen Mittelmeerwelt die große Mode war, ähnlich wie in Europa eine Zeitlang der Japonismus.