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Einer der wärmsten Gönner des Ägyptertums war der 156 Kaiser Hadrian, der, während seiner Regierung fast immer unterwegs, im Jahr 130 auch das Nilland bereiste. Er gelangte wahrscheinlich bis Theben, jedenfalls bis Koptos unterhalb Theben, das der Stapelplatz für den Handel mit Arabien und Indien war. Auch damals noch müssen sich die ägyptischen Kulturreste in einem wesentlich frischeren und kompletteren Zustand befunden haben als heutzutage. So waren zum Beispiel die Pyramiden, von denen heute bloß der in Stufen ansteigende Kern steht, noch mit je vier riesigen leuchtend polierten Platten bekleidet, die über und über mit Hieroglyphen bedeckt waren; ein arabischer Schriftsteller des dreizehnten Jahrhunderts, der sie noch gesehen hat, sagt, die Texte der beiden großen Pyramiden würden abgeschrieben mehr als zehntausend Seiten füllen. Ja der Verfasser einer Abhandlung über die sieben Weltwunder, namens Philo, berichtete sogar, dieser Mantel habe aus allerlei Steinarten bestanden, die verschiedenfarbige Streifen bildeten: weiße, hellrote, dunkelrote, schwarze, grüne. Ferner liegt, da sämtliche Pyramiden an ihrem oberen Ende abgestumpft sind, die Vermutung nahe, daß sie ursprünglich von einer vergoldeten Spitze gekrönt waren, die funkelnd in den azurnen Himmel ragte: von den Obelisken ist dies ja längst bekannt. Dies (und die Farbenfreudigkeit der Ägypter läßt es nicht unwahrscheinlich erscheinen) würde unsere Vorstellung von den Pyramiden vollständig umwerfen: heute stehen sie da als aschgraue verwitterte Mumien, und einstmals waren sie ein jubelnder, schillernder Gruß an die goldene Sonne! Zur Zeit Hadrians sang auch noch allmorgendlich beim ersten Strahl der Sonne die Memnonsäule, der umgestürzte Koloß Amenemhets des Dritten; aber zwei Menschenalter später ließ sie der Kaiser Septimius Severus restaurieren, und seit diesem Eingriff der vorwitzigen Menschenhand ist die Säule verstummt. In Ägypten widerfuhr Hadrian der größte Schmerz seines Lebens: sein Liebling Antinous ertrank im Nil; nach einer anderen Version soll er 157 sich zum Wohl des geliebten Kaisers den Göttern geopfert haben. Dieser trauerte um den schönen Jüngling mehr als Achill um Patroklos und umgab sein Andenken mit noch reicheren Ehren als Alexander den frühen Tod des Hephästion: er gründete in Oberägypten die Stadt Antinoupolis, weihte ihm eine Fülle von Gemmen und Münzen, Statuen und Tempeln und erhob ihn zum Gott; und noch heute kündet ein Sternbild in der Milchstraße seinen Namen.