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Zum Schluß wollen wir nicht unerwähnt lassen, daß die Tatsache Atlantis sich auch in Hörbigers »Glazialkosmogonie« vortrefflich einfügt. Der Untertitel des Werkes, das 1913 zum erstenmal erschien, lautet: »Eine neue Entwicklungsgeschichte des Weltalls und des Sonnensystems auf Grund der Erkenntnis des Widerstreites eines kosmischen Neptunismus mit einem ebenso universellen Plutonismus.« Nach Hörbiger teilen sich also Pluto und Neptun in die Weltherrschaft, indem Feuer und Wasser, Glut und Eis am Werdegang des Kosmos in gleichem Maße beteiligt sind. Er nimmt an, daß der Weltraum nicht leer ist, sondern von Wasserstoffgas in höchster Verdünnung erfüllt wird: Hier berührt er sich mit Rutherford, der auf einem analogen Gebiete, der Wissenschaft von der »Astronomie des Atoms«, die Hypothese vertritt, daß alle Atome aus Elektronen und Wasserstoffkernen aufgebaut seien, und dem es auch in der Tat gelang, von Stickstoffatomen Wasserstoffkerne, sogenannte H-Strahlen, abzusprengen. So fein die Verteilung des Wasserstoffs auch ist, so übt er doch auf die Körper, die den Weltraum durcheilen, einen Widerstand aus, der, obschon unendlich klein, im Laufe ungeheurer Zeiträume sich summiert und bei den Planeten und Monden unseres Sonnenreiches eine Bahnschrumpfung bewirkt; infolgedessen muß irgendwann einmal jeder Mond in seinen Planeten, jeder Planet in die Sonne stürzen. Alle Monde waren ursprünglich Planeten, die selbständige Bahnen um die Sonne beschrieben, allmählich aber in das Anziehungsfeld ihrer größeren Nachbarn gerieten und schließlich von diesen »eingefangen« wurden. Die Erde besitze nur einen solchen Mond, Saturn aber deren zehn; außerdem muß es einmal zwischen Saturn und Uranus einen sehr umfangreichen Planeten gegeben haben, den »Intra-Uranus«, den sich Saturn zum Großmond einfing: als dieser infolge der immer größeren Annäherung sich auflöste, wurde er zum Saturnring. Unser Mond war einmal der Planet »Luna«, wird einmal zum Ring werden und schließlich in die Erde stürzen. Schon heute zeigt er, da er sich immer mehr an die Erde heranschraubt und dadurch seinen Schwerpunkt verschiebt, eine schwache Annäherung an die Eiform; auch hat man bei der Beobachtung von Mondfinsternissen festgestellt, daß sich seine Geschwindigkeit 71 im Jahr um etwa zwölf Bogensekunden vermehrt. Er hatte eine ganze Reihe von Vorgängern: seit der Kambriumzeit sollen es allein deren fünf gewesen sein, und der nächste und letzte Mond der Erde wird der Mars sein.
Wir haben also den Zyklus: Mondeinfang, Mondeinsturz, mondlose Zeit. Jedesmal, wenn ein Mond entweder zum Trabanten gemacht oder niedergeholt wird, ereignen sich gewaltige geologische Katastrophen; die mondlosen Zeitalter aber sind die »paradiesischen«, die »goldenen«: ewiger Frühling, erfrischtes und verjüngtes Aufatmen der Natur wie nach einem Riesengewitter. Der Einsturz des »Tertiärmondes«, der der letzte Vorgänger des unserigen war, bedeutete die Geburt der Atlantis. Durch das Verschwinden des Mondes wurde der Flutgürtel, den der Trabant längs des Äquators aufgestaut hatte, seiner Stütze beraubt, strömte mit ungeheurer Gewalt nach den beiden Polen ab, wogte mit halber Kraft wieder zurück und wiederholte dies so lange, bis ein Gleichgewichtszustand eintrat. Dadurch wurden große Gebiete nördlich und südlich des Äquators trockengelegt: im Westen Südamerikas das Osterinselreich, im Osten Südafrikas Lemurien und im Atlantischen Ozean die »Schwelle« zwischen Amerika und der Alten Welt: die langgestreckte Rieseninsel Atlantis, deren Geschichte also in eine mondlose Zeit fällt. Der Einfang unsres gegenwärtigen Mondes brachte ihr den Untergang. Dies ereignete sich, mit der astronomischen Uhr gemessen, erst gestern: etwa vor vierzehn Jahrtausenden. Der neue Satellit geriet unter die Anziehungskraft der Erde, aber auch die Erde unter die seinige: wie beim Vormond türmte sich ein Flutberg um den Äquator, die Landmassen, die bei der letzten Weltwende emporgetaucht waren, versanken. Diese Katastrophe liegt so kurz zurück, daß die Erinnerung daran in der ganzen Menschheit aufbewahrt geblieben ist: die Sintflutsagen reichen von Babylon bis Peru. In Amerika wissen die Eskimos so gut davon zu erzählen wie die 72 Bewohner des südlichen Kontinents. Sie alle berichten von der Zeit des »großen Wassers«, wo ihre Vorfahren in Gebieten, die jetzt mehr als zweitausend Meter über dem Meeresspiegel liegen, mit dem Kanoe gefahren seien. Dies war die Gürtelhochflut; und in der Tat beherbergt der Titicacasee, der noch weit über tausend Meter höher liegt, noch heute Meeresfauna. In einer altmexikanischen Urkunde heißt es: »Der Himmel senkte sich zum Wasser und an einem Tag ging alles zugrunde; alles, was Fleisch war, vernichtete jener Tag.« Das deckt sich fast wörtlich mit dem Bericht Platos. Aber das Gedächtnis der Sage, das viel zäher ist als das historische, geht noch weiter zurück. Der griechische Mythus weiß von »Proselenen«, Vormondmenschen, und in Kolumbien sagen die Märchen, wenn sie eine sehr alte Zeit bezeichnen wollen: »als noch kein Mond da war«.