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Mit Amose beginnt die achtzehnte Dynastie und das Neue Reich, eine im wahrsten Sinne des Wortes neue Zeit. Seine Nachfolger waren der erste Amenhotep oder, wie man ihn jetzt lieber nennt, Amenophis (dies ist die griechische Form für Amon-hotep, »Amon ist zufrieden«) und der erste Thutmosis. Ihre Regierungszeiten umspannten zusammen die Jahre von 1557 bis 1501 (diese Zahlen sind astronomisch festgelegt, über die meisten übrigen herrscht keine Einstimmigkeit). Amenophis eroberte Unternubien zurück und trug seine Waffen durch ganz Syrien; sein Reich reichte vom zweiten Katarakt bis zum Euphrat, doch war die nördliche Grenze nicht so gesichert wie die südliche. Während er als legitimer Sohn Amoses auf den Thron gelangt war, verdankte Thutmosis die Krone seiner Heirat mit einer Prinzessin, die ebenfalls Amose hieß. Diesem gelang es, bis Napata am vierten Katarakt vorzudringen und die ägyptische Herrschaft dort so zu befestigen, daß 340 sie sich die ganze Zeit des Neuen Reichs hindurch erhalten hat. Um Syrien aber wogte der Kampf stets unentschieden hin und her. Dieses Land gehört vermöge seiner Lage zu den »blutgetränkten Böden« der Erde; es hat im Altertum dieselbe Rolle gespielt wie im Mittelalter die Lombardei, in der Neuzeit Belgien und die untere Donau. Auf Puffergebieten, seien sie durch noch so viele Verträge umhegt, liegt der Fluch, daß sie nie zur Ruhe kommen.
Von 1501 bis 1480 sind die Thronverhältnisse sehr kompliziert. Nachdem Thutmosis der Erste etwa dreißig Jahre lang regiert hatte, starb seine Gattin Amose, von der er nur ein einziges Kind besaß, die Prinzessin Hatschepsut. Die Legitimistenpartei erklärte das Thronrecht des Königs für erloschen und wollte es nur der Hatschepsut zuerkennen, während sie es den beiden Söhnen, die er von anderen Königinnen hatte, dem (späteren) Thutmosis dem Zweiten und Dritten, absprach. In diesen Wirren gelang es dem letzteren, durch die Heirat mit der ebenso schönen wie bedeutenden Hatschepsut das Szepter an sich zu reißen. Obgleich er versuchte, seine Gattin von der Regierung auszuschalten, nötigten ihn die Legitimisten, sie als Mitregentin und sogar als eigentliche Herrscherin anzuerkennen. Nun aber trat als dritter Anwärter Thutmosis der Zweite aus dem Hintergrund, verband sich mit dem entthronten alten Thutmosis und setzte sich die Krone auf. Vater und Sohn tilgten den Namen der Hatschepsut aus allen Inschriften, Votivtafeln und Bildsäulen. Aufstände in Nubien und Palästina waren die Antwort auf diese dynastischen Verwicklungen. Als die Rebellen glücklich niedergeschlagen waren, starb Thutmosis der Erste, der schon sehr alt war, und dies erschütterte die Stellung Thutmosis des Zweiten, der außerdem kränkelte, so sehr, daß er seinen abgesetzten Bruder wieder aus dem Dunkel zog und zu seinem Mitregenten machte. Einige Jahre darauf erlag er seiner Krankheit und Thutmosis der Dritte wurde 341 Alleinherrscher; aber nur scheinbar. Denn die Legitimisten setzten es zum zweitenmal durch, daß seine Gattin Hatschepsut, die ja tatsächlich allein rechtmäßig und zudem eine sehr energische Persönlichkeit war, die Zügel ergriff. Die beiden zählten ihre Regierung von der ersten Thronbesteigung Thutmosis' des Dritten, dem Jahre 1501, als hätte es dazwischen nie eine Wiedereinsetzung Thutmosis' des Ersten und ein Königtum Thutmosis' des Zweiten gegeben, ja Hatschepsut ignorierte sogar Thutmosis den Dritten und nannte sich selber Pharao. Es spricht für die ägyptische Humanität, daß inmitten dieser erbitterten Machtkämpfe kein einziger Prätendent eines unnatürlichen Todes gestorben ist.