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Wie Dornröschens Schloß durch Schlafzauber gebannt, badet Whitehall in der sanften Milchflut des Mondes. Durch die erdunkelten Säle und Kammern geistern Puck und sein stilles Volk. Die Fliegen an der Wand und die Menschen schlummern. Nur die schottische Garde in der Vorhalle vertreibt sich die Zeit mit Primivist, Noddy, Post and Pair oder anderen Kartenspielen.

Frances fragt und erhält zur Antwort, Lady Arbella sei noch nicht zurückgekehrt. Ein verschlafener Schotte will ihr und dem Prinzen vorausleuchten. Den Leuchter mit der brennenden Kerze nimmt Hal ihm aus der Hand, dankt ihm und lehnt seine Begleitung ab.

Allein durchhasten Hal und Lady Essex die ausgestorbenen Säle und gelangen durch die Privy-Gallery und die Stone-table Chamber in einen Korridor. Vor Arbella's Zimmer machen sie halt. Da die Wachtsoldaten sich geirrt haben könnten, öffnet, um sich zu vergewissern, Lady Essex die Tür und leuchtet in das Gemach. Nein, Arbella ist noch nicht zurück: das Bett ist unberührt, das Zimmer ist leer.

Eine Bank steht im Korridor. Hal schiebt sie heran. Der Tür gegenüber setzt er sich hin. Ungebeten setzt sich Lady Essex an seine Seite.

»Geh schlafen, Frances. Laß mich allein.«

»Du dauerst mich, Mäuschen ... Die Wahrheit zu bekennen: ich finde ja auch, daß es ein Bubenstück ist.«

»Ein Bübinnenstück, Frances!«

»Sei nicht so unwirsch. Warum beleidigst du meine Mutter?«

»Dich meinte ich, Frances!«

»Du solltest mich bedauern, Hal ... Dreizehn Jahre alt, wurde ich dir ins Bett gelegt. Mein Onkel, der Kuppler, hat uns beide auf dem Gewissen ... Du selbst warst kaum mehr als ein Kind ... Damals im Kloster, als du mich von dir stießest, sagtest du, ich sei ein armes Ding ... Wohl wahr. Ich bin deine Katze, Mäuschen. Ich bin eine kleine Bestie. Was kann ich dafür?«

»Unsere Todsünde war die Bestie, Frances!«

»Nein, ich. Beschönige es nicht – das will ich nicht! Ich habe dir eine Scheußlichkeit angetan – und ich kann es nicht bereuen. Mehr als eine Scheußlichkeit tat ich dir an: Bist du noch ein Prinz? ... Bist du noch ein Bräutigam? ... Aber mein bist du wieder, mein, ganz mein! ... Du glaubst ja nicht, du goldiger Junge, wie süß mir deine Küsse waren und wie süß mir jetzt deine salzigen Tränen sind!«


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