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Das Ereignis des zweiten Festtages war, daß der spanische Gesandte Don Fernando Gyrone sich zur Aufführung der »Königinnen-Maske« einfand und sich überaus herzlich mit Hal begrüßte. Das wurde beinahe mehr beachtet und kommentiert als die an diesem Tage öffentlich bekanntgegebene Verlobung der Prinzessin Elisabeth mit dem Pfalzgrafen, – die ja längst kein Geheimnis mehr war.
Das Theaterspiel übertraf alle Erwartungen.
Von zwei zottigen Sklaven des Meergottes herangeführt, traten Prinz Charles und die zehn halbwüchsigen kleinen Ladies vor die Rampe. Einen Elfenring bildend, nahmen die kindlichen Balletteusen den Knaben in ihre Mitte, lockten ihn, haschten ihn, zierlich, wie sich das für Elfen gehört. Zum Schluß überreichte Prinz Charles dem Herrn der Inseln Meliades einen mit Edelsteinen geschmückten Degen.
Die gefeiertesten Fürstinnen aller Zeiten und Völker – Zenobia, Penthesilea, Amalasuntha, die Königin des Ozeans Bellanna, die keusche Artemisia, Hypsicratea (»glory of Asia«), die Böhmin Valasca und fünf andere noch – wetteiferten an Liebreiz und Tugendhaftigkeit in der »Königinnen-Maske«. Wie damals für Hymen's Maskenspiel hatte auch diesmal der geniale Architekt Inigo Jones die Kostüme entworfen, die Farben gewählt, die Szenerie gemalt. Nach seinen Angaben war ein hohes Holzgestell gezimmert worden, eine drehbare Theatermaschine mit Treppen und einander übergipfelnden Thronen, die die Königinnen erstiegen, um sich zu einer Pyramide zu gruppieren. Wer aber verdiente es, die Spitze der Pyramide zu sein? Blumenhafte Gesichter und Gestalten sah man unter den zwölf Königinnen, unbestrittene Schönheiten wie Viscountess Haddington, wie Prinzessin Elisabeth, wie Lady Essex; und dennoch – nicht nur Hal empfand das –: die Königin der Königinnen war Arbella. Ihr hätte ein unabhängiger Minnehof die Palme gereicht. Der Dichter aber war ein Schmeichler und ließ seine Geschöpfe diejenige auserwählen, der er den Namen Bellanna gegeben hatte. Und so klomm denn die dicke Königin – Belle Anna – zum Gipfel der Frauenpyramide hinauf.
Mehrmals während der Schaustellung suchte Hal den Blick Arbella's zu erhaschen. Beharrlich wichen ihre Augen den seinen aus. Er konnte sich's nicht erklären. Für Laune hielt er es, für Koketterie, und grollte ihr.
Und was mochte es wohl heißen, daß Lady Essex von der Pyramide herabblickend ihn nicht aus den Augen ließ, ihn anlächelte? ja, – wie ihm schien – spöttisch, schadenfroh ihn anlächelte? ...