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Thomas Maltravers, Earl of Arundel and Surrey, war eine der absonderlichsten Gestalten seines Zeitalters. Die Welt dankt ihm den »Codex Arundel«, die unschätzbare Sammlung der Leonardo-Dokumente. Mit Recht hatte Althea Lady Rutland in ihrem Brief an ihre Freundin Elinor ihn als einen gotischen Menschen bezeichnet. Er war der letzte Ritter Englands, – nicht etwa wie Harbert of Chirbury eine Karikatur Don Quichotes –, er hätte zur Zeit von Richard Löwenherz sich für das Heilige Grab verblutet, er wäre an der Tafelrunde des Königs Artus ein Gralssucher gewesen. Im Stuart-England gab es nun aber kein Betätigungsfeld für einen Coeur de Lion. So zog er denn in die Ferne und wurde ein Schönheitssucher. Wie im Märchen ein weißer Hirsch den Jäger tiefer und tiefer in den Wald hineinlockt, so lockte ihn der weiße Marmor immer weiter fort – bis nach Griechenland, bis nach Kleinasien, Kreta und Cypern. Die Ausbeute seiner letzten Mittelmeerreise, in hundert Kisten verpackt, hatte erst vor kaum einem halben Jahr die Kunstsammlungen seines Landsitzes Wardour Castle vermehrt; und jetzt, unmittelbar nach den Meliades-Festen, trat er eine neue Reise an, die ihn nach Italien, Sizilien und Lykien führen sollte.
Sein Vater, von der Maiden Queen eingekerkert, aller Güter und des Earltitels beraubt, war elend im Tower umgekommen. Bloß den Namen Maltravers hatte das damals achtjährige Kind behalten dürfen. Ohne die Unterstützung Suffolk's und Northampton's, seiner beiden Oheime, hätte der gänzlich Verarmte sich seine hervorragende klassische Bildung nicht aneignen können. Heller wurde erst sein Stern, als James mit Hilfe Northampton's den Thron Elisabeths erbte, und Suffolk die glühenden Augen des Guy Fawkes auf den sechsunddreißig Pulvertonnen entdeckte: die zwei zur höchsten Königsgunst gelangten Howards erwirkten ihrem Neffen Restituierung des Vermögens, der Liegenschaften sowie des Namens Earl of Arundel.
Nicht Dankbarkeit allein band ihn an Suffolk und Northampton; – heimlich war er wie alle Howards ein Papist. Doch Feind aller Politik, trug er einen bloß ästhetischen Katholizismus im Herzen: die schöne Himmelskönigin mit ihren Mädchenengeln war außer Landes gezogen, viel Poesie des Alltags war mit ihr geschwunden. Das bedauerten manche der Besten. Wurde ja auch Shakespeare nachgesagt, er sei ein verkappter Katholik.