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Am folgenden Tage erteilte James seinem Liebling Zissy den Ritterschlag, kreierte ihn zum Viscount Rochester und schenkte ihm das Gut Sherborne in Dorsetshire.
Sherborne, unweit von Wardour Castle und Wilton House, den Sommerresidenzen der Arundels und Pembrokes, gelegen, stand an landschaftlichen Reizen und Ertragswert jenen Edelsitzen nicht nach. Von Königin Elisabeth war es einst Sir Walter Raleigh verliehen worden. Und Raleigh hatte, das aus Normannenzeit stammende, baufällige Stammschloß unbewohnt lassend, ein von prächtigem Park umgebenes neues Schloß, Sherborne Castle, aufgeführt. Als er dann – des Kindes Arbella wegen – zum Tode durch Henkershand verurteilt worden war, wurde ihm Sherborne genommen und doch nicht genommen. Ihn zu köpfen hatte James zehn Jahre lang den Mut nicht aufgebracht, und ebenso nicht, ihn zum Bettler zu machen. Obgleich seit der Thronbesteigung die Schatulle fast immer leer war, hatte ein Schamgefühl den königlichen Bankrotteur abgehalten, sich oder andere am »Immensi Tremor Oceani« zu bereichern. Erst seine hemmungslose Verliebtheit siegte über diese Hemmung.
Wie zur Zeit der Pest der nach Hampton Court geflüchteten Hofgesellschaft Sir Steffen Leyburne als neues Idol vorgestellt worden war, fast genau so erfolgte jetzt in Whitehall die Einführung des Viscount Rochester in seine bevorzugten Rechte.
Gefolterte Ungeduld, gemarterte Neugier der in der Great Chamber Versammelten. Ein Geflüster wie Bienensummen, während im kleinen Audienzsaal endlos der König mit dem schönen Rochester Muskatwein schlürft. Da – at last! – geht die Tür auf, James humpelt herein, gestützt auf den Arm seines Zissy. Und James strahlt. Während er zu den Earls spricht, läßt er die Augen nicht ab vom Antlitz des Freundes, zwickt ihn in die Wangen, – wahrhaftig, ja, er zwickt ihn in die Wangen und streicht sein Haar. Da drängen sie sich alle heran, wie eine Hundemeute um den Jäger, der einen Knochen zu verschenken hat. Denn wie ein Kalenderheiliger den Weg zum lieben Gott, so bahnt ja ein Günstling den Weg zur Metze Fortuna.
Stundenlang hatte der lange Elfenbeinstab des Oberzeremonienmeisters Sir Lewis Lukenor sich erhoben und wieder gesenkt, Gratulanten sei es fernhaltend, sei es heranlassend. Unter diesen war auch Overbury gewesen. Aber mehr vorzubringen als einen Glückwunsch, – zu sagen, was ihm auf der Seele brannte, hatte er im Menschengedränge nicht vermocht. Erst nach dem Mittagsmahl, als der König Siesta hielt, fand Overbury Gelegenheit, für einen Augenblick Rochester zu sprechen. Er mußte ihn dem Bischof von London geradezu entreißen.
Schweißgebadet und strahlend fiel Rochester seinem Schulkameraden um den Hals:
»Ich bin der Glücklichste der Sterblichen, Thomas!«