Julie de Lespinasse
Die Liebesbriefe der Julie de Lespinasse
Julie de Lespinasse

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193.

Freitags. [Februar 1776.]

Ach was. Sie irren sich! Ich fehle Ihnen nicht. Aber gleichwohl, da Sie es wollen, so werde ich Sie erwarten und den Abend mit Ihnen verbringen. Offengestanden heißt das: Ihnen meine Ruhe opfern! Das tut mir leid, weil es zu Ihrem Vergnügen doch nichts beiträgt. Es gibt zwei Dinge in der Welt, die kein Mittelmaß vertragen! Ich verabscheue die Mittelstraße, ich bin nicht dafür geschaffen, und Sie führen mich auf sie! Ach, warum habe ich Sie kennen gelernt! Ich hätte die Reue nie gespürt und existierte längst nicht mehr. Was haben Sie in mein Leben hineingebracht?

Ich will Ihnen keine Vorwürfe machen, denn ich weiß ja genau, Sie haben das nicht in sich, was das Glück einer sehnsüchtigen Seele ausmacht. Ich will Ihnen nur das tiefe Bedauern ausdrücken, das mir mein schrecklicher Fehlgriff bereitet.

Bringen Sie mir den Brief der Frau von Boufflers und die von mir zurück!

Herr von Vaines wird heute abend nicht kommen; er war gestern bis elf Uhr bei mir. Er hat mich gebeten, Sie an den Montag zu erinnern, da er nicht weiß, wo Sie wohnen.

Besten Gruß! Also auf Wiedersehen heute abend, aber kommen Sie nicht allzuspät! Das wäre sehr liebenswürdig von Ihnen.


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