Julie de Lespinasse
Die Liebesbriefe der Julie de Lespinasse
Julie de Lespinasse

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98.

Donnerstags mittags.

Wie dumm ist das! Wie unedel! Ach, mein Gott, Ihre Worte waren gemein, recht gemein! »Er ist zu groß. Sie werden ihn verlieren. Wollen Sie ihn bezahlen?« Ach, pfui! Schweigen Sie! Sie müssen sich zu Tode schämen. Aber damit Sie nicht erfrieren, wenn Sie zu Tisch gehen, sende ich ihn eiligst zurück. Hüten Sie sich, ihn nicht anzunehmen! Verwickeln Sie meinen Diener nicht in unseren Streit!

Lieber Freund, da Sie mir nicht gesagt haben: »Ich hoffe Sie zu sehen,« gebe ich mir Mühe, sehnsuchtslos zu sein, und ich sage mir: Ich werde ihn nicht zu sehen bekommen. Sie haben mehr zu tun als ein Schutzengel, denn Sie wachen über das Glück von zwei Menschen. Zunächst muß Frau von M[ontsauge] zufriedengestellt werden. Dann komme ich, aber nicht gleich. Das ist selbstverständlich. Ich könnte wohl sagen: »Ich begnüge mich mit den Brocken, die von meines Herrn Tische falle,« aber diese biblische Weisheit klingt mir zu dürftig. Damit kann sich höchstens ein blöder Christ bescheiden. Ich, die ich nicht auf den Himmel rechne, ich will mich hienieden auf keinen Fall von Brocken ernähren, die von jemandes Tische fallen.

Guten Tag! Wenn Sie mich besuchen, werde ich mich sehr freuen.


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