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Dienstags, vier Uhr morgens. [Januar 1775.].
Mein lieber Freund, wollen Sie Neues von mir wissen? Ich leide, ich kann nicht schlafen, ich habe Fieber. Ich glühe, in meinem Kopfe rast es. Was für eine Bürde ist mir das Leben in diesem Zustande! Wie qualvoll ist's! Lieber Freund, ich weiß nicht, welcher Dämon mir gerade in meiner Verzweiflung immer wieder das Bild Moras vor Augen führt! Ich möchte von Ihnen träumen, aber ein dunkler Drang reißt mich zu ihm hin. Mein Gott, warum haben Sie mir zu leben befohlen? Warum werfen Sie mir immer wieder Brocken süßer Liebe vor? Warum halten Sie mich? Warum soll ich am Scheidewege zwischen Leben und Tod stehen bleiben? Ach, lassen Sie mich ganz sterben oder machen Sie meine Seele so überreich, daß ich die gräßliche Leere nicht mehr spüre, die Moras Verlust darin verursacht hat!
Mein lieber Freund, ich sollte Ihnen nicht mein ganzes Leid zeigen. Können Sie denn Mitleid mit mir haben? Ja, Sie haben es, weil Sie gut und feinfühlig sind. Sie bedauern mich, weil Sie wohl wissen, daß ich Sie liebe und daß ich nur ob dieses Gefühls noch am Leben hänge.
Mein lieber Freund, wenn ich Sie heute nicht zu sehen bekomme, werde ich ganz unglücklich sein. Körperliche Leiden sind darum so schlimm, weil sie die Seele schwach machen; sie vermehren die Sehnsucht nach dem Geliebten, – und doch wäre ich untröstlich, Ihnen auch nur eine Minute die Freiheit genommen oder Sie um die bloße Hoffnung auf ein Vergnügen gebracht zu haben! Tun Sie sich also keinen Zwang an, mein Lieber, bringen Sie nicht etwa gar ein Opfer. Ich werde Sie bei mir sehen, wenn Sie können, und Ihrer immer in Sehnsucht harren.
Leben Sie wohl!