Julie de Lespinasse
Die Liebesbriefe der Julie de Lespinasse
Julie de Lespinasse

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107.

Dienstags, elf Uhr. [1775.]

Das hatte ich nicht erwartet! Noch ist im Grunde meines Herzens der schmerzliche Eindruck jener grausamen Worte nicht verwischt: »Wir können uns nicht lieben!«, auf die ich Ihnen zur Antwort gegeben habe: »Dann kann ich nicht leben!«

Mein lieber Freund, ich bin nicht imstande. Ihnen zu sagen, was ich alles leide, was ich alles fühle. Es erscheint mir unmöglich, all dem nicht zu unterliegen. Mein Körper ist erschöpft, und mich dünkt, er hat gerade noch die Kraft, in den Tod zu gehen.

Jetzt, am Abend fühle ich mich wohler. Ich war drei Stunden im Bad. Hinterher war ich wie abgestorben. Die beständigen Brustschmerzen lassen aber nicht nach.

Gute Nacht. Ihre Sorgen, Ihre Unruhe reden mir – entgegen Ihren Worten – ein: Wir können uns lieben!

Auf morgen! Ich warte schon auf Sie.


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