Julie de Lespinasse
Die Liebesbriefe der Julie de Lespinasse
Julie de Lespinasse

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42.

Donnerstags.

Das wäre sehr nett, sehr liebenswürdig, wenn es bedeutete, daß ich Sie zu sehen bekomme. Aber mein Zweifel daran zerstört die Zärtlichkeit, die ich Ihren Worten am liebsten entnehmen möchte. Sie verwirren mir das Leben, Sie bringen es zuwege, daß ich im Laufe eines einzigen Tages die konträrsten Stimmungen durchmache. Die leidenschaftlichste Wallung übermannt mich, und gleichzeitig entnüchtert mich der eiskalte Gedanke: meine Gefühle finden in Ihnen doch keinen Widerhall! Diese Reflexion läßt mich vor mir selber schaudern, und um wieder ein wenig Frieden zu finden, verliere ich mich in grausamen Erinnerungen an Verlorenes. Wenig später sickert ein sanfteres Gefühl in mein Herz, und ich bin wieder fähig zu Träumereien von Glück und genossener Liebe. Alle diese Bilder, die mich Ihnen entfremden sollten, führen mich blitzschnell wieder zu Ihnen. Ich fühle, daß ich Sie liebe, so gewaltig, daß ich nur vom Tod Frieden erhoffen kann. Ich will kein anderes Heilmittel. Jede Minute meines Daseins ist voll von Todessehnsucht.

Mein Lieber, Sie haben Balsam in die kleine Wunde geträufelt, die ich mir gestern abend geschlagen habe, indem Sie es sofort merkten. Das war ein Beweis von d'Alemberts Ausspruch: Unter Umständen ist der Schmerz kein Schmerz!

Guten Morgen, mein Freund! Sie sind der Quell meiner Trübsal, meines Schweigens, meines Unglücks, kurzum Sie sind's, der meine Seele belebt, und ihr gehorche ich. Ich wage Ihnen nicht zu sagen, wie maßlos ich Sie liebe.


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