W. A. Mozart
Mozarts Briefe
W. A. Mozart

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[Wien, 8. Oktober 1791.]

Samstags nachts um halb elf Uhr.

Liebstes, bestes Weibchen!

Mit größtem Vergnügen und Freudegefühle fand ich bei Zurückkunft aus der Opera Deinen Brief. Die Opera ist, obwohl Samstags allzeit wegen Posttag ein schlechter Tag ist, mit ganz vollem Theater mit dem gewöhnlichen Beifall und Repetitionen aufgeführt worden. Morgen wird sie noch gegeben, aber Montag wird ausgesetzt; folglich muß Süßmayr den Stoll Dienstag hereinbringen, wo sie wieder zum erstenmal gegeben wird; ich sage zum erstenmal, weil sie vermutlich wieder etlichemal nacheinander gegeben wird. Itzt habe ich eben ein kostbares Stück Hasen zu Leib genommen, welches mir der Primus (welcher mein getreuer Kammerdiener ist) gebracht hat, und da mein Appetit heute etwas stark ist, so schickte ich ihn wieder fort, mir noch etwas, wenn es möglich ist, zu bringen. In dieser Zwischenzeit fahre ich also fort Dir zu schreiben. Heute früh habe ich so fleißig geschrieben, daß ich mich bis halb zwei Uhr verspätet habe, lief also in größter Eil zum Hofer (nur um nicht allein zu essen), wo ich die Mama auch antraf. Gleich nach Tisch ging ich wieder nach Hause und schrieb bis zur Operzeit. Leitgeb bat mich, ihn wieder hineinzuführen, und das tat ich auch. Morgen führe ich die Mama hinein; das Büchel hat ihr schon vorher Hofer zu lesen gegeben. Bei der Mama wirds wohl heißen, die schaut die Opera, aber nicht, die hört die Opera.

... hatten heute eine Loge, sie zeigten über alles recht sehr ihren Beifall, aber er, der Allerfeind, zeigte so sehr den Bayern, daß ich nicht bleiben konnte, oder ich hätte ihn einen Esel heißen müssen. Unglückseligerweise war ich eben drinnen, als der zweite Akt anfing, folglich bei der feierlichen Szene. Er belachte alles. Anfangs hatte ich Geduld, ihn auf einige Stellen aufmerksam machen zu wollen, allein er belachte alles; da wards mir nun zuviel, ich heiß ihn Papageno und gehe fort; ich glaube aber nicht, daß es der Dalk verstanden hat. Ich ging also in eine andere Loge, worin sich Flamm mit seiner Frau befand; da hatte ich alles Vergnügen, und da blieb ich bis zu Ende. Nun ging ich auf das Theater bei der Aria des Papageno mit dem Glockenspiel, weil ich heute so einen Trieb fühlte, es selbst zu spielen. Da machte ich nun den Spaß, wo Schikaneder einmal eine Haltung hat, so machte ich ein Arpeggio; der erschrak, schaute in die Szene und sah mich; als es das zweitemal kam, machte ich es nicht; nun hielt er und wollte gar nicht mehr weiter, ich erriet seine Gedanken und machte wieder einen Akkord, dann schlug er auf das Glockenspiel und sagte »Halts Maul«; alles lachte dann. Ich glaube, daß viele durch diesen Spaß das erstemal erfuhren, daß er das Instrument nicht selbst schlägt. Übrigens kannst Du nicht glauben, wie charmant man die Musik ausnimmt in einer Loge, die nahe am Orchester ist, viel besser als auf der Galerie. Sobald Du zurückkömmst, mußt Du es versuchen...

Die Stunde schlägt. Lebewohl! Wir sehen uns wieder!


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