W. A. Mozart
Mozarts Briefe
W. A. Mozart

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Mannheim, 20. Dezember 1777.

Ich wünsche Ihnen, allerliebster Papa, ein recht glückseliges neues Jahr, und daß Dero mir so werte Gesundheit täglich mehr zunimmt, und das zum Nutzen und zur Freude Ihrer Frau und Ihrer Kinder, zum Vergnügen Ihrer wahren Freunde und zum Trotz und Verdruß Ihrer Feinde! Ich bitte Sie, mich das kommende Jahr auch so väterlich zu lieben, wie Sie bisher getan haben! Ich meinerseits werde mich bemühen und befleißen, die Liebe eines so fürtrefflichen Vaters immer mehr zu verdienen. Ich war mit Ihrem letzten Schreiben, nämlich vom 15. Dezember, recht herzlich zufrieden, weil ich daraus vernommen habe, daß Sie sich, Gott Lob und Dank, recht gut befinden. Wir sind beide auch mit der Hülf Gottes ganz wohlauf. Mir kann es ja gar nicht fehlen; dann ich mach gewiß Kommotion genug. Ich schreibe itzt dieses um elf Uhr nachts, weil ich sonst keine Zeit habe. Vor acht Uhr können wir nicht aufstehen; dann in unserm Zimmer (weil es zu ebner Erd ist) wird es erst um halb neun Uhr Tag. Dann ziehe ich mich geschwind an. Um zehn Uhr setze ich mich zum Komponieren bis zwölf Uhr oder halb ein Uhr. Dann gehe ich zum Wendling, dort schreibe ich noch ein wenig bis halb zwei Uhr, dann gehen wir zu Tisch. Unterdessen wird es drei Uhr; da muß ich in Mainzischen Hof (Wirtshaus) zu einem holländischen Offizier, um ihm in Galanterie und Generalbaß Lektion zu geben, wofür ich, wenn ich nicht irre, vier Dukaten für zwölf Lektionen habe. Um vier Uhr muß ich nach Haus, um die Tochter zu instruieren: da fangen wir vor halb fünf Uhr niemal an, weil man auf die Lichter wartet. Um sechs Uhr gehe ich zum Cannabich und lehre die Mademoiselle Rose. Dort bleibe ich beim Nachtessen, dann wird diskuriert oder bisweilen gespielt; da ziehe ich aber allzeit ein Buch aus meiner Tasche und lese, wie ich es zu Salzburg zu machen pflegte.

Ich habe geschrieben, daß mir Ihr letzter Brief viel Freude gemacht hat; das ist wahr! Nur eines hat mich ein wenig verdrossen, die Frage, ob ich nicht das Beichten etwa vergessen habe. Ich habe aber nichts dawider einzuwenden. Nur eine Bitte erlauben Sie mir, und diese ist: nicht gar so schlecht von mir zu denken! Ich bin gern lustig, aber seien Sie versichert, daß ich trotz einem jeden ernsthaft sein kann. Ich habe, seit ich von Salzburg weg bin (und auch in Salzburg selbst), Leute angetroffen, wo ich mich geschämt hätte, so zu reden und zu handeln, obwohlen sie zehn, zwanzig und dreißig Jahr älter waren als ich! Ich bitte Sie also nochmal und recht untertänig, eine bessere Meinung von mir zu haben. ...

Meine liebste Sallerl, mein Schatzerl!
Meine liebste Nannerl, mein Schwesterl!

Ich tu mich halt bedanken für Deinen Glückwunsch, Engel,
Und hier hast ein von Mozart, von dem grobeinzign Bengel.
Ich wünsch Dir Glück und Freude, wenns doch die Sachen gibt,
Und hoff, Du wirst mich lieben, wie Dich der Woferl liebt.
Ich kann Dir wahrlich sagen, daß er Dich tut verehren,
Er luf Dir ja ins Foier, wanns Dus tatst a begehren.
Ich mein, ich muß so schreiben, wie er zu reden pflegt.
Mir ist so frisch vor Augen die Liebe, die er hegt
Für seine joli Sallerl und seine Schwester Nanzerl!
Ach, kommt gschwind her, ihr Lieben! wir machen gschwind ein Tanzerl.
Es sollen leben alle, der Papa und d' Mama,
Die Schwester und der Bruder, heisasa hupsasa!
Und auch d' Mätreß vom Woferl und auch der Woferl selbst
Und das so lange, lange – so lang als er noch krelbst.
So lang als er noch pruntzen und wacker scheißen kann.
So lang bleibt er und d' Sallerl und 's Schwesterl a voran.
Ein saubers Gsindel – auweh! ich muß gschwind nach Schlaraffen,
Und das itzt gleich um zwölf Uhr; dann dort tut man schon schlafen.


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