W. A. Mozart
Mozarts Briefe
W. A. Mozart

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München, 22. November 1780.

... Hier folgt endlich die schon so lang versprochene Aria für Herrn Schikaneder. Die ersten acht Täge konnte ich sie wegen meiner andern Geschäfte, weswegen ich hier bin, nicht ganz zustand bringen, und letzthin war eben Le Grand, der Ballettmeister, ein grausamer Schwätzer und Seccatore, bei mir und machte mich durch sein Geplauder den Postwagen versäumen. Ich hoffe, meine Schwester wird nun wieder ganz gesund sein. Ich habe dermalen einen Katarrh, welcher bei dieser Witterung hier sehr in Mode ist; ich glaube und hoffe aber, er wird sich bald flüchten, dann die zwei leichten Kürassierregimenter Rotz und Schleim gehen so immer nach und nach weg. In Ihrem letzten Brief steht alle Augenblick: O ihr armen Augen! blind will ich mich nicht schreiben. Nachts um einhalbacht Uhr und ohne Augengläser! Aber warum schreiben Sie denn nachts? und warum ohne Augengläser? das begreife ich nicht.

Mit Graf Seeau habe ich noch nicht sprechen können, werde aber heute mit ihm reden und gleich mit der nächsten Post Nachricht geben. Itzt wird wohl alles gewiß so bleiben, wie es ist. Herr Raaff besuchte mich gestern vormittag, und da richtete ich ihm Ihr beiderseitiges Kompliment aus, welches ihn ungemein erfreute. Das ist doch ein würdiger und grundehrlicher Mann! Vorgestern hat der dal Prato in der Akademie gesungen, daß es eine Schande war. Ich will wetten, daß der Mensch nicht einmal die Proben, viel weniger die Opera aushält; der ganze Kerl ist inwendig nicht gesund. Herein! Herr Panzacchi. Er hat mir schon dreimal Visite gemacht, hat mich itzt eben auf Sonntag zum Speisen eingeladen. Hoffentlich wird es mir nicht gehen, wie uns beiden mit dem Kaffee. Er fragt sich untertänigst an, ob er nicht anstatt se la sà: se co là singen dürfte, oder etwa gar ut re mi fa sol là?

Mir ist schon recht, wenn Sie mir allemal recht viel schreiben, aber nur nicht bei der Nacht, viel weniger ohne Augengläser. Mir müssen Sie aber verzeihen, wenn ich nicht viel schreibe: jede Minute ist mir kostbar, ich kann ohnehin nur abends das meiste schreiben, weil es spät Tag wird; ankleiden muß man sich auch, und der Kaufmannsdiener beim Weiser führt einem auch bisweilen jemand auf den Nacken. Wenn der Kastrat kömmt, muß ich mit ihm singen, dann er muß seine ganze Rolle wie ein Kind lernen, er hat um keinen Kreuzer Methode. Nächstens werde ich schon mehr schreiben...


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