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Kaysersheim, 18. Dezember 1778.
... Meine Reise von Mannheim bis hierher war für einen Mann, der mit leichtem Herzen von einer Stadt wegreiset, gewiß eine der angenehmsten. .. Allein für mich, dem niemals etwas schmerzlicher gefallen ist als diese Abreise, war folglich diese Reise nur halb angenehm; sie wäre mir gar nicht angenehm, ja gar ennuyant gewesen, wenn ich nicht von Jugend auf schon so sehr gewohnt wäre, Leute, Länder und Städte zu verlassen, und nicht große Hoffnung hätte, diese meine zurückgelassene gute Freunde wieder- und bald wiederzusehen. Unterdessen kann ich nicht leugnen, sondern muß Ihnen aufrichtig gestehen, daß nicht nur allein ich, sondern alle meine gute Freunde, besonders aber das Cannabichische Haus, die letzten Täge, da nun endlich der Tag meiner Abreise bestimmt war, in den bedauerungswürdigsten Umständen waren. Wir glaubten, es seie nicht möglich, daß wir scheiden sollten. Ich ging erst morgens um halb neun Uhr ab, und Madame Cannabich stund doch nicht auf, sie wollte und konnte nicht Abschied nehmen, ich wollte ihr auch das Herz nicht schwer machen, reiste also ab, ohne mich bei ihr sehen zu lassen. Allerliebster Vater, ich versichere Sie, daß dies vielleicht eine meiner besten und wahrsten Freundinnen ist; dann ich nenne nur Freund und Freundin eine Person, die es in allen Situationen ist, die Tag und Nacht auf nichts sinnt, als das Beste ihres Freundes zu besorgen, alle vermögende Freunde anspannt, selbst arbeitet, ihn glücklich zu machen. Sehen Sie, dies ist das wahre Porträt der Madame Cannabich. Es ist freilich Interesse auch dabei, allein wo geschieht etwas, ja wie kann man etwas tun auf dieser Welt ohne Interesse? Und was mir bei der Madame Cannabich gar wohl gefällt, ist, daß sie es auch gar nicht leugnet; ich will es Ihnen schon mündlich sagen, auf was für Art sie es mir gesagt hat; dann wenn wir allein beisammen sind, welches sich leider sehr selten ereignet, so werden wir ganz vertraut. Von allen guten Freunden, die ihr Haus frequentieren, bin ich der einzige, der ihr ganzes Vertrauen hat, der all ihre Haus-, Familienverdruß, Anliegen, Geheimnisse und Umstände weiß. Ich versichere Sie (wir haben es auch zu uns selbst gesagt), daß wir uns das erstemal nicht so gut gekannt haben; wir haben uns nicht recht verstanden; aber wenn man im Haus wohnt, so hat man mehr Gelegenheit, einander kennen zu lernen, und schon in Paris fing ich an, die wahre Freundschaft vom Cannabichischen Haus recht einzusehen, indem ich von guten Händen wußte, wie er und sie sich um mich annahmen. Ich spare mir viele Sachen mündlich Ihnen zu sagen und zu entdecken, dann seit meiner Zurückkunft von Paris hat sich die Szene um ein merkliches verändert, aber noch nicht ganz.
Nun etwas von meinem Klosterleben. Das Kloster an sich selbst hat keinen großen Eindruck auf mich gemacht, dann wenn man einmal Kremsmünster gesehen hat, so –. Ich rede vom Äußerlichen und von dem, was man hier Hof heißt; das kostbarste muß ich erst sehen. Was mir am lächerlichsten vorkömmt, ist das grausame Militär. Möchte doch wissen, zu was? Nachts höre ich allzeit schreien: »Wer da?«, gebe aber allzeit fleißig Antwort: »Schmecks!«...