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Wien, 19. September 1781.
Ma très chère sœur!
Durch den letzten Brief unsers lieben Vaters habe vernommen, daß Du krank seiest, welches mir keine geringe Sorge und Kummer macht; und zwar vierzehn Tage hast Du schon die Badkur gebraucht. Du warst also schon lange krank, und ich wußte kein Wort davon. Nun will ich Dir aufrichtig schreiben und eben auch wegen Deinen immer zustoßenden Unpäßlichkeiten. Glaube mir, liebste Schwester, in allem Ernste, daß die beste Kur für Dich ein Mann wäre, und ebendeswegen, weil es so sehr Einfluß auf Deine Gesundheit hat, wünschte ich von Herzen, daß Du bald heiraten könntest. Du hast mich in Deinem letzten Schreiben noch als zu wenig ausgescholten; ich schäme mich, wenn ich daran denke, und ich kann keine einzige Entschuldigung fürbringen, als daß ich gleich, als ich Deinen vorletzten Brief erhielt, angefangen habe Dir zu schreiben, und daß es so liegengeblieben, ich es endlich zerrissen, weil die Zeit noch nicht da ist, wo ich Dich mit mehrerer Gewißheit trösten könnte. Doch ich hoffe, sie wird gewiß kommen. Nun höre meine Gedanken.
Du weißt, daß ich nun eine Opera schreibe. Was davon gemacht ist, hat hier überall außerordentlichen Beifall gehabt; dann ich kenne die Nation, und ich hoffe, sie wird gut ausfallen. Wenn das gelingt, dann bin ich auch in der Komposition wie im Klavier hier beliebt. Nun, wenn ich diesen Winter überstanden, so kenne ich meine Umstände besser, und ich zweifle nicht, daß sie gut sein werden. Für Dich und D'Yppold wird schwerlich, ja, ich glaube gewiß, in Salzburg nichts daraus werden. Könnte dann D'Yppold hier nichts für sich zuwegen bringen? Er für sich selbst wird auch wenigstens nicht ganz leer sein. Frage ihn darum, und glaubt er, daß die Sachen gehen könnten, so soll er mir nichts als den Weg zeigen; ich werde gewiß das Ohnmögliche tun, weil ich den stärksten Anteil an der Sache nehme. Wäre das ausgemacht, so könnt Ihr Euch sicher heiraten; dann glaube mir, Du würdest Dir hier Geld genug verdienen, z. B. in Privatakademien zu spielen und mit den Lektionen, man würde Dich recht darum bitten und gut bezahlen. Da müßte aber mein Vater quittieren und auch mit, dann könnten wir wieder recht vergnügt zusammenleben. Ich sehe kein ander Mittel, und ehe ich gewußt habe, daß es Dir mit dem D'Yppold recht ernst ist, so hatte ich schon mit Dir so was im Sinn. Nur unser lieber Vater war der Anstoß, dann ich möchte, daß der Mann in Ruhe käme und sich nicht plagen und scheren sollte. Auf diese Art könnte es aber sein, dann durch das Einkommen Deines Manns, durch Dein eigenes und durch das meinige können wir schon auskommen und ihm Ruhe und ein vergnügtes Leben verschaffen. Rede nur bald mit dem D'Yppold und gib mir gleich Anleitung; dann wie ehender man die Sache zu betreiben anfängt, desto besser. Durch das Cobenzlische Haus kann ich das meiste machen; er muß mir aber auch schreiben, wie und was.
Monsieur Marschal empfiehlt sich Dir und besonders dem Monsieur D'Yppold, und er läßt sich bei ihm noch auf das freundschaftlichste bedanken für das große Freundstück, welches er ihm bei seiner Abreise erwiesen. Nun muß ich schließen, dann ich muß noch dem Papa schreiben. Lebe wohl, liebste Schwester! Ich hoffe im künftigen Brief vom Papa bessere Nachrichten von Deiner Gesundheit zu lesen und bald durch Deine eigene Handschrift davon ganz überzeugt zu werden. Adieu, ich küsse Dich tausendmal und bin ewig Dein unveränderlicher, Dich von Herzen liebender Bruder.