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München, 16. Dezember 1780.
... Gestern war Herr Esser zum erstenmal bei mir. Ist er in Salzburg zu Fuß gegangen? oder auch wie hier immer in der Kutsche herumgefahren? Ich glaube, das bißchen Salzburger Geld wird nicht im Beutel bleiben wollen. Sonntags speisen wir zusammen beim Cannabich, und da muß er uns seine gescheite und närrische Solos hören lassen. Er sagt, er gibt kein Konzert hier, will sich auch bei Hof nicht produzieren, er sucht es nicht, wenn ihn der Kurfürst hören will. » Eh bien, ich bin da, es wird mir eine Gnade sein, allein ich melde mich nicht« Übrigens mag er ein guter Narr – Teufel! Ritter wollte ich sagen, sein; er fragte mich schon, warum ich den Sporn nicht trüge. Ich sagte, ich hätte an dem im Kopf schwer genuy zu tragen. Er hatte die Güte, mein Kleid mir am Leibe ein wenig auszubürsten, und sagte: »Ein Kavalier darf den andern schon bedienen.« Ohngeacht dessen hatte er doch den nämlichen Nachmittag, ganz gewiß aus Vergessenheit, als er zum Cannabich kam, seinen Sporn (ich meine den äußerlichen, sichtbaren) zu Hause gelassen oder wenigstens so gut zu verstecken gewußt, daß man nicht das Geringste davon zu sehen bekam. Nun geschwind, sonst vergesse ich wieder. Die Madame und Mademoiselle Cannabich fangen an, aus Ursach hiesiger Luft und Wasser immer am Hals etwas dicker zu werden; auf die Letzt könnte gar ein Kropf daraus werden. Gott sei bei uns! Sie nehmen zwar ein gewisses Pulver, was weiß ich, aber so heißt es nicht, nein! allein es will doch nicht recht nach Kontentement ausfallen. Derentwegen nahm ich mir die Freiheit, die sogenannten Kropfpillen anzuempfehlen, vorgebend (um den Wert dieser Pillen zu erhöhen), daß meine Schwester drei Kröpfe gehabt hat, einer größer als der andere, und doch endlich kraft dieser herrlichen Pillen wieder davon gänzlich befreit worden. Kann man sie hier machen, so bitte um das Rezept; werden sie aber nur bei uns gemacht, so bitte gegen bare Bezahlung mir mit dem nächsten Postwagen etwelche Zentner hierherzuschicken; Sie wissen meine Adresse...
Heute nachmittag ist Prob vom ersten und zweiten Akt wieder im Zimmer beim Grafen, dann werden wir nichts als den dritten noch im Zimmer probieren, alsdann aber gleich aufs Theater gehen. Wegen den Kopisten ist die Prob immer verschoben worden, über welches Graf Seinsheim fuchsteufelwild geworden...
Wegen dem sogenannten populare sorgen Sie nichts, dann in meiner Opera ist Musik für aller Gattung Leute, ausgenommen für lange Ohren nicht...