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München, 15. November 1780.
... Die Aria ist fürtrefflich so. Nun gibt es noch eine Veränderung, an welcher Raaff schuld ist; er hat aber recht, und hätte er nicht, so müßte man doch seinen grauen Haaren etwas zu Gefallen tun. Er war gestern bei mir, ich habe ihm seine erste Aria vorgeritten, und er war sehr damit zufrieden. Nun, der Mann ist alt, in einer Aria wie selbe im zweiten Akt: Fuor del mar hò un mare in seno usw. kann er sich dermalen nicht mehr zeigen. Also weil er im dritten Akt ohnedies keine Aria hat, wünschte er sich (weil seine im ersten Akt vermög dem Ausdruck der Wörter nicht cantabile genug sein kann) nach seiner letzten Rede O Creta fortunata! o me felice! anstatt dem Quartett eine hübsche Aria zu singen, und auf diese Art fällt auch hier ein unnötiges Stück weg, und der dritte Akt wird nun weit bessern Effekt machen. Nun, in der letzten Szene im zweiten Akt hat Idomeneo zwischen den Chören eine Aria oder vielmehr Art von Cavatine. Hier wird es besser sein, ein bloßes Rezitativ zu machen, darunter die Instrumenten gut arbeiten können; dann in dieser Szene, die (wegen der Aktion und den Gruppen, wie wir sie kürzlich mit Le Grand verabredet haben) die schönste der ganzen Opera sein wird, wird ein solcher Lärm und Konfusion auf dem Theater sein, daß eine Aria eine schlechte Figur auf diesem Platz machen würde, und überdies ist das Donnerwetter (und das wird wohl wegen der Aria vom Herrn Raaff nicht aufhören?), und der Effekt eines Rezitativs zwischen den Chören ist ungleich besser. Die Liesel Wendling hat auch schon ihre zwei Arien ein halb dutzendmal durchgesungen, sie ist sehr zufrieden. Ich habe es von einer dritten Hand, daß die zwei Wendlinge ihre Arien sehr gelobt haben. Raaff ist ohnedies mein bester, liebster Freund. Meinem molto amato castrato dal Prato muß ich aber die ganze Opera lehren, er ist nicht imstande, einen Eingang in eine Aria zu machen, der etwas heißt, und eine ungleiche Stimme! Er ist nur auf ein Jahr engagiert, und sobald das aus ist, welches künftigen September geschehen wird, so nimmt Graf Seeau einen andern. Da könnte Ceccarelli sein Glück versuchen, sérieusement!
Nun hätte ich bald das Beste vergessen. Graf Seeau hat mich letzten Sonntag nach dem Amt S. Kurfürstlichen Durchlaucht dem Kurfürst en passant vorgestellt, welcher sehr gnädig mit mir war, indem er sagte: »Es freuet mich, Ihn wieder hier zu sehen.« Und als ich sagte, daß ich mich beeifern werde, den Beifall S. Kurfürstlichen Durchlaucht zu erhalten, so klopfte er mich auf die Schulter und sagte: »O, daran habe ich gar keinen Zweifel, daß alles gut sein wird.
A piano piano si và lontano.« ...