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Nothelfer Blasius

Sieh, noch einmal erbebt das Haupt
Der Höllendrache! Sieh, er schnaubt
Dem Kreuze noch einmal entgegen!
Bald wird sich seine Hoffart legen.

Blasius, der Gottesknecht,
That allen Leuten so ihr Recht,
Daß sie ihn zum Bischof machten
Zum Lohne für sein frommes Trachten
In der Stadt Sebaste da,
Im Lande Armenia.

Als Licinius, der Tyrann,
Nun auf der Christen Unheil sann,
Da floh noch Blasius bei Zeit,
Denn es schuf ihm grimmiges Leid,
Daß er da mußte schauen
Der Christen Leid voll Grauen.
Er wich in einen wilden Wald
Und fand dort seinen Unterhalt
Am Berg Aegäus in einer Höhle,
Wo ihm auf Gottes Befehle
Die Vögel Speise schafften.
Die wilden Tiere gafften
Ihn friedlich an und keines ging,
Bevor es den Segen von ihm empfing.

So ward er dort den Tieren kund.
Ward ihrer eins siech oder wund,
Das kam mit großer Schnelle
Zu des guten Mannes Zelle,
Auf daß es seinen Segen empfinge;
Da ward es heil und guter Dinge.

Einmal erschien der Herr im Wald
Dem Bischof und sprach: »Nun ist bald
Die Zeit gar nahe, da du mir
Ein Opfer bringen sollst an dir.«

Am Tage darauf jagte im Wald
Agricola, dem die Gewalt
Ueber der Christen Tod und Leben
Vom Kaiser war übergeben.
Der sah das Wild von dannen fliehn
Und zu des Bischofs Höhle ziehn
In seinen Schutz. Gar bald erkannte
Der Fürst, daß dieser Verbannte
Ein Christ sein müsse, und er befahl,
Ihn fortzuschaffen zu Pein und Qual.

Die Christen hörten in der Runde
Bald von dem wundersamen Funde.
Sie liefen her, Männer und Frauen,
Ihren lieben Hirten zu schauen
Und ihn um ihre Hilfe zu bitten.

Da bat eine Frau mit einfältigen Sitten:
»Ach Blasius, lieber Herre mein,
Ich hatte nichts als nur ein Schwein.
Zu dem ist nun ein Wolf gekommen
Und hat es leider hingenommen.
Hilf mir, du hast zu helfen Macht,
Daß es mir werde wiedergebracht!«

Die Menge lachte, doch der Fromme
Befahl, daß schnell der Wolf herkomme.
Der trug das Schwein lebendig herwieder
Und warf es vor die Fraue nieder.

Als Blasius dann im Kerker lag,
Da kam die Frau, die der Treue pflag.
Sie schlachtete das Schwein und sott
Es, brachte dazu ein Brot
Und auch ein Licht. Er wurde so
Im dunklen Kerker der Treue froh,
Die sie ihm da beweisete,
Da sie ihn völlig speisete.
Er sprach zu ihr: »Hör', was ich sage!
Vergiß nicht: Alle Jahre trage
Zur Kirche du ein Kerzenlicht
In meines Namens Zuversicht!
Dir und wer das immer thut,
Dem soll die Sitte kommen zu gut.«

Noch eines anderen Weibes Kind
Heilte Blasius geschwind,
Da ihm im Hals stak eine Gräte,
Die es beinah' erwürget hätte.

Drum ist Sankt Blasius wohlbekannt
Als Nothelfer im ganzen Land
Für die, so an dem Halse leiden,
Und gegen das Wild in Wald und Heiden.

Der Wollenweber Schutzpatron
Ist er, weil ihm mit grimmem Drohn
Durch einen eisernen Hechelkamm
Das Fleisch zerschunden ward. Voll Gram
Kamen sieben Frauen gut,
Die sammelten sein heiliges Blut.

Da wurden auch sie ergriffen und
Gemartert, weil ihr treuer Mund
Der Götter spottete. Sie schwuren,
Die Götzen zu ehren, und verfuhren
Mit ihnen, wie es recht zu sein
Sie dünkte: in den See hinein
Warfen sie den Greul. Ihr Leben
Mußten sie durchs Schwert aufgeben.

Der Richter, wutentbrannt,
Ließ darauf allzuhand
Den Bischof in das Wasser stürzen,
Vergebenes Drohen abzukürzen.
Doch Blasius machte mit der Hand
Das Kreuzeszeichen: wie auf dem Land
Ging er auf dem Wasser hin und her
Und rief mit Spott zum Heidenheer:
»Wenn ihr auch euren Göttern traut,
So thut, was ihr an mir erschaut!«
Von Wahn ergriffen stürzten sich
Vierundsechzig eiferlich
In das Wasser; doch zu Grunde
Gingen sie zur selben Stunde.

Blasius kehrte wieder aufs Land,
Wo er den Tod allendlich fand.
Bevor ihn traf der Todesstreich,
Rief er zu Gott im Himmelreich:
»O Herr, durch den ich hier muß sterben,
Ich bitte dich, laß nicht verderben,
Die je in meinem Namen
Bittend zu dir kamen!«
Da ward eine Stimme ob ihm vernommen:
»Dein Name soll den Guten frommen!«
Elissa, ein gottesfürchtig Weib,
Bestattete seinen heiligen Leib.

Mit ihm starben, auch nicht minder
Beherzt, zwei heldenhafte Kinder
Von einer jener lieben Frauen.

So wollen denn auch wir vertrauen,
Daß uns allzeit, was es auch sei,
Sankt Blasius Nothelfer sei.

Sankt Blasius macht voll die Schar
Der vierzehn Nothelfer in Gefahr;
Du, Sankt Georg, hilfst uns im Streit
Wider den bösen Feind allzeit!
Sankt Erasmus nimmt sich dann
Der Witwen und der Waisen an.
Aus Not und Sünden, die uns droh'n,
Hilfst du uns, Sankt Pantaleon.
Leibes- und Seelenreinigkeit
Erbittet uns bei Gott Sankt Veit.
Sankt Christoph rettet immerdar
Aus Fährlichkeit und aus Gefahr.
Dionysius, der Blinden Licht,
Macht Geistesfinsternis zunicht.
Den Satan hält in Fessel und Band
Cyriacus durch starke Hand.
Achatius hilft uns in Leiden,
Wenn uns der Rosen Dornen schneiden.
Eustachius schafft uns Geduld
Und sichert uns so Gottes Huld.
Aegidius hilft, daß Gott uns hört,
Er, den die Hirschkuh einst ernährt.
Margareta, die den Satan bedroht,
Verringre gesegneter Frauen Not.
O Katharina, Wunderlicht,
Ob wir auch irren, verlaß uns nicht!
Sankt Barbara schaff' noch im Tod
Uns der Wegzehrung Himmelsbrot!

Blasius, 3. Febr. 316. Passional II. S. 168.


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