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Philippus der Fischer lebte voreh
Mit Weib und Kindern am lieblichen See.
Mit seinem Freund Nathanael
Kam er zu Jesus. Dessen Befehl
Gehorsam, lehrte er das Wort
Erst in Judäas Nähe dort.
Als Sankt Philippus endlich schied
Von seinen Genossen, da geriet
Er nach
Scythia in das Land
Und machte dort dem Volk bekannt
Das wahre Licht Jesum Christ,
Der ein Helfer der Kranken ist.
Er pflegte des Amtes wohl zwölf Jahr,
Bis ihn der bösen Heiden Schar
Fing und zu ihrem Tempel brachte
Und ihn zu zwingen gedachte,
Daß er opfere ihrem Gotte.
Mars war sein Name, und die Rotte
Hatte ihm dort ein Bild gesetzt.
Verloren war sein Leben jetzt,
Half ihm Gott nicht in der Sache.
Es kroch ein großer Drache
Nach unseres Herren Wort empor
Unter des Bildes Säule hervor
Und biß zu aller Heiden Not
Des Heidenbischofs Knaben tot,
Der Feuer zu dem Opfer trug,
Worauf er zwei Knechte niederschlug,
Die den Philippus sollten halten.
Durch des Ungeheuers Gewalten
Verdarb auch noch des Volkes viel.
Philippus setzte dem ein Ziel
Und rief zu der erschreckten Rotte:
»Beugt euch vor dem wahren Gotte,
So wird den Siechen Heil gegeben,
Und die hier starben, sollen leben.
Der frohen Botschaft werdet froh!«
Dann sprach er zu dem Drachen so:
»Fahr' in die wilde Wüste davon
Und weiche hier vor Gottes Sohn!«
Und der Drache mußte gehorsamen.
In des großen Gottes Namen
Sprach nun Philippus sein Gebet,
Das er mit solcher Hitze thät
Für der Siechen Krankheit,
Daß unseres Herren Mildigkeit
Den Siechen seine Hilfe bot,
Und jede Leidensnot
Entwich zur selben Stund'.
Die Toten wurden auch gesund;
Es wurde ihnen von Gott gegeben
Wie zuvor ein Freudenleben.
Nun ging es über den falschen Gott;
Nach des Philippus Gebot
Brachen sie ihn darnieder
Und setzten ein Kreuz wieder
Hin zu Gottes Ehre
Nach Philippus' Lehre.
Er taufte sie und weihte ihnen
Priester, um dem Herrn zu dienen.
Auf weiteren Fahrten kam er da
Auch nach dem Lande
Asia.
Hierapolis war der Name
Der Stadt, wohin der lobesame
Zwölfbote lenkte seinen Schritt.
Er hatte auch zwei Töchter mit.
Denn eh' er Apostel war geworden,
Stand er in der Ehe Orden.
Die beiden Töchter hatten ihr Leben
Ganz der Keuschheit ergeben,
So daß von ihren süßen Lehren
Sich auch viele ließen bekehren.
Zwei andere Töchter, wie wir lesen,
Sind heilige Ehefrau'n gewesen.
Da Philippus, der auserwählte,
Sieben und achtzig Jahre zählte,
Erkannte er, es wende
Sich nun zu seinem Ende.
Das wußte er sieben Tage zuvor;
Denn sein Herz strebte empor
Zu der ewigen Weisheit,
Die kündete ihm seine Zeit.
Da versammelte er um sich
Noch seine Schüler; inniglich
Ermahnte er sie zur rechten Pflege
Der Tugend auf Gottes Wege.
Auch
Polykarp, der hochgeehrte,
Hörte noch damals, was jener lehrte.
Darauf nach sieben Nächten
Sah man mit wilden Knechten
Die Heidenscharen kommen,
Die fingen den Frommen
Und hingen ihn an ein Kreuz zur Schmach,
Weil er so viel vom Kreuze sprach.
So ging er, sich zum Glücke,
Wohl auf des Kreuzes Brücke
Ueber der tobenden Welt Flut
Hin zum ewig sicheren Gut,
Wo ihm Gott zum Lohne
Gab der Ehren Krone.
Seine Jünger erhuben
Den Leichnam, den sie ehrlich begruben.
Bei ihm wurden auch seine Töchter begraben.
Nun sollen wir ihn vor Augen haben
Und uns, ihm zu Ehren,
Zu seinem Meister kehren.
Philippus, 1. Mai 81 (?). Passional S. 278 f.