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Zum Kaiser Diocletian
Und dem Mitkaiser Maximian
Traten die Heidenpriester und sagten:
»Was nützt es, was wir alles klagten,
Wenn
Primus und
Felician,
Die beiden Brüder, den Christenwahn
Stärken durch Würde und durch Alter!«
Da ließen die zwei Reichsverwalter
Die beiden Brüder gefangen legen
Und scharf bedrohen. Ihnen entgegen
Sprach Felicianus voll Gewalt:
»Ich bin nun achtzig Jahre alt
Und habe davon dreißig Jahr'
Gelebt dem Rechte ganz und gar.
In dem, was ich als recht erkannt,
Will ich auch sterben unverwandt.«
An ein Kreuz mit Nägeln hingen
Sie den Guten. Darauf gingen
Sie zu Primus und sagten ihm an:
»Dein Bruder hat den Willen gethan
Des Kaisers; also thu' auch du!«
Primus aber sagte in Ruh':
»Das glaub' ich wohl, daß Felician that
Nach des größten Kaisers Rat;
Ich meine aber den guten Gott.
Euer Lügen ist mir zum Spott!«
Mit brennenden Fackeln, geschmolzenem Blei,
Mit wilden Tieren mancherlei
Wurden nun geschreckt die beiden.
Sie waren so tapfer, daß der Heiden
Wohl fünfhundert sich bekehrten;
Worauf die beiden Kaiser begehrten,
Man solle ihnen das Haupt abhauen.
So starben sie, um Gott zu schauen.
Primus, 9. Juni 287. Passional II. S. 298.