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Papst Marcellinus und Marcellus mit andern Märtyrern

Noch seh' ich neue Scharen ziehn
Von Märtyrern. Papst Marcellin
Führt sie nun an, von Palmen umlaubt,
Er, der zum Opfer gab sein Haupt.

Aus einem Haus der Sünde dort
In Alexandrien brachte fort
Durch Kleidertausch Sankt Didymus
Sankt Theodoren. Doch zum Schluß
Muß er es büßen mit dem Schwert.
Zum Richtplatz stürmt die Maid, begehrt
Den gleichen Tod und stirbt also
Mit ihrem Retter kühn und froh.

Cantius, Cantianus und
Cantianilla, o treuer Bund
Edler Geschwister aus dem Stamm
Der Anicier, reich und lobesam!
Mit Protus, eurem Erzieher und Lehrer,
Bekehrt ihr euch, und als Bekehrer
Verteilt ihr euren Reichtum, flieht
Nach Aquileia und bemüht
Euch dort, die gefangenen Christen zu stärken.
Mit Ruten geschlagen, von guten Werken
Beflügelt, geht ihr zum Himmel ein.
Das Schwert endigte eure Pein.

Bischof Quirinus zog voll Mut
Von Lorch nach Sisseck. Doch die Wut
Der Heiden machte bald ein Ende
Seinem Wirken. Die heiligen Hände
Fesselte man und sandte ihn da
Zum Statthalter von Pannonia,
Amantius. Am Hals einen Stein,
Warf man ihn in den Fluß hinein
Zu Sabaria. Sterbend flehte
Er für das Land im heißen Gebete.

In Syrien lebt Febronia,
Die Jungfrau, längst dem Himmel nah,
Im klösterlichen Verein
Mit fünfzig Jungfrau'n keusch und rein.
Gemartert und enthauptet geh'n
Die Seelen hin zu seligen Höh'n.

Julitta will sich den Himmel erkaufen
Durch martervollen Scheiterhaufen.

Nun aber will ich von Afra sagen,
Augsburgs Patronin. In alten Tagen
Waren aus Cypern, wie wir vernommen,
Ihre Ahnen daher gekommen
Und hatten den schnöden Venusdienst
Nach Augsburg gebracht. Aus Gier nach Gewinnst
Ward jung Afra auch allda
Von ihrer Mutter Hilaria
Zu gleicher Schande angehalten.
Doch hört von Gottes weisem Walten!
Bischof Narcissus zog nunmehr
Aus Gerona in Spanien her
Mit Felix, seinem Diakon,
Als sie vor der Verfolgung floh'n.
Zu Afras Herberge nun kamen
Die Frommen, wo sie Wohnung nahmen.
Das andächtige Tischgebet
Des Bischofs wandte da, o seht,
Die sündevollen Hausbewohner
Zu Gott, dem Erbarmer, dem Verschoner.
Sie ließen sich taufen. Nach kurzen Tagen
Ward Narcissus am Altar erschlagen.
Afra mit Hilaria,
Der Mutter, und Eumenia,
Euprepia, Digna, den Mägden, ward
Vom Richter Gaius auf grausame Art
An einen Baum gebunden und
Verbrannt. – Noch weiter thu' ich kund
Von dem Schulmeister Cassian.
Man stiftete seine Schüler an,
Mit ihren eisernen Griffeln ihn
Zu Tod zu martern. – Wieder ziehn
Neue Märtyrer hin, zu ruh'n
In Gott. Der fromme Kriegstribun
Ferreolus fällt durch das Schwert.
Justina, fromm und ehrenwert,
Die Maid, von Prosdecimus getauft,
Dem Bischof Paduas, erkauft
Sich ewiges Leben durch Schwertestod.
Sie ist nun im ewigen Morgenrot
Des mystischen Einhorns Hüterin.

Nun tritt zum Kreuzestode hin
Agricola mit seinem Sklaven
Vitalis, den er belehrt. So trafen
Die Heiden ihn und klagten ihn an,
Den edlen Herrn, den treuen Mann.

Von christlicher Künstler höchstem Ruhm
Sing' ich nun laut. Dem Christentum
Getreu, verweigerten ernst und stolz
Vier Bildhauer, aus Stein oder Holz
Heidnische Götterbilder zu schaffen.
Sie huldigten Gott, nicht Gottes Affen.
Severian, Carpophorus,
Severus und Victorius,
So hießen die von den Heiden Gehöhnten,
Doch von den Engeln hold » Gekrönten«.
Und sieh, den kühnen Künstlern schlossen
Sich an fünf andre Kunstgenossen.
Preist ihre Namen: Claudius,
Symphorian, Castorius,
Simplicius, Nicostratus!

Theodorus, der tapf're Soldat,
Zündete nach höherem Rat
Der Cybele Götzentempel an
Zu Amasea, um den Wahn
Der Heiden zu bekämpfen.
Er ward verbrannt. Seinen Ruhm zu dämpfen
Gelang doch nicht. Als der Patron
Venedigs gilt er länger schon
Als Marcus, er, der Ueberwinder
Des Drachens und der Drachenkinder.

Die Marter der Eulalia
Entzündet Leocadia
Zu gleichem Mut. Sie gibt sich an
Dort zu Toledo vor Dacian
Und stirbt, nachdem sie des Kreuzes Zeichen
Der Kerkermauer, die sich erweichen
Mußte, eingeschrieben.

Nicht Gnad' noch Rettung ist geblieben
Dem kaiserlichen Leibarzt gar,
Pantaleon. Die Marter war
Zu Nikomedien ihm bereit.
Als Nothelfer allezeit
Vor Schlangenbissen mög' er nun
Mit seiner Hilfe nimmer ruh'n.

Januarius von Benevent,
Der Bischof, er, den jeder kennt,
Ward zu Puteoli hingerichtet.
Ihm ist Neapels Volk verpflichtet,
Bei dem sein wunderbares Blut,
In Liebe wallend, selig ruht.

Demetrius der tapf're stand
Als Prokonsul von Griechenland
Doch treu beim Kreuze. Lanzendurchbohrt
Fiel er zu Thessalonich dort.

Theodosia, aus Tyrus stammend,
In Liebe zu dem Herrn entflammend,
Ins Meer versenkt, ertrank sie nicht.
Das Schwert bahnt ihr den Weg zum Licht.

Eutropius im Gallierland, –
Als er am Pfahl gebunden stand,
Ergrünte dieser wunderbar.
Ihn brachte die Axt zur Engelschar. –

Nun will ich Pamphilus, den weisen
Philosophen und Priester, preisen.
Aus Beirut kam er ins heilige Land
Nach Cäsarea und widerstand
Aller Versuchung. Durch das Schwert
Ward ihm das Ziel alles Forschens geklärt.

Viele Christen, der Not der Zeit
Sich beugend, waren damals bereit,
Den Glauben abzuschwören.
Sie ließen sich bethören,
Doch strebten sie voll Reue
Wieder zum Herrn aufs neue.
Doch Papst Marcellus nahm sie nur auf,
Wenn sie mit strenger Buße darauf
Ihren Abfall sühnen wollten.
Ha, wie die Heiden darob grollten!
Sie spähten endlich sogar aus,
Daß er der Matrone Lucina Haus
Zu einer Kirche habe gemacht.
Er ward zum Kaiser hingebracht.
Maxentius ließ einen Pferdestall
Aus der Kirche machen und befahl,
Daß dort der Papst als Pferdeknecht
Sein Leben beschließe nach Fug und Recht.

Marcellus hatte vor dieser Zeit
Emygdius den Gallier geweiht
Zum Bischofe von Ascoli;
Die Marterkrone erwarb er hie.

Soll ich noch von Achatius sagen,
Deß Leib mit Dornen ward zerschlagen?

Von Lucianus, dem Priester klar,
Der seine Brust gar zum Altar
Machte, damit die gefangenen Christen
Nicht ihren Gottesdienst vermißten?

Von Julianus, dem Arzt, dem weisen,
Dessen Leib die Nägel zerreißen?

Nein, wenn die Henker nicht ermatten
Am Christenmord, die nimmersatten,
Der Sänger ermüdet, von euch zu sagen,
Der Hörer ermattet, euch zu beklagen.
Drum lebe wohl, du hehr Gewimmel,
Bis wir uns wiederseh'n im Himmel!

P. Marcellinus, 26. Apr. 304; Cantius, 31. Mai 304; Febronia, 25. Juni 304; Julitta, 30. Juni 304; Narcissus, 18. März 304; Afra, etc. 7. und 12. Aug.; Cassianus, 13. Aug. 304; Ferreolus, 18. Sept. 304; Justina, 7. Okt. 304; Agricola, 4. Nov. 304; die Gekrönten, 8. Nov. 304; Theodor, 9. Nov. 304; Leocadia, 9. Dez. 304; Pantaleon, 28. Juli 305; Januarius, 19. Sept. 305; Demetrius, 8. Okt. 306; Theodosia 2. Apr. 308; Eutropius, 30. Apr. 308; Pamphilus, 1. Juni 309; P. Marcellus, 308 – 16. Jan. 309; Emygdius, 5. Aug. 309; Achatius, 8. Mai 311 (?); Lucianus, 7. Jan. 312 (?); Julianus, 6. Febr. 312.


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