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Mariä Verkündigung

Zu enden der Menschheit Klage,
Will nun der Alte der Tage
Sich erneuen an dem Kinde,
Daß man erfüllet finde,
Was die Weissagen
Sprachen in alten Tagen
Von des Himmels Güte.
Den Samen von der Minne Blüte
Er auf das Erdreich warf,
Deß alles Volk zum Heil bedarf,
Daß es mit wachsender Minne
Hinwende alle Sinne
Auch an den edlen Himmelsstamm,
Von dem der Minnesame kam.
Das war ein wunderbares Ding:
Des weiten Himmels Ring –
Gott weiß allein sein Ende wohl –
Der war der Güte also voll,
Daß sie mußte überfließen.
Gott wollte ausgießen
Mit Lust und Liebe um die Wette
Nicht allein, was er hätte,
Sondern auch, was er war
In seinem Wesen lauter und klar.

Da sandt' er einen Engel hin,
Auf daß er seines Willens Sinn
Zu der wandelsfreien,
Der Jungfrau Mareien,
Hinbrächte, damit sie empfinge
Den Schöpfer aller Dinge
Vom heiligen Geist und ihn gebäre,
Daß er Mensch unter Menschen wäre.

O Gabriel, du edler Geist,
Deß Name »Stärke Gottes« heißt,
Sankt Gabriel, du Gotteskraft,
O Kraft, die große Dinge schafft,
O brächtest du von Himmelshöh'n
Uns immer Botschaft also schön!

Mariä Verkündigung, 25. März. Passional S. 13.


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