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Nun kommt die hochgelobte Zeit,
Da Jesus Christ in Kampf und Streit
Sein Kreuzesbanner selber sendet
Und den Triumph des Heils vollendet.
Constantin, dem Kaiser groß,
Dem kam ein harter Widerstoß
Von der gesamten Heidenschaft.
Maxentius mit großer Kraft
Zog ihm entgegen zur Tiberflut.
Der Kaiser sammelte voll Mut
Mannige ritterliche Degen
Und kam ihm diesseits des Flusses entgegen.
Doch war er in großen Sorgen da,
Als er jenseits des Flusses sah
Bei Maxentius viel größer die Kraft
An Knechten und an Ritterschaft,
Als sie diesseits bei ihm war.
In dieser großen Gefahr
Lag er des Nachts und entschlief.
Da ward ihm ein Traum; ein Engel rief
Und sprach: »Sieh' an dem Himmel dort
Dies
Kreuz! Das mache alsofort
Zu deinem Banner, dann eile zu kriegen:
In diesem Zeichen wirst du siegen!«
Und wie ihm dies Gesicht befahl,
Ließ denn der Kaiser allzumal
Ueber jede Fahne noch
Ein Kreuz anbringen; selbst jedoch
Nahm er ein gold'nes Kreuz zur Hand
Und führte sein Heer unverwandt
Dem Feind entgegen. Ein voller Sieg
Beendete den ganzen Krieg.
Maxentius ertrank im Fluß;
Das war des großen Kampfes Schluß.
Nun folgte der Kaiser der Himmelslehre;
Er dankte dem Kreuz mit großer Ehre
Und empfing den Glauben dann
Von
Silvester, dem heiligen Mann.
Die Taufe wollte er noch sparen,
Bis er zum Jordan mochte fahren.
Dafür kam er in große Leiden,
Wovon ich euch noch will bescheiden.
Er geriet in großen Streit
Mit Licinius allbereit;
Der war seiner Schwester Mann,
Jedoch ein blutiger Tyrann
Und Feind der Christen. Wohl zehn Jahre
Währte das Ringen, das furchtbare,
Bis Licinius Leben und Sieg
Verlor; da endete der Krieg.
Das Kreuzesbanner, 312; Licinius stirbt 324. Passional II. S. 270.