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Märtyrer unter Kaiser Marcus Aurelius

Zwei Schüler Polykarpus' gingen
Bald jenem nach. Die Heiden fingen
Germanicus mit noch zehn andern.
Von Bestien zerrissen wandern
Ihre Seelen aus Smyrna fort
Zum ewigen Himmelsfreudenort.
Benignus predigt den Burgunden.
Er wird mit ausgehungerten Hunden
Zusammen gesperrt. Sie schonen ihn.
Ein Lanzenträger rafft ihn hin.
Ob seiner Gruft zu Dijon stand
Bald die Abtei, berühmt im Land.

Justinus, voll des reinsten Strebens,
Suchte lange die Wahrheit vergebens
In griechischen Philosophenschulen.
Er sah nach dem Wissen erfolglos buhlen
Peripatetiker, Stoiker,
Pythagoreer, Platoniker,
Bis ihn ein Greis neu hoffen ließ,
Der ihn an die Propheten wies.
Er wurde Christ. Mit Geistesmacht
In griechischer Philosophentracht
Zog er umher und stritt in Wort
Und Schrift für Gott, den einigen Hort,
Gegen Juden, Ketzer und Heiden.
Der Tapfere wollte nicht vermeiden
Ein freies Wort selbst vor dem Kaiser.
Wohl war auch Marc Aurel ein Weiser,
Doch blendete ihn das neue Licht.
Die Heiden siegten vor Gericht
Durch ihre feindseligen Listen.
Justinus starb mit noch sechs Christen.

Noch einmal nahte Gottes Gnade
Dem Kaiser einst auf seinem Pfade,
Als er nicht fern von Wien zur Schlacht
Sich stellte gen der Quaden Macht.
Heiß war der Tag und wasserlos
Die Gegend; jeder Labung bloß
Wankte das Heer der Römer schon;
Da warf sich die zehnte Legion
Zum Staunen der Feinde auf die Knie
Und betete; denn alle sie
Waren Christen aus Melitene
In Kappadocien. Und jene
Bitte wurde gleich erhört.
Ein Sturm erhebt sich, wild empört
Jagt daher Wolke auf Wolke,
Wirft Blitze und Hagel dem feindlichen Volke
Entgegen, labt das römische Heer.
Des Sieges froh benennt nunmehr
Der Kaiser jene Legion
Die »blitzende«. Doch übler Lohn
Wird noch den Christen. Nach kurzer Frist
Erleidet Donatus als treuer Christ
Den Martyrtod, er, der der Schar
Der frommen Christen Führer war.
Er steht allnun als treuer Patron
Ob Wetter und Hagel vor Gottes Thron.

Die junge Magd Blandina starb
Mit ihrer Herrin. Mit ihnen erwarb
Auch Bischof Pothinus in Lyon
Den Martyrruhm. Mit Spott und Hohn
Und dem heidnischen Volk zum Ergötzen
Ließ man in ein Netz die Jungfrau setzen
Und warf sie vor einen wilden Stier.
Der schleuderte sie mit den Hörnern schier
Bis in den Himmel.

Damals lehrte
Papst Eleutherus. Dieser bekehrte
Lucius, den König von Britenland,
Der hatte sich gläubig an ihn gewandt,
Nachdem Timotheus zuvor
Schon bei ihm fand geneigtes Ohr.
In seinem Reich verbreitete
Der Fürst das Heil und leitete
Es, weitum wandernd, in manches Land.
Er kam nach Augsburg und zuhand
Nach Rhätien und Chur. Alldort
Ward er gesteinigt. Immerfort
Wird doch sein Geist dem Lande bleiben,
Das Gute schützen, das Böse vertreiben,
Sich selbst das schönste Loblied schreiben.

Märtyrer unter Marc Aurel (161-180). Germanicus, 19. Jan. 166; Benignus, 26. Jan. 166; Justinus, 13. April 167. Die Markomannenschlacht 174; Donatus, 30. Juni; Blandina, 2. Juni 177; Lucius, 3. Dez. 180.


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